Keine ruhige Kugel

München · Bowling-Nachwuchs räumt richtig ab

Der Bayerische Sportkegler-Verband hofft auf Nachwuchs, damit die erfolgreiche Vereinsarbeit auch in Zukunft weitergeführt werden kann. 	Foto: Henrik G. Vogel/pixelio

Der Bayerische Sportkegler-Verband hofft auf Nachwuchs, damit die erfolgreiche Vereinsarbeit auch in Zukunft weitergeführt werden kann. Foto: Henrik G. Vogel/pixelio

München · Wenn es um Bowling geht, denken viele zunächst an einen gemütlichen Abend mit Freunden oder Kollegen. Allerdings ist das Spiel mit Kugel und Pins auch Leistungssport. Und dieser kämpft seit geraumer Zeit massiv mit Nachwuchsproblemen.

Unter den gerade einmal 15 Jugendlichen, die den Sport in München im Verein betreiben, sind jedoch ein paar äußerst erfolgreiche Ausnahmetalente. Mit verschiedenen Aktionen will der Bayerische Sportkegler Verband (BSKV) die Jugendarbeit im Bereich Bowling nun ausbauen. Bowling ist in der bayerischen Landeshauptstadt durchaus verbreitet. Vier große Bahnen gibt es in München und Umgebung, allen voran das Bowlingcenter Dream-Bowl in Unterföhring, die größte Sportstätte dieser Art in ganz Europa, sowie Isar Bowling in Giesing, Max Munich Bowling in Brunnthal und Hollywood Super Bowling in Fürstenried. »Oft sind dort auch Kinder anzutreffen«, sagt Alexander Groll, Jugendwart für die Sektion Bowling des BSKV, der viele Jahre für das Training der Münchner Jugendlichen zuständig war. Während Bowlingbahnen ein beliebtes Ausflugsziel für Freizeitveranstaltungen wie Kindergeburtstage seien, sei es jedoch schwierig, die Jugend für ein kontinuierliches Training im Verein zu begeistern. Denn was viele nicht wissen: Ernsthaft betrieben erfordert der Sport eine hervorragende Kondition und hohe Konzentrationsfähigkeit. »Um eine Meisterschaft durchzuhalten und als Kind mit bis zu 30 Spielen in einer Woche einen zwölf Pfund schweren Ball zu werfen muss man schon körperlich fit sein, das muss man trainieren«, erklärt Groll. Doch wie sieht das Training konkret aus? »Ob der Ball in die Rinne rollt oder ein hohes Spielergebnis erzielt wird interessiert erst einmal gar nicht«, sagt Joachim Berthold, der beim Bowling Club EPA München acht Jugendliche im Alter von elf bis 18 Jahren als Trainer unter seiner Obhut hat. Geübt werde zunächst vor allem der Bewegungsablauf, das Pendeln der Kugel, der Anlauf und das Loslassen. »Zur Motivation spiele ich aber manchmal mit und räume die Pins ab. Die Kinder betrachten das dann als unser gemeinsames gutes Ergebnis«, verrät Berthold.

Nötig sei jedoch auch gezieltes Konditionstraining wie Laufen oder Liegestützen, sagt Groll. Dies übt er mit der Elite des bayerischen Bowling-Nachwuchses in der Sportschule in Oberhaching. Dort gibt es aber nur eine Kegelbahn. »Wenn wir eine eigene Bowlingbahn hätten, wäre vieles einfacher«, räumt er ein. Jedoch sei ein derartiges Projekt im Moment nicht finanzierbar. Ein problematischer Aspekt seien daher bei der Jugendarbeit auch die Kosten. Auf kommerziellen Bahnen müssten die Eltern pro zehnminütigem Spiel etwa 1,50 Euro bezahlen, hinzu kämen meist noch Essen und Getränke: »Damit ist Bowling so teuer wie Tennis oder Golf.« Im Bowlingcenter in Unterföhring bestehe jedoch voraussichtlich die Möglichkeit, mit den Jugendlichen am Samstagvormittag kostenfrei zu trainieren. »Dazu müssten wir aber genügend Interessenten haben«, so Groll. Die Jugendarbeit zu intensivieren plant auch der Bowling Club EPA München. In den skandinavischen Ländern gehöre Bowling sogar zum Schulsport, berichtet der Vereinsvorsitzende Peter Jäger: »So weit sind wir in Deutschland aber noch lange nicht.« Um Bowling als Leistungssport zu betreiben sei jedoch ein Einstieg mit neun oder zehn Jahren sinnvoll. Ausgezahlt hat sich kontinuierliches Training zum Beispiel bei Carolin und Valerie Schulz. Die 16-jährigen Zwillinge aus München haben in diesem Jahr die bayerische Meisterschaft im Doppel gewonnen. »Am Anfang hat mir beim Bowling vor allem die familiäre Atmosphäre gefallen, ich habe viele Leute kennengelernt und Freunde gefunden«, erinnert sich Caro. »Aber irgendwann will man dann auch mal was erreichen und zeigen, was man kann«, erklärt sie. Ihr Ziel ist nun der deutsche Nationalkader. Die Chancen dafür stehen nach Aussage ihres Trainers Berthold gut.

Vorweisen kann der Münchner Bowling-Nachwuchs aber auch internationale Erfolge. Gemeinsam mit Lea Degenhart aus Hessen ist die Münchnerin Bettina Burghard in der Altersklasse der 14- bis 18-jährigen amtierende Europameisterin im Doppel. »Auf Betty sind wir sehr stolz«, lobt Trainer Groll. Doch auch seine zwölfjährige Tochter Natalie ist ganz vorne mit dabei und in ihrer Altersklasse deutsche Vizemeisterin im Einzel. Die Münchnerin Franziska Czech belegt immerhin den dritten Platz in der deutschen B-Jugend im Master-Event. Lauter erstklassige Ergebnisse für den kleinen Verein. Ob diese Erfolge weiter ausgebaut werden können wird sich zeigen. Interessierte Jugendliche ab zehn Jahren können jeweils dienstags und donnerstags ohne Anmeldung von 18 bis 20 Uhr ins Bowlingcenter Dream-Bowl kommen und sich über Trainingsmöglichkeiten informieren oder sich unter der E-Mailadresse MKV-Jugendwar tin@web.de an die Münchner Jugendwartin Elvira Schulz wenden. Weitere Informationen unter www.bowlinginmuenchen.de

Julia Stark

Artikel vom 30.06.2016
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