Hier wird nicht gekleckert

Moosinning überredet sich selbst zu riesigem Gewerbegebiet

Unter Bürgermeisterin Pamela Kruppa macht Moosinning einen ganz großen Schritt. Ganz so groß aber wollte auch sie das Gewerbegebiet zunächst nicht. 	Foto: kw

Unter Bürgermeisterin Pamela Kruppa macht Moosinning einen ganz großen Schritt. Ganz so groß aber wollte auch sie das Gewerbegebiet zunächst nicht. Foto: kw

Moosinning · Die Gemeinde Moosinning steht vor einem geradezu historischen, wenn auch nicht ganz freiwilligen Entwicklungssprung. »Wir wollten es eigentlich gar nicht so groß«, sagte Bürgermeisterin Pamela Kruppa auf Nachfrage und meinte die Entscheidung um ein Gewerbegebiet am Kanal. Sie hat gute Gründe dafür.

Die Verschuldung der Gemeinde Moosinning wird in den kommenden Jahren geradezu explodieren. Von rund 1,7 Millionen Euro Ende dieses Jahres werden die Verbindlichkeiten bis Ende 2019 auf über 9,5 Millionen Euro anwachsen. Hauptgrund ist eben das Gewerbegebiet am Kanal, das die Gemeinde zu erwerben, zu erschließen und dann natürlich Zug um Zug auch zu belegen gedenkt.

Die Gemeinde ist nicht etwa größenwahnsinnig geworden. Nicht einmal die erste Bürgermeisterin konnte mit Bestimmtheit sagen, wie viele Hektar das werden. Aber es geht nicht anders, und hier wird die Gemeinde Opfer einer Gesetzgebung des Landes, die ein sogenanntes »Anbindungsgebot« für neue Gewerbeflächen und dergleichen festgeschrieben hat. Das bedeutet, dass ein Neubaugebiet, gleich welcher Art, an eine bestehende Siedlungsstruktur anknüpfen soll. Weist nun die Gemeinde, wie sie das im Moosinninger Fall vorgehabt hat, etwas abseits ein Gewerbegebiet aus, hat sie Probleme.

Jetzt musste eben die Verknüpfung mit bestehenden Siedlungsstrukturen hergestellt werden. Weil aber das Gewerbegebiet nur als Ganzes zu machen ist, muss die Gemeinde mehr oder weniger unfreiwillig im Stil einer mittleren Stadt einsteigen.

Jahrelang hat die Auseinandersetzung mit der Regierung von Oberbayern gedauert, wurde bis auf die Ministerebene gebracht, und von dort kam vor einiger Zeit die Zustimmung, die jetzt haushaltstechnisch umgesetzt werden muss und damit auch dem Letzten deutlich macht, was da eigentlich geschieht. Die Gemeinde aber ist entschlossen. Der Haushalt, der diese Zahlen enthält, passierte den Gemeinderat. Dieser hat auch noch weitere Zahlen mitbeschlossen.

Das gewaltige Gewerbegebiet verursacht Folgekosten, etwa beim Brandschutz. Dass jetzt schon der Fahrzeugpark der Feuerwehr der zu erwartenden steigenden sogenannten Brandlast angepasst wird, ist nur konsequent. Der Vorlauf, den solche Fahrzeugbeschaffungen zwangsläufig haben, zwingt zu einer mittelfristigen Planung auch in diesem Bereich.

Nun hat Moosinning alle Voraussetzungen, dieses Gewerbegebiet auch voll zu bekommen: Die Gemeinde liegt verkehrstechnisch günstig an der Bundesstraße 388 nach München und an der Flughafentangente Ost, die bekanntlich ausgebaut werden soll. Und die Chancen, eine Ortsumgehung zu bekommen, sind nach dem aktuellen Bundesverkehrswegeplan auch deutlich gestiegen. Das nährt die Hoffnung auch bei der ersten Bürgermeisterin, dass der mit dem Gewerbegebiet zu erwartende Verkehr nicht auch noch durch die Gemeinde fließen wird.

Parallel zu diesen Planungen hat die Gemeinde aber auch Wohnbauflächen in Angriff genommen und will in ihre Freizeiteinrichtungen investieren. Das schafft Zukunft. Wohnen, arbeiten, und Freizeit an einem Ort, kombiniert mit zeitgleich ausgebauten Kinderbetreuungseinrichtungen, könnten bei allen zunächst erschreckenden Haushaltszahlen eine Pespektive für diese Gemeinde im Süden des Landkreises Erding werden. Und dann wirkt die Entscheidung nicht mehr überzogen. kw

Artikel vom 15.04.2016
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