Harte Zeiten für Schäfer

Schäferei in Oberschleißheim berichtet über Alltagshürden

Die Schäfer haben heutzutage mit vielen Problemen zu kämpfen. Kleines Foto: Schafe brauchen auch Klauenpflege. 	Foto:  Marion Friedl

Die Schäfer haben heutzutage mit vielen Problemen zu kämpfen. Kleines Foto: Schafe brauchen auch Klauenpflege. Foto: Marion Friedl

Oberschleißheim · Romantiker kommen bei einer Schafherde auf der Weide ins Schwelgen. Doch die Romantik verfliegt schnell, denn der Schäferberuf ist auch aus wirtschaftlichen Gründen ein harter Job: Wollpreis im Keller, viel Bürokratie, jede Menge Vorschriften und Auflagen, der Kampf um Weide-Aufträge.

Der Heideflächenverein Münchener Norden setzt auf extensive Grünlandpflege. In Fröttmaning, Ober- und Unterschleißheim, Garching, Eching und Neufahrn werden laut Verein rund 500 Hektar Heide vor allem von Schafen aus Vilsbiburg, Dachau, Oberschleißheim und Garching gepflegt. Mit dabei sind auch Tiere der Schäferei Hoyler in Oberschleißheim-Hochmutting. Mit rund 1400 Mutterschafen ist der Schäfereibetrieb einer der letzten großen Betriebe in Oberbayern, denn da gibt es laut Landesverband der Bayerischen Schafhalter nur noch neun Halter mit mehr als 500 Mutterschafen.

Leicht hat es die Familie Hoyler nicht. »Vor zehn Jahren habe ich die Zukunft positiv gesehen, heute sehe ich es negativer«, sagt Helga Hoyler. Die Gründe dafür sind vielfältig. Subventionen gebe es vor allem für immer mehr Flächen, aber die Pachten steigen und schmälern die Subventionen. »Wir müssen schauen, dass wir unsere Flächen halten«, ergänzt sie. Doch das ist nicht einfach, wenn »zum Beispiel der Bund Flächen verkauft«. Jeder Besitzerwechsel kann einen Flächenverlust für die Schäferei bedeuten. Auch bei Weideverträgen gebe es Probleme: Die Laufzeiten sinken. »Unser Vertrag mit der Landeshauptstadt läuft nach 20 Jahren aus und die Stadt will jetzt nur noch einen Jahresvertrag abschließen«, schildert Helga Hoyler ein Beispiel.

Sehr genau sind die Behörden bei den Ohrmarken: Zwei Stück muss jedes Schaf haben und die Marken sind groß. Da bleibt man als Schaf schon mal an einem Ast hängen und dann splittert etwas von der Marke ab oder das Ding ist ganz weg. Das minimiert die Zuschüsse: Je nachdem wie viel von der Marke fehlt, hagelt es Minuspunkte und die reduzieren den Zuschuss.

Wollpreis ist »im Keller«

Bei den Schafsprodukten sieht es auch nicht rosig aus. Die Schäferei Hoyler gibt es seit 1949 und in den 60ern rissen sich deutsche Textilfirmen um Wolle. »Damals bekam man vier bis acht Mark pro Kilo Wolle. Jetzt sind es nur etwa 1,70 Euro«, berichtet Helga Hoyler. Rund drei Kilo Wolle liefere ein Schaf und die Schur fresse viel vom Wollpreis auf, denn pro Schaf koste die Schur etwa 2,50 bis 3 Euro. Auch wegen der vielen Kunstfaserstoffe seien die Wollabnehmer nicht mehr in Deutschland zu finden.

Verkauft werde an Aufkäufer für den chinesischen Markt und nicht für die teure Wollverarbeitung in Europa. Außerdem: Wolle muss gewaschen werden und Wollwäschereien seien dank hoher Auflagen rar geworden. Hierzulande »kann man nur noch kleine Mengen waschen lassen, ansonsten muss man auf einen Betrieb in Österreich ausweichen«, so Hoyler. Hofladen, Käserei und Milchbetrieb wären zu aufwändig und zu teuer, aber der Fleischverkauf an vor allem ausländische Kundschaft »sichert die Rentabilität«. Der Fleischpreis ist sogar gestiegen. Laut Helga Hoyler lag der Kilopreis vor zehn Jahren bei rund 1,80 Euro und jetzt bei etwa 2,50 Euro. Gemälde zeigen das schöne Bild der Schäferei in Oberschleißheim um 1300. Ein Beruf mit langer Tradition – aber mit wenig Romantik und mit vielen Sorgen. Marion Friedl

Artikel vom 01.06.2016
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...