Kapitalismus muss sich Kritik gefallen lassen

BUND Erding und Weltladen beleuchten das Wirtschaftssystem

Erding · Ist der Kapitalismus kontrollierbar? Oder schon völlig entfesselt? Diese Frage entzweit die Gesellschaft. Auf kommunaler Ebene wird debattiert. So hat die Ortsgruppe Erding des BUND zur zweiten Diskussionsrunde Kapitalismuskritik eingeladen.

Auch der Verein Weltladen Erding e.V. war beteiligt. Für ihn berichtete Petra Scheibe über die Geschichte des Fair-Trade Gedankens, der sich von den früheren »Kolonialwaren« wie Kaffee und Tee mit einer weiter wachsenden Produktpalette wie Geschenkartikel, Lederwaren, Körperpflege und Textilien, zu einem Beispiel für ethisches Wirtschaften entwickelt.

Sie nahm Stellung zu der Kritik, dass »fair« nicht immer ganz fair sei. Sie erläuterte, dass der Handel mit Fair-Trade-Produkten durch sein Wachstum auch für den herkömmlichen Handel interessant geworden sei. Verschiedene Labels mit unterschiedlich strengen Richtlinien vor allen Dingen für Mischprodukte machen es den Kunden nicht leichter, die wirklich ganz fair hergestellten und gehandelten Waren zu finden.

Fair Trade: Wie fair ist »fair« wirklich?

Nach einer Ehrung für die bisher in dieser Reihe Aktiven mit Fair-Trade Produkten setzte Gerd Gaumer, Vorstandsmitglied der BN-Ortsgruppe, den Abend mit einer Zusammenfassung von Viviane Forresters Buch »Der Terror der Ökonomie« von 1996 fort. Die französische Journalistin plädierte bereits vor 20 Jahren für die Abkehr vom Neoliberalismus.

Die Diskussion unter den knapp 15 Besuchern der Veranstaltung beschäftigte sich mit den persönlichen Möglichkeiten, sich aus einem unfairen Wirtschaftssystem herauszuhalten. Es wurden der bewusste Konsum, die Nutzung von Tauschbörsen und Ausleihportalen oder auch das Angebot von Repair-Cafés genannt. Andererseits stellte sich den Teilnehmern dennoch die Frage nach den globalen und lokalen sozialen Auswirkungen eines weitgehenden Konsumverzichts, denn die Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen war bei einem Teil der Gesprächsteilnehmer durchaus vorhanden.

Es besteht weiter Diskussionsbedarf: Die dritte Veranstaltung dieser Reihe findet am 13. April wieder beim Mayr-Wirt in Erding statt. Dann wird das Buch »Grüne Lügen« von Friedrich Schmidt-Bleek von BN-Mitglied und ÖDP-Stadtrat Stephan Treffler vorgestellt.

Artikel vom 04.03.2016
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