Ein ganz normaler Verein?

Beim TSV Maccabi München wird einfach Sport getrieben

Andreas Huber, Maurice Schreibmann und Robby Rajber (v. re.) tragen viel Verantwortung beim TSV Maccabi München. 	Foto: Verein

Andreas Huber, Maurice Schreibmann und Robby Rajber (v. re.) tragen viel Verantwortung beim TSV Maccabi München. Foto: Verein

München · Beim TSV wird Sport getrieben. Eine umfassende Nachwuchsförderung macht den Verein im Münchner Osten für Familien attraktiv. Klingt schon nach einem ganz normalen Verein. Und doch ist beim TSV Maccabi München e.V. einiges anders.

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Das fängt schon bei der Geschichte des Vereins an. Gegründet wurde der TSV Maccabi 1965 von Überlebenden des Holocaust als Treffpunkt und Sportverein für jüdische Mitbürger. Damit bekam der Sportverein zwangsläufig eine politische Komponente. Und auch die Religion blieb nicht ganz außen vor. Das ist auch heute noch so. Aus religiösen Gründen treten die Mannschaften des Vereins am Sabbat (Freitagabend bis Samstagabend) nicht zu Wettkämpfen und Punktspielen an. »Wir sind der einzige Maccabi-Verein in ganz Deutschland, der das noch macht«, erklärt Geschäftsführer Maurice Schreibmann.

Er selbst gehört zu den liberalen Juden, die das Gebot des Ruhetags zwar respektieren, aber immer seltener auch praktizieren. Es ist ein Zugeständnis an die Lebenswirklichkeit, das vielen Juden keine Probleme bereitet. Dennoch ist es Vereins­politik und betrifft somit alle Mitglieder – und die sind bunt zusammengewürfelt. ­Etwa die Hälfte der »Maccabianer« sind Juden, die andere Hälfte setzt sich aus Angehörigen aller möglichen Nationen und Religionen zusammen. Auch Muslime findet man in dem Verein, und das gar nicht mal selten. Dennoch ist eine Kluft vorhanden, von denen Schreibmann sich wünscht, sie wäre nicht da oder sie könnte zuwachsen.

Daran arbeitet der Verein. Ganz am Anfang, in ihrem ersten Spiel, sind die Fußballer des Vereins mit 30:0 demontiert worden. Mit der Zeit hätten sich die Sportler in mittlerweile zehn Abteilungen durch Erfolge auch sportlichen Respekt erarbeitet. Das hat einige Zeit gedauert. Früher habe es durchaus geheißen: »Die Juden kommen.« Das, meint Schreibmann, habe nachgelassen.

Ganz vorbei ist es mit Diskriminierung aber immer noch nicht. Dumme Sprüche müssen die Aktiven sich zwar immer wieder anhören, wie es oft unter erhitzten Gemütern auf dem Feld vorkommt. Nur dass gegen die Maccabianer diese Verbalausfälle ganz schnell in den Antisemitismus abgleiten. Das Vereinsgelände an der Riemer Straße wird von Kameras überwacht. Seit Kurzem erst, betont Schreibmann und nennt als Grund Vorfälle von Vandalismus, wie sie überall vorkämen. »Nazi-Parolen hatten wir hier noch nicht«, berichtet er. Auf dem Gelände selbst wiederum finden Sportler und Zuschauer ungewohnte Bewegungsfreiheit. Es gibt so gut wie keine Zäune. »Das macht die Leute entspannter«, glaubt Schreibmann. Die Stimmung bei Heimspielen der Fußballmannschaften beschreibt er als angenehm. Trotzdem gehen dem einen oder anderen mal die Pferde durch. In solchen Fällen greifen die Verantwortlichen des Vereins ein, mahnen zu Sportlichkeit und Besonnenheit. Meistens funktioniere das.

Dass es überhaupt noch einen Spielbetrieb in dem Verein gibt, grenzt an ein kleines Wunder. Vor zwölf Jahren war der Verein praktisch pleite, kaum Mitglieder, ein marodes Gelände, Unregelmäßigkeiten in der Verwaltung. Eine kleine Gruppe unverdrossener Kämpfer wollte das ändern, darunter Schreibmann und der heutige Präsident Robert »Robby« Rajber. Sie haben den Verein reformiert, Grundlagen für einen neuen Aufschwung gelegt, viel Arbeit investiert und einen positiven Geist verbreitet. Teilhabe und Lob, Zusammenhalt, Loyalität und Fairplay haben den Verein zu dem nahezu familiären Verbund gemacht, der er heute ist. Nach Schreibmanns Angaben ist der TSV Maccabi der am stärksten wachsende Verein im Münchner Osten, teilweise musste ein Aufnahmestopp ausgeprochen werden. Also doch was Besonderes? »Wir wollen keine Sonderrolle, keine Vorteile von den Verbänden.« Das ist dem Geschäftsführer wichtig. Und manchmal gibt es auch »ganz normales Chaos«, wie es jeder Verein kennt. Und was bleibt am Ende des Tages die Erkenntnis? Beim TSV Maccabi München wird Sport getrieben. Von Carsten Clever-Rott

Sommerferiencamp Soccer meets Tennis
Der TSV Maccabi München bietet im Sommer seine beliebten Feriencamps an. Unter dem Titel »Sommer meets Tennis« gibt es ein bunt gemischtes Sportprogramm für die Jahrgänge 2010 und älter. Vom 5. bis 9. September, also in der vorletzten Sommerferienwoche findet noch einmal ein solches Fußball-Tennis-Sommerferiencamp statt. Die Teilnahme kostet 199 Euro pro Kind. Die teilnehmenden Kinder treffen sich jeweils um 9.30 Uhr auf der Sportanlage an der Riemer Straße 300, um 12.30 Uhr gibt es ein gemeinsames Mittagessen, um 16 Uhr endet das Sportprogramm. Anmeldeformular unter www.maccabimuenchen.de Weitere Informationen gibt es per E-Mail unter info@maccabi.de

Artikel vom 19.08.2016
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