Im Einsatz für andere

Die Irak-Mission: fiktive Geschichte vor realem Hintergrund

Die Irak-Mission: Die Geschichte spielt im Nordirak, niedergeschrieben hat Autorin Carola Wegerle sie in München.

Die Irak-Mission: Die Geschichte spielt im Nordirak, niedergeschrieben hat Autorin Carola Wegerle sie in München.

München · Die Welt ist ein Chaos, das niemand zu entwirren vermag. Gleiches gilt auch für die menschliche Psyche. Warum machen Menschen das, was sie tun? Auf die klassische Ermittlerfrage »Cui bono?« (Wem nutzt es?) gibt es bei nahezu allem menschlichen Handeln nur eine Antwort: dem Handelnden selbst.

Wenn es um Geld, Macht und Liebe geht, liegt das Handeln zum eigenen Vorteil auf der Hand. Aber was ist mit jenen, die Solidarität und Nächstenliebe zeigen; auch solchen, die in diesen Tagen als »Gutmenschen« verspottet werden, weil sie anderen helfen, obwohl sie selbst keinen offensichtlichen Nutzen aus ihrem Handeln ziehen? »Was bewegt die Menschen dazu, sich für andere einzusetzen?«, fragt die Münchner Autorin Carola Wegerle. Eine Antwort darauf kennt Thomas Bihler, erster Vorsitzender des Flughafenvereins München e.V.: »Helfen macht glücklich.« Der Verein hilft schnell und unbürokratisch Menschen in Not.

Carola Wegerle geht in ihrer Frage aber noch einen Schritt weiter: Warum begeben sich Menschen bei ihrer Hilfe sogar selbst in Gefahr? Einen Blick ins Seelenleben dieser Menschen wirft die Autorin in ihrem Buch »Die Irak-Mission«, aus dem sie am Sonntag, 14. Februar, ab 18 Uhr in der Mohr-Villa Freimann (Situlistraße 75), liest. Der Eintritt ist frei, Spenden sind gern gesehen.

Das Buch handelt von einer humanitären Katastrophe während des Irakkriegs Anfang dieses Jahrhunderts. Ein amerikanisches Militärflugzeug stürzt im Norden des Irak in ein Waisenlager. Über die Existenz solcher Lager ist in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt geworden. In dem Buch bittet ein irakischer Arzt die deutsche Ärztin Claire um Hilfe vor Ort. Sie fährt wider besseres Wissen ins Kriegsgebiet und begibt sich mitten in einen ideellen Krieg zwischen Geheimdiensten, der auch mit materiellen Mitteln ausgetragen wird.

Die Geschichte spielt in einem Konflikt, der bereits über zehn Jahre zurückliegt, doch mit den Ereignissen in Syrien gewinnt sie enorm an Aktualität – zumal der Nordirak als Folge des IS-Terrors tatsächlich Schauplatz solcher Ereignisse werden könnte.

Carola Wegerle hatte das Buch zu einem Drehbuch umgearbeitet, da eine Verfilmung geplant war. Letztlich sei jedoch die Finanzierung gescheitert, weshalb dieses große Projekt schließlich fallen gelassen wurde. Doch die Geschichte ist immer noch da, wenngleich sie nur ein Teil des Hauptaugenmerks der Autorin ist. »Mir geht es auch um die Sprache«, erklärt sie. Sprache, die in der Lage ist, authentische Bilder im Kopf zu schaffen. Eine flüssige Sprache, wie ein Film; eine Sprache frei von Anglizismen. »Sprache braucht Rhythmus, dann wird sie als flüssig empfunden«, sagt Carola Wegerle. Ihre Sprache hat einen emotionalen Anteil an der Geschichte.

Lesung am 14. Februar in der Mohr-Villa Freimann

Die fiktiven Ereignisse selbst fesseln den Leser noch stärker. Die komplexen Charaktere bauen auf Erfahrungen der Autorin auf. »Alle Personen sind ein Teil von mir«, gesteht sie. Neben der engagierten Ärztin sind das auch korrupte Militärs und eine irakische Journalistin, die den Flugzeugabsturz aufdecken will, bei ihrer Arbeit jedoch massiv behindert und bedroht wird. Diese Journalistin ist ebenso fiktiv wie alle anderen Figuren, jedoch hat sie ein reales Vorbild. Carola Wegerle hat bei der Recherche für ihr Buch mit einer kurdischen Journalistin zusammengearbeitet und damit auch die Erfahrungen anderer eingearbeitet. Am intensivsten wird jedoch die Hauptfigur Claire charakterisiert, die ohne Zögern helfen will und dabei in einen moralischen Zwiespalt gerät: »Welches Recht haben wir, uns in anderer Menschen Belange einzumischen?«, fragt Carola Wegerle. Genauso könnte man auch fragen: Haben wir nicht auch die Pflicht dazu? Oder anders: Cui bono?

Das Buch »Die Irak-Mission« lag bislang nur als E-Book vor. Jetzt gibt es das Werk auch als Taschenbuch und in München und Umgebung immer wieder auch als Lesung – so wie morgen in der Mohr-Villa, am 29. April im Kulturzentrum Trudering und am 12. Juli in der Pasinger Fabrik.

Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 11.02.2016
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