Alles öko oder was?

Kreis Erding · Öko-Landwirtschaft boomt, rechnet sich aber nicht für jeden

Machte den Bäuerinnen durchaus auch Mut: Otto Roski, Leiter des Amtes für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten in Erding.	Foto: kw

Machte den Bäuerinnen durchaus auch Mut: Otto Roski, Leiter des Amtes für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten in Erding. Foto: kw

Erding/Kreis Erding · Was Öko-Betriebe in der Landwirtschaft angeht, ist Erding mit aktuell 89 Bauernhöfen, die mindestens EU-Öko-Standard erfüllen, noch etwas hinten dran.

Das könnte sich aber ändern, denn die neuesten Zahlen, die das Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten in Erding bei einer Fachtagung im Fraunberger Ortsteil Grucking jetzt vorgelegt hat, könnten weitere Betriebe ermuntern, umzustellen.

Fakt ist, dass Deutschland Öko-Produkte importieren muss, weil die heimische Produktion für die Nachfrage nicht ausreicht. Otto Roski, Leiter des Amtes in Erding, machte darum bei dieser Fachtagung den Bäuerinnen Mut: »Im Öko-Bereich sind Zuwächse da.« Und noch etwas konnte er aufzeigen: Die Preise entwickeln sich auseinander. Die für konventionell produzierte Produkte sind nach wie vor enorm unter Druck, während die für Öko-Produkte weiter steigen. Diese höheren Preise sind aber auch zwingend nötig, will ein Landwirt unter dem Strich auch einen (Mehr-)Erlös haben.

Die Rechnungen sind kompliziert und müssen für jeden einzelnen Betrieb individuell vorgenommen werden. Dafür hat das Amt für Landwirtschaft auf der Basis moderner Software Verfahren entwickelt, die es gestatten, sogar ziemlich genau hochzurechnen, wie viel für den einzelnen Betrieb herauskommen kann, wenn er umstellt. Es war der Bäuerinnentag, bei dem diese Themen intensiv angegangen wurden, und es ist wohl tatsächlich so, dass oftmals die Frauen es sind, die bei den Betrieben den Taschenrechner bereit halten. Und den brauchen sie wirklich, denn es gibt Fälle, wo sich die Umstellung nicht lohnt. Susann Rosenberger vom Fachzentrum Ökologischer Landbau machte das anhand von Beispielrechnungen ganz deutlich: Düngereinsatz geht zurück, genau wie die Kosten für teure Pflanzenschutzmittel. Auf der anderen Seite aber geht der Ertrag in Dezitonnen zurück. Und das ist nur ein Beispiel.

Aber noch etwas kam bei der Tagung heraus: Der vieldiskutierte Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde wird für die meisten Landwirte ein Traum bleiben. Und wohl nicht zuletzt deshalb können es die Bäuerinnen immer schlechter vertragen, wenn »gewisse politische Parteien« immer noch meinen, sie könnten den Landwirten dreinreden. Kreisbäuerin Elisabeth Mayr ist auf diese gar nicht gut zu sprechen: »Wer eine Tomatenstaude auf dem Balkon stehen hat, der glaubt gleich, was von Landwirtschaft zu verstehen«, spottete sie ohne Widerspruch zu ernten. Wer ökologisch wirtschaftet, muss auch noch Vermarktungswege finden. Hier kann sogar das Internet helfen, wenn es um Direktvermarktung geht.

Roski aber mahnte zu Besonnenheit: »Das ist kein Weg für jeden. Das muss man mögen.« Wie man ihn geht, erfuhren die Bäuerinnen auch, und zwar anhand von einem Fachvortrag, kombiniert mit einem Erfahrungsbericht direkt aus dem Kreis Erding, wo in Moosinning ein Betrieb sogar ein Café angegliedert und damit den Bauernhof zu einem Kommunikationszentrum ausgebaut hat. Kreative Lösungen sind gefragt, denn Landwirtschaft ist bei weitem kein Auslaufmodell. kw

Artikel vom 04.03.2016
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