»Grand Chapiteau« wurde zum Zelt Abrahams

Ein Fest ohne Grenzen: Das Weihnachtsmahl der Gemeinschaft Sant’Egidio

Über 500 Menschen waren zum Weihnachtsmahl eingeladen worden und verbrachten einen Abend gemeinsam. »So müsste die Welt sein. Menschen, die verschiedener nicht sein können, an einem Tisch im Frieden vereint«, sagte einer der Helfer. F.: VA

Über 500 Menschen waren zum Weihnachtsmahl eingeladen worden und verbrachten einen Abend gemeinsam. »So müsste die Welt sein. Menschen, die verschiedener nicht sein können, an einem Tisch im Frieden vereint«, sagte einer der Helfer. F.: VA

München · Am ersten Weihnachtstag öffnete sich das Zelt »Grand Chapiteau«, das vom Tollwood Festival kostenlos zur Verfügung gestellt worden war, auf der Theresienwiese zu einem ganz besonderen Ereignis.

Die Gemeinschaft Sant’Egidio hatte zum Weihnachtsmahl im Jahr der Barmherzigkeit eingeladen. Viele Menschen nahmen diese Einladung an. Menschen, die aus Syrien, Eritrea, Afghanistan, Nigeria und vielen anderen Ländern geflüchtet sind, Menschen, die auf der Straße leben, Bedürftige, Arme, jugendliche Flüchtlinge, Männer, Frauen, Kinder und Familien aus München, die bedienten, Geschenke verteilten und am Tisch mit den Gästen sprachen.

Ehemalige Flüchtlinge singen: Alle Menschen werden Brüder

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Das Zelt war wie ein Symbol der Gastfreundschaft und erinnerte an die Geschichte Abrahams, der drei Fremde in Mamre beherbergte und mit ihnen Engel bei sich aufnahm. So sollten sich alle fühlen, die bei diesem Fest anwesend waren: willkommen, beliebt, beherbergt, mit dem Besten bewirtet. Dafür sorgte Caterer Gerhofer, der das Dreigangmenü für über 500 Gäste spendete.

Für jeden war ein Platz vorbereitet, jeder war persönlich eingeladen worden. Eine große Schar von Freunden von Sant’Egidio war hier versammelt, um das Jahr der Barmherzigkeit, das Papst Franziskus im Advent ausgerufen hatte, in diesem Geist zu feiern.

Die Tradition des »Weihnachtsmahls« begann in der Basilika Santa Maria in Trastevere in Rom 1982, dem Gründungsort von Sant‘Egidio und hat sich weltweit in über 70 Ländern verbreitet. Von diesem Weihnachtsmahl soll eine Botschaft des Friedens in die Welt gesandt werden und eine Kultur der Barmherzigkeit ausgehen, damit sich der Traum verwirklicht, eine Stadt aufzubauen, in der jeder einen würdigen Platz hat und niemand alleine bleibt.

Weihnachten als das Fest der Geburt Jesu, der als armes Kind am Rand von Betlehem in einer Krippe geboren wurde, erinnert daran, dass eine neue Gesellschaft nötig ist und eine Kultur der Gastfreundschaft für alle ein Gewinn ist. Gerade in diesem »Jahr der Flüchtlinge« in Deutschland könne das Bild dieses Weihnachtsmahles ein Bild der Ermutigung für viele sein, dass das Zusammenleben gelingen kann. Zwanzig junge Männer waren nach viermonatiger Flucht gerade einmal fünf Tage in München und konnten Kontakte knüpfen. Familien mit kleinen Kindern, die über das Mittelmeer geflohen waren, fanden Gastfreundschaft. Mädchen aus Somalia, Eritrea, die ohne Eltern in München leben, konnten für einige Stunden fröhlich zur Musik der Band »Miasin Zam« tanzen.

Die aus Armeniern, Deutschen, Iranern und Ukrainern besetzte Band war aus Erlangen angereist mit dem Bandleader Martin Lehnerer, und spielte kostenlos so mitreißend, dass viele zu tanzen begannen und zum Rhythmus der Musik klatschten. Einen besinnlichen Ausklang bot die Pianistin Anne Schätz. Davor sang ein mit ehemaligen syrischen Flüchtlingen besetzter Chor die Europahymne mit dem Text: »Alle Menschen werden Brüder« und beendete seinen Auftritt mit einem Tanz. Zum Abschluss des Abends gab es noch für jeden Einzelnen ein persönliches Geschenk.

Viele trugen dazu bei, dass dieses Fest möglich wurde. So spendeten Firmen Getränke, den Transport der Gäste von und zur Bayernkaserne, Geschenke, Weihnachtsbäume und Lebkuchen.

»So müsste die Welt sein. Menschen, die verschiedener nicht sein können, an einem Tisch im Frieden vereint«, sagte einer der Helfer und dieser Wunsch wurde wenigstens bei diesem Fest einen Abend lang verwirklicht.

Artikel vom 28.12.2015
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