Bier: ein echtes Kulturgut

Schliersee · Warum das Reinheitsgebot eine Notwendigkeit war

In der historischen Schöpfbrauerei im Markus Wasmeier Freilichtmuseum wird Bier wie vor 300 Jahren mit der Hand gebraut. Wer möchte, kann dies bei einem Braukurs erlernen. Nähere Infos unter www.wasmeier.de     F.: Florian Bachmeier

In der historischen Schöpfbrauerei im Markus Wasmeier Freilichtmuseum wird Bier wie vor 300 Jahren mit der Hand gebraut. Wer möchte, kann dies bei einem Braukurs erlernen. Nähere Infos unter www.wasmeier.de F.: Florian Bachmeier

Schliersee/München · Heute ist ein besonderer Tag, wissen Sie welcher? Es ist der Tag des deutschen Bieres. Und ganz besonders ist es dieses Jahr auch der Tag des Reinheitsgebotes, das heuer 500 Jahre besteht.

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Das Reinheitsgebot ist sogar eine bayerische Verordnung, die 1516 von den Herzögen Wilhelm IV. und Ludwig X. festgeschrieben wurde. Aber beginnen wir von vorne: Die Ursprünge des Bieres liegen bei den Sumerern. Aber auch in Deutschland hat das Brauen von Bier eine lange Tradition. Die ältesten Funde werden auf etwa 800 v. Chr. datiert. Während des Mittelalters wurde das Bier dann allgegenwärtig. Man entdeckte den Hopfen als natürliches Konservierungsmittel und das Bier wurde erstmals lagerfähig.

Gebraut wurde im Mittelalter überwiegend mit Hafer, Weizen, Roggen und Gerste. Problematisch wurde dies in Jahren der Missernte. Denn dann drohte das Brot knapp zu werden und die Getreidepreise stiegen rasant an. So gab es immer wieder in der Geschichte des deutschen Bieres Brauverbote, um die Versorgung der Bevölkerung zu sichern. Doch das Brauwesen entwickelte sich trotzdem weiter. In den Klöstern entstand eine gehobene Braukultur, die schnell in Konkurrenz zu gewerblichen Brauereien trat. Das wiederum verführte die Brauer dazu, dem Bier Zusatzstoffe beizumengen oder es zu strecken. Es wurde sogar Bier aus Erbsen und Bohnen gebraut! Doch nicht nur das, war ein Sud verdorben, versuchte man ihn mit allerlei Zauberei wieder genießbar zu machen. Verwendung fanden dabei Ochsengalle oder Wermut und andere Heilkräuter. War der Alkoholgehalt zu schwach behalf man sich mit giftigen Pilzen oder Tollkirschen. So wurde einem auch bei wenig Alkohol schwindlig, gesund war es jedoch nicht.

Sie sehen, es ging hoch her rund ums Bier. Diese Praktiken waren mit ein Grund für den Erlass des Reinheitsgebotes, das vorschreibt, nur Wasser, Hopfen und Gerste zu verwenden. Die Wirkung der Hefe kannte man damals noch nicht, sodass sie 1516 noch nicht erwähnt ist. Ein weiterer Punkt ist die Beschränkung auf Gerste, um den Weizen ausschließlich für die Brotversorgung nutzen zu können. Noch einen Nebeneffekt darf man nicht vergessen. Sorgfältig gebrautes Bier mit kontrollierten Zutaten schmeckt besser und verkauft sich somit auch besser. Da seit dem achten Jahrhundert Abgaben aufs Bier erhoben wurden, verdienten die Regenten an jedem Fass mit.

Gebote müssen auch überprüft werden. Ich will Ihnen folgende überlieferte Qualitätskontrolle nicht vorenthalten, wenngleich der Wahrheitsgehalt der Überlieferung zu hinterfragen ist. Angeblich haben die Prüfer, die sogenannten Bierkieser einen Krug Bier über eine Bank gegossen. Anschließend mussten sich drei Männer mit Lederhosen darauf setzen. Auf ein Kommando sprangen sie gemeinsam auf. Blieb die Bank am Hosenboden kleben war das Bier gut. Sie können nun selbst entscheiden, ob Sie die Geschichte glauben, ich finde sie jedenfalls unterhaltsam und wer schon einmal Erfahrung mit umgeschüttetem Bier gemacht hat, weiß, funktioniert hätte es.

Natürlich bewegt uns der Tag des deutschen Bieres auch in unserem Freilichtmuseum! In unserer historischen Brauerei finden heute stündlich Führungen statt. Außerdem haben Sie die Gelegenheit, verschiedene Biersorten zu verkosten und unser Wirtshaus »Zum Wofen« verwöhnt Sie dazu mit bayerischen Schmankerln. Apropos unterschiedliche Biersorten. Nächste Woche stellen wir unseren Maibaum im Museumsdorf auf. Dazu empfehlen wir unseren Maibock, ein malziges Starkbier, gebraut natürlich nach dem bayerischen Reinheitsgebot. In diesem Sinne, Hopfen und Malz, Gott erhalts!

Artikel vom 24.04.2016
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