DSV-Sicherheitsexperte Andreas König warnt vor Leichtsinn

Skifahren – aber sicher!

Im Ernstfall entscheiden Minuten. Wird der Verschüttete nicht innerhalb einer Viertelstunde von den Rettungskräften gefunden, besteht kaum noch Hoffnung.	Foto: DSV

Im Ernstfall entscheiden Minuten. Wird der Verschüttete nicht innerhalb einer Viertelstunde von den Rettungskräften gefunden, besteht kaum noch Hoffnung. Foto: DSV

München/Landkreis · Die Faschingsferien werden von vielen noch mal genutzt, um sich auf die heimischen Skigebiete zu wagen. Ausrüstung ins Auto gepackt, Skipass besorgt – und ab geht die wilde Fahrt. Doch die unbeschwerte Pistengaudi kann abrupt enden, sobald etwas geschieht.

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Erinnert sei an dieser Stelle an das tragische Lawinenunglück des 14-Jährigen Schülers aus Vaterstetten. »Aus solchen Unfällen müssen wir alle Rückschlüsse ziehen und daraus lernen. Denn zu viele unterschätzen die objektiven Gefahren beim Wintersport«, ist Andreas König überzeugt.

Als Sicherheitsexperte des Deutschen Skiverbands (DSV) beschäftigt er sich schon seit langem mit der Thematik Sicherheit beim Wintersport. Auch er kennt den »Reiz« von unverspurten Tiefschneehängen jenseits der präparierten Pisten nur all zu gut.

Doch auch bereits vorhandene Spuren im Tiefschneegelände sind »kein Freibrief« warnt König. Erst recht nicht bei ungünstiger Schneebeschaffenheit. »Spätestens ab der Lawinenwarnstufe 3 sollte man auf alle Fälle ausschließlich auf der präparierten Piste bleiben«, rät König.

Die »Warnstufe 3« bezeichnet eine »erhebliche Lawinengefahr« in der europäischen Gefahrenskala (siehe Internet unter www.lawinenwarndienst-bayern.de). Bei dieser Lage können Lawinen bereits bei einer geringen Zusatzbelastung ausgelöst werden. Auf der Piste erkennen auch Hobbysportler die Warnungen, wenn die Signallampen rot aufleuchten.

»Der beste Schutz ist immer, sich gar nicht erst in die Gefahrenlage zu begeben«, erklärt der DSV-Sicherheitsexperte. »Also am besten vor waghalsigen Steilabfahrten das Hirnkastl einschalten und sich immer der möglichen Gefahren bewusst sein«. Grundsätzlich sollten alle Tourengeher die sich abseits der Pisten im alpinen Gelände bewegen, über die übliche »Sicherheitsausrüstung« in Form von Lawinenschaufel, Lawinensonde und Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät) verfügen.

Dieses Gerät sollte freilich auch professionell beherrscht werden. Wobei »Sicherheitsausrüstung« in diesem Zusammenhang eine trügerische Bezeichnung ist. »Die Schutzausrüstung ist nur eine Notausrüstung für den Ernstfall um das schlimmste zu verhindern – aber tatsächlichen Schutz bietet sie nicht«, erläutert König. Falls wirklich eine Lawine abgeht braucht es vor allem eins – Glück und instinktiv richtiges Handeln. Sprich – so schnell wie möglich aus dem Lawinenbereich rausfahren und auf keinen Fall stürzen. »Jeder der einmal einen Lawinenabgang in den Alpen erlebt hat weiß: In dieser kurzen Zeit bleibt einem kaum Zeit zum überlegten Handeln«, sagt Sicherheitsexperte König.

Doch wann ist die Gefahr für Lawinenabgänge in den Bergen am größten? »Die größte Lawinengefahr ist ausgerechnet dann, wenn es eigentlich am meisten Spaß macht«, sagt König. »Gerade frisch gefallener Pulverschnee bzw. größere Neuschneemengen bergen immer ein großes Risiko.« Weil der Schnee nur auf der tieferen Schneedecke aufliegt und somit ziemlich instabil ist, erklärt König weiter. Im Frühjahr sind vor allem die sonnenexponierten Südhänge besonders anfällig für lokale Schneebrettlawinen und größere Grundlawinen.

Wenn man sich allerdings im gesicherten Pistenbereich aufhält, ist man zumeist auf der »richtigen« Seite. Als Kompromiss empfiehlt der DSV-Sicherheitsexperte allen Powder-Liebhabern bei Tiefschneeabfahren einfach in der Nähe der Pisten zu bleiben. So ist notfalls schnell Hilfe vor Ort und auch die Orientierung fällt oftmals leichter.

Von Stefan Dohl

Artikel vom 09.02.2016
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