Helden auf vier Pfoten

Gruppe München der Rettungshundestaffel Oberbayern leistet wichtige Arbeit

Helden haben bei der Gruppe München der Rettungshundestaffel Oberbayern zwei Beine und vier Pfoten.	Foto: Marion Friedl

Helden haben bei der Gruppe München der Rettungshundestaffel Oberbayern zwei Beine und vier Pfoten. Foto: Marion Friedl

München-Hochbrück-Landkreis · Viele Helden in der Erdbeben-Region in Italien haben vier Pfoten. Rettungshunde bewiesen Mut und gute Nasen bei der Suche nach Verschütteten. Doch nicht nur die Italiener haben vierbeinige Retter.

Die gibt es auch hier: In Hochbrück leistet die Gruppe München der Rettungshundestaffel Oberbayern wertvolle Arbeit in Kooperation mit der Freiwilligen Feuerwehr Hochbrück.

16 Hunde trainieren und arbeiten mit ihren Besitzern bei der Ortsgruppe München. Dank einer Erbschaft konnte ein Gelände gekauft werden und dort üben die Hund-Mensch-Teams zwei mal pro Woche sowohl die Flächensuche als auch die Trümmersuche. Die Hundenase muss dabei den Menschengeruch aufnehmen und dem Hundeführer zeigen: Da geht’s zu der Person, die man gefunden hat. Bei der Flächensuche handelt es sich meist um suizidigefährdete oder um vermisste Personen, die beispielsweise dement und hilflos sind. »Unsere Hunde zeigen jeden Menschen an, den sie im Suchgebiet finden«, erklärt Christian Sauer, zweiter Vositzender der Gruppe München. »Entweder tun sie das bellend oder sie kommen mit einem Bringsel zum Hundeführer zurück.« Diese Apportier-Stoffwurst ist eine tolle Sache, denn »wir wissen ja nicht, ob der Mensch vielleicht Angst vor Hunden hat. Da ist es besser, wenn der Hund nicht bellt, sondern ein Bringsel apportiert«, so Sauer.

Etwa 20 bis 25 Einsätze pro Jahr leisten die Rettungshunde und ihre Menschen. Manchmal enden die schneller und amüsanter als gedacht. »Bei einem Einsatz stand plötzlich eine ältere Dame im Nachthemd bei den Einsatzkräften und fragte, was wir da so machen«, erzählt Christian Sauer. »Es war die demente Frau, die wir suchen sollten.«

Doch nicht immer kann schmunzelnd aufgeatmet werden. Christian Sauer war mit seiner Labrador-Hündin im Einsatz, als in der eingestürzten Eissporthalle in Berchtesgaden nach Verschütteten gesucht wurde. So etwas geht an die Substanz: Für die Hunde bedeutet das anstrengende Nasenarbeit und Herausforderungen auf unsicheren, manchmal wankenden Trümmern. Auch die Menschen müssen mit dem schwankenden Untergrund umgehen, aber auch psychische Belastungen meistern – vor allem, wenn Menschen nicht gerettet, sondern nur tot geborgen werden können.

Etwa zwei Jahre dauert die Ausbildung eines Rettungshundes inklusive Prüfungen. Der Grundgehorsam muss sitzen, aber auch das zuverlässige Suchen und das sichere Laufen auf verschiedenen Untergründen, das Kriechen durch Hohlräume oder auch das Bewältigen von schrägen Hindernissen muss gelernt werden. Starke Nerven brauchen die Hunde, wenn sie aus luftiger Höhe abgeseilt werden oder wenn erschreckende Knallgeräusche ignoriert werden müssen.

Dennoch: »Wichtig ist, dass der Hund Freude am Training hat und für gute Leistungen belohnt wird«, so Christian Sauer. Die Belohnung, wie etwa ein Leckerli oder ein Spiel, ist Bestätigung und Richtmaß für das Handeln zugleich. Nicht nur die Hunde müssen viel lernen und können. Erste Hilfe, Stressbewältigung, Einsatztaktiken, Umgang mit Karte, Kompass und Funk, Kynologie und vieles mehr gehören zum Lernpensum der Menschen.

Ob Ausbildung, Training oder Einsätze – die Retter auf zwei Beinen und vier Pfoten arbeiten ehrenamtlich. Auch die Finanzierung der Ausbildung, Prüfungen und Einsätze wird von den Mitgliedern der Rettungshundestaffel-Gruppe München geleistet.

Christian Sauer: »Da ist viel Idealismus dabei und wer sich mit seinem Hund engagieren will, muss sich im klaren sein, dass das sehr zeitaufwändig ist und man keinen Lohn und keinen Pokal bekommt.« Immerhin: Was der Hund bekommt, ist ein Zuhause auf Lebenszeit bei seinem Hundeführer, denn Rettungshunde müssen sehr besitzerorientiert sein.

Hat der Hund das Zeug zum Helden? Hunde, die Retter werden wollen, müssen gesund und fit sein, aber auch lern- und arbeitsfreudig, neugierig, laufbegeistert, motivierbar und sozial verträglich. Eher fehl am Platze sind Angsthasen oder Hunde mit ausgeprägtem Jagdtrieb. Tabu sind auch Aggressivität und Ungehorsam. Vor allem mittelgroße Hunde sowie kleine Hunde haben gute Karten, weil sie im Gegensatz zu Riesen und Schwergewichten durch engere Durchlässe kommen und lose Trümmer unter den Pfoten nicht so leicht ins Schwanken bringen. Sportlich sollten Mensch und Hund sein, denn bei der Flächensuche müssen sie weite Strecken laufen und bei der Trümmersuche muss man auch mit unwegsamem Gelände klar kommen.

Wesentlich angenehmer sind da repräsentative Einsätze, wenn sich die zwei- und vierbeinigen Partner bei Festumzügen der Stadt oder bei einer Schauübung der Feuerwehr von ihren besten Seiten zeigen. Eifrig führen die Hunde dann das Erlernte vor und genießen ihre Auftritte als Sympathieträger und Streichelhunde. Marion Friedl

Artikel vom 12.09.2016
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