Schulleiter Achim Lebert im Gespräch

Ottobrunn · Lernen und Wohlfühlen

Schulleiter Achim Lebert.	Foto: MO

Schulleiter Achim Lebert. Foto: MO

Ottobrunn · Wer Schulleiter Achim Lebert im neuen Ottobrunner Gymnasium sucht, muss nur durch das Bullauge an der Tür seines Büros schauen. Auch das gehört zum neuen Schulkonzept der Offenheit: Transparenz. Mein Ottobrunn sprach mit Lebert über »seine« neue Schule.

MO: Herr Lebert, wie haben Sie das Schulkonzept der Offenheit kennengelernt?

Achim Lebert: Vor acht Jahren war ich im Rahmen eines Notebook-Projekts in Maidstone (England) an einer Schule, die ganz anders war: Dort gab es eine Plaza, ein Großraum, in dem etwa 150 Schüler Unterricht hatten. Das Erstaunliche: Es war leiser als in den Klassen mit 30 Kindern bei uns. Hier erlebte ich, wie Lernen funktionieren kann. Es war ein selbständiges, sehr viel stärker projektorientiertes Lernen. Die Idee von einer anderen Schule wurde für mich immer konkreter.

MO: Wie sieht »die andere Schule« für Sie im Gegensatz zu den herkömmlichen Schulen aus?

Lebert: Alte Schulen sind gebaut wie Kasernen mit langen Gängen, und der Schüler verlässt die Schule nach seinem Abschluss fluchtartig – ins eigentliche Leben. Ich setze mich seit langem für einen Kulturwandel in Schulen ein, bei dem Wertschätzung, Wohlfühlen, Motivation und Eigenverantwortlichkeit im Mittelpunkt steht. Die Frage ist: Was tun wir, damit die Schüler sagen (sofern sie das selbst entscheiden dürften): ‚Ich gehe morgen wieder hin!‘?

MO: Und was ist Ihre Antwort mit dem neuen GO?

Lebert: In unserem neuen Schulgebäude können wir das Konzept der Offenheit endlich optimal umsetzen. Wir legen schon seit Jahren mit unseren Notebookklassen und Lernoasen in Stufe 5 und 6 großen Wert auf selbständiges Arbeiten, aber jetzt unterstützt uns der Raum zusätzlich. Um die jetzige Lernoase gliedern sich die fünf Klassenzimmer einer Jahrgangsstufe, die - bis auf eines – keine Türen haben. In diesen Lernlandschaften wird die Transparenz dadurch noch erhöht, dass man sich gegenseitig durch die Glasflächen in den anderen Klassenzimmern sehen kann. Das alles funktioniert, weil wir der Akustik höchste Priorität gegeben haben – mit Akustikpaneelen und höchster Trittschalldämmung beim Teppichboden.

MO: Die Lernlandschaften sind durchgehend mit Teppichboden ausgestattet. Wie wollen Sie erreichen, dass die schönen neuen Sachen auch schön bleiben?

Lebert: Zunächst mal: Es herrscht absolutes Kaugummiverbot! Mit der neuen Ausstattung ist natürlich die Anforderung an die Verantwortung jedes einzelnen höher geworden. Wir wollen diese Verantwortung den Schülern geben. Sie sollten sich bereits im Vorfeld Regeln überlegen. Und dabei kam beispielsweise von ihnen selbst, dass sie Hausschuhe oder Socken tragen wollten. Daran hatte die Schulleitung gar nicht gedacht. Inzwischen haben alle Klassen abgestimmt und sich darauf geeinigt.

MO: Lernlandschaften mit fünf Klassenzimmern, dem Lernoasen-Bereich, einer Dachterrasse, eigenen WCs und eigenem Treppenabgang gibt es nur für Jahrgangstufe 5 bis 9. Was ist mit den älteren Schülern?

Lebert: Die älteren Schüler sind im Bauteil C untergebracht, der von der alten Schule übrig geblieben ist. Hier ist zwar die herkömmliche Flurstruktur, aber jede Jahrgangsstufe hat ihre eigene Etage. Für die Jahrgangsstufe 10 und 11 wollen wir noch einen zusätzlichen Raum als Mini-Plaza schaffen. Im Stockwerk der Q12 gibt es schon einen größeren Raum; hier soll demnächst ein Schülercafé entstehen.

MO: Eine Schule mit offenen Lernlandschaften für alle Jahrgangsstufen an einem Gymnasium gibt es in Bayern nur noch in Oettingen. Wie groß ist das Interesse am neuen GO in der Schullandschaft?

Lebert: Wir werden von Besuchern überrannt werden. Schon jetzt gibt es jede Menge Anfragen von Lehrern und auch Unternehmen, die wir aber noch vertrösten müssen, bis wir ganz eingezogen sind. Daran sieht man das große Bedürfnis nach einer anderen Schule, nach einem eigenverantwortlichen Lernen.

MO: Vielen Dank für das Gespräch! MO

Artikel vom 18.05.2016
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