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Schützen, nicht abschotten
Integration: Arme Schulschwestern unterrichten ab Herbst 20 Afghaninnen
Schulleiterin Schwester Gisela: »Die Ausbildung auf soziale Berufe entspricht dem Frauenbild der Kulturen, aus denen die Flüchtlinge stammen.« Foto: Stark
Au/Haidhausen · An öffentlichen Schulen gehören Integrationsklassen für Kinder und Jugendliche aus Krisenregionen längst zum Alltag.
Als eine der ersten Privatschulen werden nun auch die Armen Schulschwestern in der Au in diesem Bereich der Flüchtlingsarbeit aktiv: Rund 20 Mädchen und junge Frauen, vorwiegend aus Afghanistan, sollen ab Herbst an der Fachakademie für Sozialpädagogik am Mariahilfplatz unterrichtet werden. Schulleiterin Schwester Gisela hat das Projekt kürzlich im Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA 5) vorgestellt.
Schutzzonen für die muslimischen Frauen
Erste Kontakte mit den künftigen Schülerinnen sind bereits geknüpft. »Schon zweimal waren die Interessentinnen bei uns«, berichtete Schwester Gisela. Ab dem kommenden Schuljahr sollen die 16- bis 25-jährigen Bewohnerinnen der Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Osram-Gelände in Untergiesing eine Klasse bilden. Die ordenseigenen beruflichen Schulen für Sozialpädagogik und Hauswirtschaft seien für ein solches Vorhaben besonders geeignet, so die Schulleiterin. »Unsere Ausrichtung auf soziale Berufe in den Bereichen Kinderbetreuung und Hauswirtschaft entspricht in der Regel dem traditionellen Frauenbild der Kulturen, aus denen die Flüchtlinge stammen.« Von Vorteil sei auch, dass die katholische Schule eine reine Frauenbildungsstätte sei. Durch die Abwesenheit von Männern entstehe für die muslimischen jungen Frauen ein gewisser Schonraum. Und dieser geschützte Rahmen habe sich schon beim zweiten Treffen bewährt. »Es war ein heißer Tag, und nach und nach sind bei den Teilnehmerinnen die Kopftücher auf die Schultern gerutscht«, erinnert sich Schwester Gisela.
Eine Schutzzone zu schaffen bedeute jedoch nicht, die Muslimas abzuschotten, räumte sie ein. Kontakte zu den deutschen Mitschülerinnen zu fördern sei eines der wichtigen Ziele des Projekts: »Diese Klasse bekommt einen Raum mitten in der Erzieherinnenschule, so dass der Kontakt mit jungen deutschen Frauen im Alltag selbstverständlich wird.«
Der nach einer Übergangsphase ganztägige Unterricht soll die jungen Frauen auf Ausbildungen als Kinderpflegerin, Altenpflegerin oder Hauswirtschafterin vorbereiten. Die Ausübung dieser Tätigkeiten werde den Schülerinnen von ihren Familien im Vergleich zu anderen Berufen noch am ehesten erlaubt und die Chancen auf dem Arbeitsmarkt seien gut, so Schwester Gisela.
Vermittelt werden sollen in der Integrationsklasse vor allem aber auch Deutschkenntnisse und Alltagsfähigkeiten wie Einkaufen oder die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. »Gemeinsam werden wir unseren wunderschönen Stadtteil erkunden«, kündigte Schwester Gisela an. Bereits jetzt habe sie zum Beispiel einen Besuch mit ihren Schützlingen bei der benachbarten Polizeiinspektion 21 in der Au vereinbart.
Keine Angst vor Uniformen
In so manchen Herkunftsländern der Flüchtlinge sei Angst vor Uniformen nämlich durchaus angebracht: »Wir wollen den Mädchen aber zeigen, dass sie sich hier in Deutschland nicht vor Polizisten fürchten müssen.« Schwester Gisela ist optimistisch, dass es gelingen wird, den Flüchtlingen an der Schule das Gefühl von Heimat zu vermitteln.
»Ich glaube, bei uns haben die Mädchen wirklich eine Perspektive.« Julia Stark
Artikel vom 03.08.2016Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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