Im Dienst der Pflege

111 Jahre Akademie für Berufe im Gesundheitswesen

Damit das anerkannt hohe Niveau in der Pflege auch in der Zukunft garantiert ist, wird klinikintern bereits an neuen innovativen Ausbildungs- und Qualifizierungsmodellen gearbeitet. 	Foto: Städtisches Klinikum München

Damit das anerkannt hohe Niveau in der Pflege auch in der Zukunft garantiert ist, wird klinikintern bereits an neuen innovativen Ausbildungs- und Qualifizierungsmodellen gearbeitet. Foto: Städtisches Klinikum München

Schwabing/Zentrum · Tradition und Moderne in der größten Bildungseinrichtung im Pflegebereich in Bayern: Seit 111 Jahren werden in der Akademie des Städtischen Klinikums Pflegekräfte ausgebildet – dabei gestaltet die Akademie fortschrittliche Entwicklungen in der Pflegeausbildung bis heute aktiv mit.

Was im Jahre 1905 mit der Ausbildung von Säuglingsschwestern/Säuglingspflegerinnen im Gisela-Kinderspital (benannt nach der Gründerin Prinzessin Gisela von Bayern, der Tochter von Kaiserin Sissi) an der Haimhauser Straße in Schwabing begann, hat sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Heute ist die »Akademie für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen« des Städtischen Klinikums München eine der größten und ältesten Einrichtungen ihrer Art in Bayern.

Zahlreiche Modellversuche und Innovationen gingen von der Münchner Akademie aus und haben entscheidend zur Weiterentwicklung der Aus-bildung der Pflege beigetragen. Grund genug, einen Blick zurück auf die nun 111-jährige Geschichte dieser wichtigen Ausbildungsstätte zu werfen. Im 19. Jahrhundert entstanden große Krankenanstalten, die medizinische Forschung brachte immer bessere Therapien hervor und wichtige Entdeckungen in der Hygiene verbesserten die Überlebensrate von Patienten. Man brauchte qualifiziertes Pflegepersonal. Das führte 1905 zur Gründung der ersten Säuglingspflegeschule im Gisela-Kinderspital, die 1913 in das Schwabinger Krankenhaus eingegliedert wurde. Für die Pflege von Erwachsenen führten die Verantwortlichen vor dem Ersten Weltkrieg ebenfalls eine gezielte Ausbildung ein, aus der sich eine Krankenpflegeschule entwickelte, die 1924 die staatliche Anerkennung erhielt. Die Ausbildung dauerte damals ein Jahr. Im ersten Jahr machten 13 Schülerinnen ihren Abschluss, 1934 waren es bereits 70.

Die Bezeichnung »Säuglings- und Kleinkinderkrankenschwester« wurde durch »Kinderkrankenschwester« ersetzt und staatlich geschützt. Die 68er Generation modernisierte das Land – und so auch das Gesundheitswesen. Besuchszeiten für Angehörige wurden neu geregelt. So konnten dann auch wochentags Kranke besucht werden. Krankenschwestern legten das Häubchen ab, der Zwang im Schwesternwohnheim zu leben wurde abgeschafft, und immer mehr Krankenschwestern heirateten. Männern wurde erst in den 1980er-Jahren erlaubt, den Beruf des Kinderkrankenpflegers zu erlernen. Heute bietet die Akademie fast 500 Ausbildungsplätze in Pflegeberufen und medizinischen Assistenzberufen an und ist damit einer der größten Bildungseinrichtungen im Pflegebereich in Bayern.

Die Akademie besteht heute aus der Berufsfachschule für Krankenpflege, der Berufsfachschule für Kinderkrankenpflege, der Berufsfachschule für Krankenpflegehilfe, der Schule für Operationstechnische und Anästhesietechnische Assistenz, der Abteilung für Fort- und Weiterbildung sowie den Wohnheimen. Unterrichtet wird im 1962 bezogenen Gebäude an der Kraepelinstraße 18 in unmittelbarer Nachbarschaft zum Klinikum Schwabing. »Unsere langjährige Tradition und Erfahrung in der Bildungsarbeit im Gesundheitswesen verpflichtet«, sagt Rainer Ammende, der die Akademie seit zwölf Jahren leitet. »Wir wollen, dass unseren Schülern nicht nur die fachlichen und sozialen Kompetenzen vermittelt werden, sondern dass sie in der Ausbildung erleben, was Pflege ist und sein kann.« Vor allem die Einführung der unbegrenzten Besuchszeiten, die Mitaufnahme und die Integration der Eltern in den Genesungsprozess haben dazu geführt, dass mehr Unterricht in Kommunikation und Beratung feste Bestandteile der Ausbildung sind. Dialogfähigkeit, Methoden- und Sozialkompetenz sind in der Arbeit mit Eltern eine wichtige Voraussetzung. Die Zusammenarbeit mit den Ärzten ist heute deutlich weniger hierarchisch geprägt.

Wenn es um neue Ansätze in der Pflegeausbildung ging, hat die Akademie immer eine Vorreiterrolle übernommen. So auch jetzt in der Diskussion um die »generalistische« Pflegeausbildung, in der die Kompetenz zur Pflege von Menschen aller Altersgruppen vermittelt wird. Nach der breiten Grundausbildung erfolgt dann je nach Arbeitsplatz bei Bedarf eine Spezialisierung. 2008 brachten die Akademie und die Hochschule München die erste grundständige akademische Pflegeausbildung in Bayern auf den Weg. Nun werden jährlich rund 30 Studierende der Pflege in den Modellversuch aufgenommen. Erste Absolventinnen arbeiten in den Krankenhäusern und Kinderkliniken. Akademieleiter Ammende wünscht sich, »dass das Pflegefachpersonal künftig mehr Entscheidungsbefugnisse erhält und Ansprechpartner sein soll, der alles um den Patienten steuert, bis hin zur Belegung.«

Artikel vom 26.05.2016
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