Himmel, Herrgott, Sacramento!

Haidhausen · »München und der Wilde Westen« im Gasteig

Ausstellung im Gasteig: »München und der wilde Westen«.	Foto: H. Wilheim, Gasteig, Monacensia

Ausstellung im Gasteig: »München und der wilde Westen«. Foto: H. Wilheim, Gasteig, Monacensia

Haidhausen · Lola Montez bei den Goldgräbern, Buffalo Bill auf der Theresienwiese – im Gasteig München zeigt die Ausstellung »München und der Wilde Westen« überraschende Einblicke in ein vergessenes Kapitel Kulturgeschichte

Der Münchner Heimatforscher und Autor Hermann Wilhelm hat sich auf die Suche nach den vielfältigen Beziehungen zwischen dem Wilden Westen und München gemacht. Seine Recherchen haben Vergessenes oder Fast-Vergessenes zu Tage gebracht: Buffalo Bills gefeierte Auftritte mit einer Wild-West-Show auf der Münchner Theresienwiese, Lola Montez' zweite Karriere in den Goldgräberstädten Kaliforniens – und die ersten an der Isar gedrehten Westernfilme. »Der Gasteig feiert sein 30. Jubiläum. Und in jedem der drei Jahrzehnte hat Hermann Wilhelm hier mindestens eine vielbeachtete Ausstellung präsentiert«, sagt Gasteig-Chefin Brigitte v. Welser. »Auch dieses Mal ist ihm wieder eine ebenso interessante wie unterhaltsame Zusammenstellung gelungen, die weit über die Münchner Stadtgeschichte hinausweist.«

Die Ausstellung konzentriert sich auf die Zeit zwischen den 1840er Jahren und dem Ersten Weltkrieg. Eine Epoche, in der die Migrationsrouten ganz anders verliefen als heute. Von Europa über den Atlantik. Die Eroberung des Wilden Westens zog viele Menschen in den Bann – auch in München. Viele machten sich auf den Weg in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Für seine Ausstellung greift Hermann Wilhelm einige beeindruckende Lebensläufe exemplarisch heraus. Der 1848er-Revolutionär Julius Fröbel flüchtet in die USA und leitet dort einen der legendären Planwagen-Trecks von Texas nach Kalifornien. Lola Montez, die aus München ausgewiesene Geliebte Ludwig I., reist mit dem Segelschiff nach New York und von dort aus weiter zu den Goldgräberstädten im Westen der USA. Auch Elisabeth Ney, die sich als erste Frau einen Studienplatz an der Münchner Kunstakademie erkämpft und dann bei Ludwig II. in der Residenz wohnt, geht in die USA und betreibt 20 Jahre lang eine eigene Ranch in Texas, bevor sie als Bildhauerin Karriere macht.

Andere in der Stadt können oder wollen nicht auswandern. Umso mehr drängt es sie, Western-Luft in der bayerischen Heimat zu schnuppern. Sie strömen in Massen zur Wild-West-Show des legendären Buffalo Bill, die 1890 in München gastiert. Oder jubeln vor einem Münchner Hotel Karl May zu, der dort Vorträge hält.

Wieder andere gründen den »Velo Club Wild West« und führen Kunststücke mit Lasso, Peitsche und Revolver vor – auf ihren Fahrrädern.

Und die frühen Münchner Filmpioniere produzieren kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges die ersten »Isarwestern«, die mit Titeln wie »Der Skelettreiter von Colorado« und »Die Geier der Goldgruben« die Leute scharenweise in die neu eröffneten Kinos der Stadt locken.

Neben vielen historischen Fotos, Büchern, Gemälden, Zeichnungen und Plakaten zeigt die Ausstellung auch einige der früher beliebten Elastolin-Figuren von Cowboys und Indianern, Laterna-Magica-Bilder sowie Originalutensilien aus den damaligen Wild-West-Shows.

Die Ausstellung »München und der Wilde Westen« ist bis 13. März täglich von 8 bis 23 Uhr im Foyer Glashalle im Gasteig zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Artikel vom 04.02.2016
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...