Ein Trommelfeuer der Kritik

AfD-Landeschef Petr Bystron begab sich bei der KAB ins Kreuzverhör

Die beiden päpstlichen Schreiben gab es als kleines Dankeschön für den Landeschef der AfD – Petr Bystron, Renate Kaßner, Rainer Forster und Josef Aigner (v. li.).	Foto: KAB

Die beiden päpstlichen Schreiben gab es als kleines Dankeschön für den Landeschef der AfD – Petr Bystron, Renate Kaßner, Rainer Forster und Josef Aigner (v. li.). Foto: KAB

Taufkirchen/Vils · Das hatte man sich bei der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) anders vorgestellt!

Nach dem Kreuzweg des Kreisverbands diskutierten sie über die AfD, die selbst in Bayern schon fast zweistellige Umfragewerte verzeichnen kann. Außer »Grenzen dicht!« und diese notfalls mit Schusswaffen sichern, hatte man bei der KAB nicht viel von der Alternative für Deutschland (AfD) wahrgenommen. Das sollte sich ändern. Bei der KAB-Frühjahrskonferenz war überraschend der bayerische AfD-Landeschef Petr Bystron zu Gast und traf auf heftige inhaltliche Gegenwehr.

Um einen offenen und fairen Dialog solle es gehen, den Renate Kaßner soziokratisch begleiten werde, gab sich Forster moderat. Als Bystron eingangs die kurze Geschichte seiner Partei vorstellte, wurde es Heiner Müller-Ermann (SPD/KAB) schnell zu viel. Dafür sei er heute nicht gekommen, »sondern wegen einer inhaltlichen Auseinandersetzung.« Eine hitzige Diskussion um die Steuerpolitik entbrannte. Bystrons Partei setzt auf eine Steuer-Flat. Egal, wie viel man verdient, jeder solle nur 19 Prozent Einkommenssteuer zahlen. Das sei für ihn gerecht und würde dem Staat mehr Steuereinnahmen bringen, glaubt der AfD-Mann. Viele im Publikum konnten das nur mit Kopf schütteln quittieren.

Gottfried Traber (CSU/KAB) entnahm dem Parteiprogramm, dass die AfD die Gewerbesteuer abschaffen will. Eine Gegenfinanzierung für die Kommunen vermisse er jedoch. Heiß debattiert wurde auch die ungleiche Vermögensverteilung. Die Schere zwischen Arm und Reich gehe nachweislich immer weiter auseinander. Diese Entwicklung gefährde den sozialen Frieden und dabei gehe es nicht um »Gleichmacherei« betonte Dr. Wolfgang Doster (Die Linke/KAB).

Von Umverteilung und sozialem Ausgleich hält Bystron nichts. Soziale Einrichtungen, andere Organisationen und auch die Kirchen sollen sich »interessant für Spender« machen. In Richtung Müller-Ermann meinte er: »Wer zu den Besserverdienern gehört, könne seine eigene Stiftung gründen.« Worauf dieser konterte: »Mit ihren Ansichten würden Sie selbst bei der FDP ein Parteiausschlussverfahren bekommen!«

Auch den Atomausstieg hält Bystron für falsch, da das in Deutschland eine sichere und saubere Sache sei. Da hielt es Klaus Adlberger nicht mehr auf seinem Stuhl. Der engagierte Landwirt aus dem Landkreis Ebersberg, sitzt zwar für die AfD im Kreistag, ist aber kein AfD-Mitglied. Die Energiewende müsse weitergehen. Bei steigender Umweltbelastung und endlichen Ressourcen sei das definitiv alternativlos. Bystron betonte, dass er seine persönliche Meinung vertrete und erst beim kommenden Parteitag vom 30. April bis 1. Mai das neue Parteiprogramm verabschiedet werde. Nach rechts wolle sich die AfD künftig abgrenzen und prüfe Neumitglieder genau.

»Systemkritisch ist die AfD«, fasste Rainer Forster nach der Veranstaltung zusammen, »eine echte, eine bessere Alternative nicht.« Die KAB wird sich inhaltlich weiter kritisch mit der Partei beschäftigen, versprachen Josef Aigner und Rainer Forster.

Artikel vom 22.04.2016
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