Vorbei mit der Tradition

Haidhausen · Nach über 40 Jahren: Stadt sucht neue Räume für Bürgerversammlungen

Seit mehr als 40 Jahren finden die Haidhausener Bürgerversammlungen im Hofbräukeller statt. Doch dies könnte sich nun ändern. Wirt Friedrich Steinberg ist zu Verhandlungen mit der Stadt bereit – doch die sucht bereits nach neuen Räumen.	 Foto: Hofbräukell

Seit mehr als 40 Jahren finden die Haidhausener Bürgerversammlungen im Hofbräukeller statt. Doch dies könnte sich nun ändern. Wirt Friedrich Steinberg ist zu Verhandlungen mit der Stadt bereit – doch die sucht bereits nach neuen Räumen. Foto: Hofbräukell

Haidhausen · Seit mehr als vierzig Jahren finden die Haidhausener Bürgerversammlungen im Hofbräukeller am Wiener Platz statt. Doch mit dieser langen Tradition könnte es nun vorbei sein. Nach Auskunft der Stadt soll die Veranstaltung am 25. Februar zum letzten Mal in der Gaststätte durchgeführt werden.

Anlass für den geplanten Ortswechsel ist die Pacht, die neuerdings für die Nutzung des Saals entrichtet werden soll. Grundsätzlich möglich wäre es sogar, die Versammlung ab 2017 in einem anderen Stadtteil abzuhalten. In Haidhausen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten vieles verändert. Eines jedoch ist gleich geblieben: Zur jährlichen Bürgerversammlung treffen sich die Anwohner im Hofbräukeller. »Ich weiß nicht, wie lange das schon so ist, aber als ich vor 42 Jahren hierher gezogen bin, war das bereits Tradition«, berichtet Adelheid Dietz-Will (SPD), die Vorsitzende des Bezirksausschusses Au-Haidhausen (BA 5). Auch am Donnerstag, 25. Februar, werden die Haidhausener ab 19 Uhr wieder im großen Saal im ersten Stock des Wirtshauses zusammenkommen, um über die Belange ihres Viertels abzustimmen. Nach aktuellem Stand wird es aber die letzte Bürgerversammlung an diesem Ort sein. »Wir suchen derzeit für den Stadtbezirk nach alternativen Räumlichkeiten«, sagt Michael Schlachter, der beim Direktorium der Stadt für die Bezirksausschüsse zuständig ist. Grund dafür sei, dass der Saal nun nicht mehr unentgeltlich zur Verfügung gestellt werde, sondern gepachtet werden müsse. In diesem Jahr werde man die Pacht zwar noch bezahlen, räumt Schlachter ein: »Ab 2017 werden wir dann aber woanders hingehen.« Woanders – das könnte theoretisch sogar bedeuten, dass die Anwohner den eigenen Stadtteil verlassen müssen, um ihre Bürgerversammlung zu besuchen. Eine Vorschrift, nach der das Treffen im eigenen Viertel stattfinden muss, gibt es nämlich nicht. Sollten in Haidhausen keine geeigneten Räumlichkeiten gefunden werden, sei es etwa denkbar, nach Bogenhausen oder weiter weg auszuweichen, sagte Constanze Mros von der BA-Geschäftsstelle auf der jüngsten Sitzung des Stadtteilparlaments.

Allerdings sei es sehr unwahrscheinlich, dass dieser Fall eintrete, betont Schlachter. Bislang sei es noch nie vorgekommen, dass Bürgerversammlungen außerhalb des Stadtteils abgehalten worden seien: »Und gerade in Haidhausen wird es sicher geeignete Räume geben.« Das Direktorium habe bereits das Referat für Bildung und Sport beauftragt, die Kapazitäten der Sporthallen im Viertel zu prüfen. Dietz-Will geht indes davon aus, dass sich die Stadtverwaltung mit dem Hofbräukeller über die Nutzungsbedingungen für den Saal letztlich doch noch einigen wird: »Mit so einer langen Tradition bricht man nicht so einfach.« Die Lokalbetreiber hätten bereits Entgegenkommen signalisiert. Der Wirt Friedrich Steinberg bestätigt dies. »Natürlich kann man über Sonderkonditionen reden«, betont er. Bevor die Bürgerversammlung in einen anderen Stadtteil verlegt werde, werde man »auf jeden Fall zu einer Lösung kommen«. Hierzu müsse die Stadt jedoch Verhandlungen mit ihm aufnehmen. Dies sei bislang aber noch nicht geschehen.

Julia Stark

Artikel vom 26.01.2016
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