Trend zur Qualität

Maxvorstadt/Schwabing · Weg von der Massenproduktion, hin zu bewusster Ernährung

Stefan Dellinger mit seiner Tochter Maxima im Hofladen, der Landwirt ist überzeugt von der Qualität der eigenen Produkte. Foto: Soir

Stefan Dellinger mit seiner Tochter Maxima im Hofladen, der Landwirt ist überzeugt von der Qualität der eigenen Produkte. Foto: Soir

Maxvorstadt/Schwabing · Rund 750 Millionen Nutztiere werden alleine in Deutschland pro Jahr gemästet und geschlachtet, der Weg zum Schlachthof führt oft ins Ausland – unter grausamen Bedingungen werden die Tiere von A nach B gebracht. Geschlachtet wird an Großschlachthöfen im Sekundentakt. Davor verbringen die Tiere ihr tristes Leben in den Mastbetrieben auf engstem Raum, oft bewegungslos. Die Gabe von Antibiotika und Hormonen ist die Regel, nicht die Ausnahme.

Dieses Fleisch wird gegessen, es muss beim Discounter schön verpackt im Regal liegen, und vor allem eines sein: billig. Doch inzwischen ist deutlich ein Trend zur Qualität zu spüren. Der Verbraucher beginnt mehr Wert darauf zu legen wie die Nutztiere gehalten werden. Weg von der Massenproduktion, hin zu gesundem Fleischkonsum. Weg vom täglichen Billigschnitzerl, hin zum saftigen Sonntagsbraten. Einer, der auf artgerechte Tierhaltung wert legt und damit Erfolg hat ist Stefan Dellinger vom Konradhof in Unering. Der Hof befindet sich seit über 500 Jahren in Familienbesitz. Nach seinem Landwirtschaftsstudium hat Stefan Dellinger die Direktvermarktung der Produkte übernommen.

Mittlerweile gibt es neben der Verkaufsstelle direkt am Hof eine Filiale in der Maxvorstadt (Heßstraße 37) und Stände an 12 Wochenmärkten. Die Tiere werden artgerecht gehalten, und direkt am Hof geschlachtet. Bessere Schlachtung bringt bessere Qualität, darum wurde kürzlich ein eigener EU-Schlachthof gebaut, die Produkte werden in der eigenen Metzgerei hergestellt. »Der Weg zur Qualität ist weit«, weiß Dellinger. »Er beginnt beim Bauern mit der artgerechten Tierhaltung, setzt sich bei der Schlachtung fort und führt weiter zum Verkauf. Man muss ganzheitlich denken und die Kette sehen, das Rad muss funktionieren«. Und es läuft: 1.400 Legehühner dürfen in Freilandhaltung leben, 250 Schweine sind in Offenstallhaltung am Hof, sie können raus und rein, haben einen warmen Bereich, einen Wintergarten und Auslauf. Rund 100 Mutterschafe leben mit ihren Lämmern am Konradhof. Sie stehen auf der Weide, nur in der kalten Jahreszeit geht es rein in den Stall, auch Puten werden saisonal angeboten. Nur die Mastbullen leben im Offenfrontstall. »Hier ergibt sich einfach das Problem der Fläche. Ich bräuchte rund 75 Hektar Weideland um die Mastbullen draußen zu halten. Das steht nicht zur Verfügung und müsste gepachtet werden. Landwirtschaftliche Pachtfläche in Bayern in dieser Größenordnung ist aber schwer zu finden. Wir arbeiten an einer Lösung dieses Problems«, betont Stefan Dellinger. Der Hofladen in der Heßstraße hat seit zwei Jahren geöffnet. Angeboten werden neben Qualitätsfleisch auch Wurstwaren, Schinken, Eier oder selbstgemachte Nudeln. Mittags wird die heiße Theke von den Kunden sehr gut angenommen – die Speisen sind natürlich auch aus eigener Produktion.

»Bei uns gibt es auch keinen Zukauf. Wenn etwas ausgeht, ist es aus«, sagt Dellinger. »Unser Fleisch ist auch zu 100 Prozent frei von Antibiotika und Geschmacksverstärkern, als Konservierungsstoff verwenden wir Pökelsalz, die Gewürze mischen wir selbst an«. Und das schmeckt man. Wer im Geschäft vorbeikommt sollte die Fenchelsalami oder die Uneringer Würste probieren, der Rinderschinken schmeckt sensationell. »Auch Besuche am Konradhof selbst sind jederzeit bis 19 Uhr möglich, hier kann sich der Kunde selbst von unserer Arbeit überzeugen und sich informieren«, bietet Stefan Dellinger an. Auch für Käseliebhaber gibt es eine Anlaufstelle in der Stadt. Der Tölzer Kasladen hat sich mit seiner Käseakademie der fundierten Ausbildung verschrieben, man kann Käse »erleben«. Am 24. Februar findet in der Genussmeisterei-Neuhausen, Elvirastraße 7, ein »Käse-Workshop« statt.

Hier kann man mit einem Kessel, frischer Milch und dem notwendigen Hilfswerkzeug die Herstellung von Käse erlernen. Weitere Informationen zur Käseakademie sind online auf www.toelzer-kasladen.de erhältlich.

Auch Obst und Gemüse gibt es oft frisch und saftig direkt ums Eck zu kaufen. Vielleicht sollte man in einer Zeit der Beschleunigung über die Folgen der »Billiger ist super-Mentalität« nachdenken, sich die Zeit nehmen und überlegen was auf den eigenen Teller kommt. Körper und Gaumen werden sich darüber freuen.

peso

Artikel vom 16.02.2016
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