Sein oder Schein?

Haidhausen · „Meine Entdeckungsreise hinter den Begriff „Fassade“ begann mit dem Malen der Berliner Innenhof-Fassade vor vier Jahren und endet voraussichtlich mit dieser Ausstellung“, so die Künstlerin Bärbel Thiel über ihre aktuelle Ausstellung im Jazzclub Unterfahrt.

Einige Betrachter werden zu diesem Thema in erster Linie Hausfassaden erwarten. Erst, wenn man sich genauer damit beschäftigt, erkennt man die Vielzahl der Auslegungsmöglichkeiten, wie auch Aussehen, Gesicht, Haltung, Verpackung, Uniform, Werbung, Logo, Rede, Haut, Parole, Lüge, Stimmung, Empfindung, Stimme, Bewegung, Mimik, Maske usw.; ein unendliches aber stets interessantes Studium.

Wie trügerisch die Einschätzung von Äußerlichem sein kann, zeigen uns in der Gegenwart die schrecklichen und aufrüttelnden Ereignisse seit dem 11. September 2001.

Aus der geschichtlichen Vergangenheit sind ein weiteres Beispiel die zum Schein aufgebauten Dörfer des russischen Fürsten Potemkin. Vom Äußeren auf das Innere zu schließen ist und bleibt ein Wagnis.

Ich wünsche allen Betrachtern meiner Bilder viel Spaß bei jeder Station meiner „Entdeckungsreise hinter die Fassade“.

Die Ausstellung ist im „Unterfahrt“ im Einstein noch bis zum 16. Dezember zu sehen, Einsteinstraße 42. Geöffnet ist täglich ab 18.30 Uhr.

Artikel vom 31.10.2001
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