Angenehm und nützlich

Warum das Ehrenamt für alle Beteiligten hilfreich ist

Das Geld wird mehr, die Zeit weniger. Gebraucht wird beides. Manchmal ein Drahtseilakt.	Foto: Veranstalter

Das Geld wird mehr, die Zeit weniger. Gebraucht wird beides. Manchmal ein Drahtseilakt. Foto: Veranstalter

München · Die Bürger wollen das Leben in ihren Städten und Orten mitgestalten – zum Beispiel mit ehrenamtlichen Tätigkeiten. Zum zehnten Mal findet am Sonntag, 24. Januar, die FreiwilligenMesse im Gasteig statt.

Weiterer Artikel zum Thema
München · So seh ich das! Zum Thema Ehrenamt
Artikel vom 21.01.2016: Samstagsblatt München-Redakteur Carsten Clever-Rott über uneigennütziges Handeln

80 Organisationen stellen sich von 10 bis 17 Uhr vor und zeigen, wie sich jeder einbringen kann. Die Förderstelle Bürgerschaftliches Engagement (FöBE) organisiert diese Messe und gibt Antworten auf wichtigste Fragen rund um freiwilliges Engagement.

Hat sich die Bereitschaft der Menschen zum ehrenamtlichen Engagement in den vergangenen Jahren gewandelt?

Die Bereitschaft, sich zu engagieren, nimmt ständig zu. 23 Millionen Bundesbürger sind ehrenamtlich engagiert, in München sind es 28 Prozent der Einwohner. Die spontane Hilfe für Menschen, die in unser Land fliehen und hier Schutz suchen, hat die Bereitschaft zum freiwilligen Engagement noch gesteigert. Im Herbst 2015 waren 12.000 Münchner im Einsatz, um 170.000 Flüchtlinge zu versorgen.

Haben sich Funktionen und Aufgaben des Ehrenamts verändert?

»Traditionelle« Ehrenämter sind eine maßgebliche Säule der Zivilgesellschaft. Dazu gehören beispielsweise die Freiwillige Feuerwehr, die Schöffendienste der Justiz, die ungezählten Vorstände von Vereinen und vieles mehr.

Seit zehn bis 15 Jahren reagieren Menschen auf Defizite in ihrem Umfeld zunehmend mit einem freiwilligen Engagement. Zum Beispiel begleiten sie benachteiligte Schüler bis zum erfolgreichen Schulabschluss. Andere Ehrenamtliche wiederum spielen Pantomime mit Bewohnern eines Asylantenheims oder beraten Hauseigentümer bei den Begrünungen ihrer Anwesen. Dieses weite Feld des »modernen freiwilligen Engagements« ergänzt und bereichert die Angebote der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Was motiviert Menschen, sich ehrenamtlich einzubringen?

Die Erkenntnis »Das kann’s doch nicht gewesen sein«, ist für Berufstätige oft die Motivation für ein freiwilliges Engagement. Selbst während ­eines erfolgreichen Arbeitslebens wächst der Wunsch, zusätzlich andere Lebensbereiche und Menschen kennenzulernen und etwas Sinnvolles mitzugestalten. Alle Erhebungen zeigen, dass freiwillig Engagierte »Spaß an der selbstgewählten Tätigkeit« haben und »mit sympathischen Menschen zusammenkommen« wollen. Ehrenamtliche möchten ihr eigenen Ideen und Fähigkeiten einbringen, ihr soziales oder ökologisches Umfeld verbessern und etwas Neues lernen.

Wer sind die »typischen« Ehrenamtlichen und aus welchen Altersschichten kommen sie?

Die »typischen« Ehrenamtlichen sind zwischen 35 und 49 Jahren alt. Es sind also vorrangig Menschen in der Mitte des Lebens, voll in Beruf und Familie eingebunden, die sich freiwillig engagieren. Die zweitgrößte Gruppe sind Jugendliche im Alter zwischen 14 und 24 Jahren und danach kommt die Gruppe der Menschen im dritten Lebensalter, voller Neugier auf Neues und Lust, etwas für sich und für andere zu tun.

In welchen Bereichen kann man ehrenamtlich tätig sein?

Interessierte denken nach wie vor in erster Linie an soziale Tätigkeiten. Dass man sich aber zum Beispiel auch im Tierpark Hellabrunn, im Deutschen Museum, als Biotop- und Grünplatzpate oder beim Rollstuhlbasketball einbringen kann, ist weniger bekannt.

Was sind die beliebtesten Ehrenämter?

Die Umfragen unter den knapp 6.000 Besuchern der FreiwilligenMesse ergeben ein konstantes Bild: Die meisten möchten sich für Kinder und Jugendliche einsetzen. Ökologische und kulturelle Engagements folgen in der Beliebtheitsskala. Darüber hinaus aktivieren aktuelle Ereignisse wie die vielen Menschen auf der Flucht oder Naturkatastrophen viele Bürgerinnen und Bürger zum Helfen.

Welche Tätigkeitsfelder sind unterbesetzt?

Berührungsängste bestehen häufig gegenüber Menschen, die an Demenz erkrankt sind, Menschen im hohen Lebensalter und Menschen mit Behinderungen. Informations- und Fortbildungsveranstaltungen, Austauschmöglichkeiten und eine zuverlässige und kompetente Begleitung der Interessierten, minimieren diese Berührungsängste. Die erstmal mit Vorbehalten besetzten Tätigkeiten werden bei hilfreichen Rahmenbedingungen oft sogar als besonders wertvoll erlebt.

Welche Organisationen präsentiert die Messe?

Es sind gemeinnützige Organisationen aus sozialen, kulturellen, ökologischen und sportlichen Bereichen. Sie schätzen die Zusammenarbeit mit Freiwilligen und haben betriebsintern die Rahmenbedingungen dafür geschaffen. Dazu gehören Ansprechpersonen, die Versicherung der Freiwilligen, abgesprochene Tätigkeitsbeschreibungen und eine Anerkennungskultur. 2016 sind dies im Besonderen Organisationen, die sich für die Verbesserung von Lebensbedingungen und soziale Gerechtigkeit weltweit einsetzen. Deshalb sind unter anderem auch Oxfam, Ärzte der Welt, Amnesty International oder terre des hommes vertreten.

Mehr Info: www.muenchner-freiwilligen-messe.de

red

Artikel vom 22.01.2016
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...