Wie geht’s jetzt weiter?

Die Gemeinde Steinhöring kommt einfach nicht zur Ruhe

Über 50 Steinhöringer leiden auch weiterhin unter dem Störgeräusch.	Foto: Stefan Dohl

Über 50 Steinhöringer leiden auch weiterhin unter dem Störgeräusch. Foto: Stefan Dohl

Steinhöring · Wenn man dieser Tage in Steinhöring unterwegs ist, erinnert auf den ersten Blick nichts an die seit fünf Jahren andauernde Debatte um den ominösen »Brummton«. Nur eine Bahnstation mit dem »Filzenexpress« von Ebersberg entfernt mutet die Gemeinde an wie ein heiles Stück Bayern.

Ein idyllischer Ort mit einer stattlichen Wirtschaft, einer lebendigen Ortsstraße und viel Natur. Eigentlich ein Ort zum Wohlfühlen. Wäre da nicht diese Sache mit dem mysteriösen Störgeräusch, an dem etwa 50 Personen in verschiedenen Steinhöringer Ortsteilen leiden. Die Betroffenen klagen glaubhaft über schlaflose Nächte und Kopfschmerzen.

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In den vergangenen zwei Jahren wurden, bei intensiven Messungen, Gutachten von der Gemeinde und dem Landratsamt in Auftrag gegeben. Tatsächlich wurde in verschiedenen Ortsteilen ein besonders tieffrequenter Ton im Bereich von 40 bis 50 Hertz und weitere darunter lokalisiert. Die Werte liegen somit an der Grenze der menschlichen Wahrnehmungs- und Hörschwelle. Aber die Urheberschaft für das Geräusch wurde bis heute nicht gefunden. Und das wird weiterhin wohl erst einmal so bleiben, nachdem sich der Runde Tisch »Brummen in Steinhöring« im Mai eine »Denkpause« verordnet hat.

Anlass war eine Stellungnahme des Landesamt für Umwelt (LfU). Diese sah auch wegen der geringen Erfolgsaussichten keinen gesetzlichen Handlungsbedarf für weitere Messungen vor. Die Kosten der geplanten so genannten »Kreuzkorrelationsmessungen« hätten sich auf 90.000 Euro belaufen. Finanziert vom Landratsamt, der Gemeinde Steinhöring und den betroffenen Anwohnern. »Die Ergebnisse und Einschätzungen der höchsten fachlichen Instanz in Bayern können wir nicht ignorieren«, erklärte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) anlässlich der Bekanntgabe der Entscheidung. »Ich bin persönlich sehr unzufrieden damit, dass wir ihnen (den betroffenen Bewohnern, Anm. der Redaktion) im Moment leider nicht weiterhelfen können und hoffe, dass wir einen geeigneten Weg aus dieser Ratlosigkeit finden werden und am Ende doch noch zu einer guten Lösung finden werden«.

Eine solche Lösung zeichnet sich nicht ab. Erschwerend bei der Lokalisierung kommt hinzu, dass dieses Phänomen nicht von allen Bewohnern wahrgenommen wird und es keine Verbindungen zwischen den Betroffenen gibt. Auch das OMV Tanklager im Ortsteil Zaißing – von dem seit 50 Jahren täglich Öl vom italienischen Triest nach Karlsruhe gepumpt wird – scheidet definitiv als Verursacher aus. Dies belegten mehrere unabhängige Messungen und die Gutachten des LfU sowie des Landratsamts. »Tatsächlich wurde der Brummton an den Immissionsorten sogar beim vollständigen Stillstand des Tanklagers auf Grund der gesetzlich vorgeschriebenen Generalinspektion der Raffinerie Burghausen 2014 nachgewiesen«, teilt das Unternehmen in einer öffentlichen Stellungnahme mit. »Das Phänomen steht also nicht mit dem Betrieb der Anlagen im Zusammenhang.«

Nachdem sich im Ort trotzdem hartnäckige Gerüchte unter den Steinhöringern hielten, lud die OMV die betroffenen Anwohner im Juli 2015 zu einer Bürgerinformationsveranstaltung ins Tanklager ein. Bei dieser konnten »zahlreiche offene Fragen und Fehlannahmen ausgeräumt werden« heißt es dazu vom Mineralölkonzern. Die Antwort auf die entscheidende Frage nach der technischen Urheberschaft des »Brummtons« indes bleibt weiter im Verborgenen. Von Stefan Dohl

Artikel vom 03.06.2016
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