Aus Lärm wird Musik

Außergewöhnliches Projekt im Hirschgarten: Scate Soundz

Aus Kunst fürs Auge wird Kunst fürs Ohr. Scate Soundz heißt die Aktion am 21. Juni im Hirschgarten-Bowl, wenn Lärm zu Musik wird. Foto: Archiv

Aus Kunst fürs Auge wird Kunst fürs Ohr. Scate Soundz heißt die Aktion am 21. Juni im Hirschgarten-Bowl, wenn Lärm zu Musik wird. Foto: Archiv

München · Nur, weil etwas laut ist, ist es noch längst kein Lärm. »Lärm ist das Geräusch der anderen«, meinte einst Kurt Tucholsky. Skateplätze allerdings sind in der Regel Orte, an denen Geräusche entstehen, die der unbeteiligte Beobachter durchaus als Lärm bezeichnen mag.

Das soll sich jetzt von Grund auf ändern mit der Aktion »Scate Soundz – share the Bowl«. Am Dienstag, 21. Juni (Ausweichtermin: 22. Juni) machen Skater im Hirschgarten-Bowl Musik – und zwar mit den Geräuschen, die ihre Sportgeräte beim Fahren erzeugen.

Das klingt schräg und ist auch ursprünglich gar nicht der Zweck der rollenden Bretter. Das heißt aber nicht, dass man sie für diese Form der akustischen Ästhetik nicht auch verwenden könnte. ­»Scate Soundz« ist eine zweigeteilte Veranstaltung, bei der jeder zuschauen und zuhören darf. Einerseits sind die ­Moves, also die Tricks, mit den Skateboards wirklich sehenswert, andererseits ist ein solches Projekt auch für München keine Selbstverständlichkeit. Mit der entsprechenden Neugier kann sich jeder um 19.30 Uhr am Hirschgarten-Bowl (gelegen zwischen S-Bahn Laim und Hirschgarten) einfinden, dem Treiben zuschauen und bei hoffentlich positiver Gefühlsregung gerne auch mit Beifall aufwerten.

Bis 20.30 Uhr dauert dieser erste Set. Dabei erzeugen die Jugendlichen Skategeräusche, die als akustisches Klangmaterial für eine musikalische Interaktion mit Live-Elektronik und akustischen Elementen dienen. Diese Skatesounds bilden im zweiten Set zwischen 20.30 und 21.30 Uhr die Basis für »Skating Live-Acts von jungen Skatern«. (Wer sich an den vielen Anglizismen stört, sollte sich die deutsche Übersetzung »Rollende Direktvorführungen von jungen Rollbrettfahrern« bitte ganz langsam auf der Hirnrinde zergehen lassen…)

»Für verschiedene Gruppen entsteht eine neue gemeinsame Realität und bietet die Erweiterung eigener Erfahrungsräume«, lassen die Veranstalter wissen. Keine Anglizismen und dennoch einer Übersetzung bedürftig: Junge Münchner und junge Flüchtlinge sollen hier eine gemeinsame Erfahrung für ein fruchtbares Miteinander machen und dabei Kunst erschaffen – und alle anderen Münchner und Gäste aller Generationen können Zeuge werden und dabei ihre eigene Erfahrung machen. Das gilt ganz besonders für lärmgeplagte Anwohner, die aufgrund der alltäglichen Geräuschentwicklung im Hirschgarten-Bowl oft genervt von der Anlage sind.

Auch sie haben die Chance, hier eine neue Erfahrung zu machen und Teil eines Projekts zu werden, das durchaus laut sein soll, vor allem seine Botschaft. Nicht zu vergessen der Rhythmus, der einer lauen Sommernacht den passenden Beat zum Mitgrooven gibt. – Für die beiden letzten Anglizismen entschuldigen wir uns, aber sie waren alternativlos. Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 04.06.2016
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