»Böller hoch!«

Tradition der Böllerschützen im Kreis Erding

Viel Pulverdampf ist in der Luft, wenn die Böllerschützen bei ihrer Jahrestagung von der Theorie zur Praxis übergehen. Deutlich zu sehen ist, wie die Sicherheitsabstände eingehalten werden. So muss es sein. 	Foto: kw

Viel Pulverdampf ist in der Luft, wenn die Böllerschützen bei ihrer Jahrestagung von der Theorie zur Praxis übergehen. Deutlich zu sehen ist, wie die Sicherheitsabstände eingehalten werden. So muss es sein. Foto: kw

Kreis Erding · Die Böllerschützen im Kreis Erding sind immerhin in 20 Vereinen im ganzen Kreis Erding organisiert. Wenn sie zusammenkommen und ihre »Lärmgeräte« – so der amtliche Fachbegriff – mitbringen, dann ist was geboten.

Die überaus lautstarke Traditionspflege verlangt eine Menge Fachwissen, Übung, und immer wieder müssen sich die Böllerschützen mit den Sicherheitsbestimmungen vertraut machen. Damit aber nicht genug: Immer wieder erleben die Böllerschützen, dass vor allem die sogenannten »Zug’roasten«, also die, die nicht aus Bayern stammen, es nicht so toll finden, wenn beispielsweise sonntagmorgens um sechs Schluss ist mit der Nachtruhe, weil der örtliche Verein den »großen Salut« geschossen hat. Wer dann nämlich noch schläft, der hat einen wahrlich gesunden Schlaf. Und so müssen sich die Böllerschützen bei ihrer alljährlichen Tagung mit dem befassen, was ausdrücklich nicht Vereinszweck ist: Lärmschutz nämlich. Böllern mit Zimmerlautstärke geht aber schon technisch nicht, würde auch keinen Sinn machen, und so müssen die Schützen sich immer wieder mit den einschlägigen Bestimmungen auseinandersetzen. Wie diese aussehen, das war jetzt auch wieder Thema: Der Anlass muss klar sein: Eine Hochzeit, ein Vereinsjubiläum, ein Gemeindejubiläum gar, Neujahr, oder dergleichen. Sodann muss das Schießen öffentlich bekannt gemacht werden. Das geschieht über das Organ, über das die Gemeinde als Genehmigungsbehörde ihre amtlichen Bekanntmachungen verbreitet. Die Polizei muss informiert sein. Sollte ein erschreckter Bürger dort anrufen, darf das keinen Großeinsatz auslösen. Sind alle diese Bedingungen erfüllt, darf geböllert werden.

Wo das geschieht, das ist wiederum Thema ausführlicher Sicherheitsbestimmungen. Zwei Meter Abstand zwischen den Schützen sind vorgeschrieben. Nach vorn und hinten müssen 15 Meter Platz bleiben. Das ist kein Wunder, denn es fliegt schon was durch die Gegend, wenn die Schwarzpulverladung krachend in die Luft geht. Es ist Schwarzpulver und damit ein Sprengstoff. Der Umgang damit ist immer wieder zu üben. Bei der Tagung, die jetzt wieder in Zustorf stattgefunden hat, wurde ein Übel gleich von mehreren Rednern angesprochen: Routine. Die schafft zwar einerseits Sicherheit, ist auf der anderen Seite aber auch Fehlerquelle. Eindringlich wurden die Schützen ermahnt, sich immer wieder auch die Sicherheitsbestimmungen im Umgang mit Schwarzpulver durchzulesen und dann auch peinlich genau einzuhalten. Schlendrian gerade hier ist in der Vergangenheit andernorts oft der Grund für schwere Unfälle gewesen. Aus dem Kreis Erding wurde derlei zwar nicht gemeldet, aber die Verantwortlichen wollen natürlich auch, dass das so bleibt.

Das setzt Disziplin voraus. Diese wiederum konnten die Aktiven zum Abschluss des theoretischen Teils auch praktisch üben, als es auf eine Wiese am Ortsrand ging, wo sich einige Zuschauer eingefunden hatten, die natürlich prompt Gegenstand dieser Übung wurden, denn die mussten jetzt auch geschützt werden. Die Abstände dazu wurden eingehalten, und so konnten die Kommandos gegeben werden: »Böller laden!« Die vorbereiteten und von jedem Schützen genau abgemessenen Portionen Schwarzpulver wurden in die Vorderlader geschüttet. »Böller verdämmen!« Damit es ordentlich kracht muss diese Ladung leicht verdichtet werden, ein Korken kommt oben auf den Lauf, damit nichts herausfällt. Und ein Zündhütchen muss natürlich aufgesetzt werden. »Böller hoch!« Und wer noch nicht wusste, dass eine Böllertagung im Ort war, der wusste es spätestens dann.

kw

Artikel vom 30.01.2016
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