Kurioser Beamtenalltag

München · Bei Dienstbeginn wissen Bundespolizisten nicht, was kommt

Manchmal muss die Polizei Toilettentüren eintreten. Oder Schildkröten retten. Oder größere Summen Bargeld verwahren. So wie in diesem Jahr die Münchner Bundespolizei.	Fotos: BPol

Manchmal muss die Polizei Toilettentüren eintreten. Oder Schildkröten retten. Oder größere Summen Bargeld verwahren. So wie in diesem Jahr die Münchner Bundespolizei. Fotos: BPol

München · Als Polizeibeamter muss man immer damit rechnen, mit schrecklichen Ereignissen konfrontiert zu werden. Doch es gibt auch schöne und durchaus auch kuriose Momente.

Die Bundespolizeidirektion München hat die bemerkenswertesten Einsätze des Jahres 2015 noch einmal zusammengefasst.

Am 17. August gegen 5.45 Uhr meldete ein Lokführer, dass er eine erschöpfte Frau vermutlich mit ihrem Enkel auf einer Eisenbahnbrücke am Münchner Südbahnhof festgestellt und aufgenommen habe. Eine Bundespolizeistreife nahm die 59-jährige Afghanin und das sechsjährige Kind am Südbahnhof auf und brachte sie zum Hauptbahnhof. Schnell stellte sich heraus, dass hinter der lebensgefährlichen Aktion eine bewegende Geschichte steckte. Die bereits registrierte asylsuchende Frau aus einem Flüchtlingsheim in Thüringen war mit ihrem Enkel nach München gefahren, da sie erfahren hatte, dass ihre Familie ebenfalls nach Deutschland eingereist war und nun am Hauptbahnhof sei. Da die 59-Jährige sich aber am Ostbahnhof aufhielt, entschloss sie sich, mit dem Jungen entlang der Gleise in Richtung Hauptbahnhof zu laufen, um dort ihre Familie zu treffen. Am Hauptbahnhof nahm der Sechsjährige einen Beamten an die Hand und führte die Streife mittels ein paar englischen Wörtern zielsicher zu den Verwandten, die in der Schalterhalle warteten. Die Verwandten waren kurz vorher ebenfalls als Asylsuchende registriert worden.

Nach einer eindringlichen Belehrung durch die Bundesbeamten zu der lebensgefährlichen Aktion konnte sich die afghanische Familie endlich in die Arme nehmen. Die Familie reiste weiter zu ihrer zugewiesenen Flüchtlingsunterkunft.

Triebfahrzeugführer meldet Riesenschildkröte

Noch mal nachgefragt haben die Beamten nach einem Funkspruch am 27. April. »Triebfahrzeugführer meldet eine Riesenschildkröte, im Gleis zwischen Schwabhausen und Bachern.« Eine Streife der Bundespolizei fand die Riesenschildkröte kurz nach einem Bahnübergang immer noch in den Gleisen spazierend. Die Beamten trugen das rund 40 Zentimeter lange und rund 20 Kilogramm schwere Tier aus den Gleisen. Nach erster Inaugenscheinnahme hatte es den lebensgefährlichen Ausflug unbeschadet überstanden. Noch am gleichen Tag konnte noch der Besitzer ermittelt werden.

Ein ganz anderes Problem hatte ein 38-jähriger Tourist aus Großbritannien. Er hatte am Hauptbahnhof eine Einzelkabine einer WC-Anlage benutzt. Als er die Kabine verlassen wollte, stellte er fest, dass die Verriegelung defekt war und sich nicht mehr öffnen ließ. Eine Stunde lang versuchte er es selbst, dann rief er per Handy die Polizei. Die Beamten versuchten die Tür zu öffnen, doch auch sie scheiterten an dem defekten Schließmechanismus. Der eingeschlossene Mann klagte zunehmend über Atemprobleme, also entschlossen sich die Beamten zu einer rabiaten, aber sicheren Methode: Sie traten die Tür kurzerhand ein. Dafür brauchten sie zwar auch mehrere Versuche, aber letztlich hatten sie Erfolg.

Ebenfalls erleichtert waren zwei ägyptische Geschäftsleute, die im abfahrbereiten Zug sitzend feststellten, dass sie eine Umhängetasche mit 24.000 Euro Inhalt in einem Kaffeeladen hatten liegen lassen. Ein Sicherheitsmitarbeiter des Geschäfts hatte das Geld gefunden und zur Bundespolizei gebracht.

Artikel vom 24.12.2015
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