Ein turbulentes Jahr ist vorbei

Der Helferkreis Asyl Unterschleißheim hat große Ziele

Rasche Hilfe, wenn sie nötig ist: In wenigen Tagen konnten 300 Paar Schuhe verteilt werden.	Foto: VA

Rasche Hilfe, wenn sie nötig ist: In wenigen Tagen konnten 300 Paar Schuhe verteilt werden. Foto: VA

Unterschleißheim · Wir schaffen das, wiederholt Kanzlerin Angela Merkel gerne, wenn es um Flüchtlinge geht. Vor Ort stellt sich den Verantwortlichen eher die Frage, wie schaffen wir das?

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Die ziemlich einhellige Antwort darauf lautet: Jedenfalls nicht ohne die vielen freiwilligen Helfer. Auch der Helferkreis Asyl Unterschleißheim hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Schnelligkeit und Flexibilität war mehr als einmal gefragt. Wenn rund 300 Flüchtlinge mitten im Winter mit teilweise kaum noch brauchbaren Sommerschuhen ankommen, werden die mittlerweile rund 70 Helferinnen und Helfer blitzschnell per E-Mail kontaktiert. Der Spendenaufruf brachte innerhalb weniger Tage fast 300 wintertaugliche Schuhe, die verteilt werden konnten.

Einzelschicksale, die unter die Haut gehen

Akutes Handeln war gefragt, als zwei Tage vor Weihnachten 57 Asylbewerber in die Container-Anlage in der Nördlichen Ingolstädter Straße einzogen. Dort gilt das Prinzip Selbstversorgung, was erst einmal kaum möglich ist, wenn die entsprechenden Mittel noch nicht ausgezahlt sind und kurz nach dem Einzug alle Läden drei Tage geschlossen haben. Doch mit selbstgebackenen Plätzchen, eigenen Vorräten und geliehenem Bargeld bekam der Helferkreis auch diese Situation in Griff. Noch schlimmer als ein leerer Kühlschrank sind akute Zahnschmerzen während der Feiertage. Auch da fanden sich freiwillige Begleiter für Besuche beim zahnärztlichen Notdienst.

»Es sind vor allem diese einzelnen Schicksale, die unter die Haut gehen«, sagt eine der Helferinnen. Wie das der Somalierin, die aufgrund einer Namensverwechslung als einzige Frau in die Containeranlage einzog. Sie hat während der Unruhen in ihrer Heimat fast ihre gesamte Familie verloren und kam mit einer Gewehrkugel in der Schulter nach Deutschland. Inzwischen konnte sie an einem anderen Ort untergebracht werden und auch die medizinische Versorgung ist in die Wege geleitet worden. Hilfe und Begleitung zu Ärzten und Behörden sind sehr zeitaufwendige Aufgaben, dazu kommen Deutschunterricht, Freizeitgestaltung und Jobvermittlung für jene, die bereits eine Arbeit aufnehmen dürfen.

Schön war, dass auch die Helfer selbst immer wieder unterstützt wurden. Von Ärzten, Apothekern beispielsweise und auch vom Betreiber des Unterschleißheimer Jugendtreffs Gleis 1, der Räume für Deutschunterricht zur Verfügung stellt und es ermöglicht, dass sich jüngere Flüchtlinge mit gleichaltrigen Jugendlichen aus dem Ort treffen.

Neben Sachspenden, etwa gebrauchten Fahrrädern oder Kleidung, bekam der Helferkreis Asyl auch Spenden von Banken, Unternehmen und Vereinen, was unter anderem dem Deutschunterricht zugute kam und die Auflage einer Broschüre ermöglichte, die den Asylbewerbern erste Informationen über die Region vermittelt. Dafür bedankt sich der Helferkreis sehr herzlich und bittet auch künftig um Unterstützung.

Patenschaft für die Integration

Bald werden noch mehr Asylbewerber in Unterschleißheim leben und sie werden länger am Ort bleiben als bisher. »Unser Ziel ist deshalb, mit Patenschaften die Chancen für eine gelungene Integration weiter zu verbessern«, blicken die Koordinatorinnen des Helferkreises Daniela Schlüter und Diana Brand in die kommenden Monate. Was die Helferinnen und Helfer immer wieder motiviert ist, dass die Hilfe von den Flüchtlingen dankbar angenommen und keinesfalls als selbstverständlich betrachtet wird.

Weil sie zeigen wollten, dass sie dieser Gesellschaft auch etwas zurückgeben möchten, sammelte eine Gruppe von Asylbewerbern am ersten Januar auf den Straßen Unterschleißheims den Müll der Silvesternacht ein. Eine Aktion, über die bundesweit berichtet wurde und eine Bestätigung für den Helferkreis Asyl, den eingeschlagenen Weg konsequent weiter zu gehen.

Artikel vom 21.01.2016
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