Shopping-Endspurt

Das Weihnachtsgeschaeft geht jetzt in die ganz heisse Phase

In den letzten Tagen vor dem Fest wird’s noch mal eng in der Stadt. Die Münchner kaufen immer später für Weihnachten ein.	Foto: cr

In den letzten Tagen vor dem Fest wird’s noch mal eng in der Stadt. Die Münchner kaufen immer später für Weihnachten ein. Foto: cr

München · Wenn Sie zu den »Last-Minute-Christmas-Shoppern« gehören, dann ist jetzt Ihre Stunde gekommen. Heute noch bis 20 Uhr, dann der Endspurt: dreieinhalb Geschäftstage bis Heiligabend, 14 Uhr. Aber dann geht nichts mehr. Nur noch selbstgebastelt.

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Tatsächlich geht der Trend dahin, dass die Münchner ihre Weihnachtsgeschenke immer später einkaufen, sagt Bernd Ohlmann, ­Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern (HBE), der Interessenvertretung der Einzelhändler. Jetzt kommen die Tage, an denen vor allem für das Festessen eingekauft wird.

Inzwischen hat das Weihnachtsgeschäft etwas Fahrt aufgenommen, aber bis zum dritten Advent sei es »nicht so gut« verlaufen, bilanzierte Ohlmann Mitte dieser Woche. Und er hat eine ebenso banale wie einleuchtende Erklärung: Es liegt am Wetter. Draußen ist der Frühling näher als der Winter. »Die Winterbekleidung liegt wie Blei in den Regalen. Andere Produktgruppen laufen da schon besser: Uhren, Schmuck, Parfüm, Spielwaren, Bücher, Unterhaltungselektronik und Smart­phones. Am häufigsten werden jedoch Gutscheine verschenkt, die »weihnachtliche Allzweckwaffe«, wie Ohlmann sagt. Jedes vierte Geschenk ist ein Gutschein. Dabei sind die Bayern auch nicht kleinlich. 495 Euro gibt jeder Haushalt durchschnittlich für Weihnachtsgeschenke aus. Bei rund 6,25 Millionen Haushalten in Bayern ergibt das einen Umsatz von über drei Milliarden Euro.

Die Einzelhändler setzen auf die letzten Verkaufstage, schließlich erzielen sie mit dem Weihnachtsgeschäft etwa ein Fünftel ihres Jahresumsatzes. Mit dem 24. Dezember ist das Geschäft auch noch nicht vorbei. Die steigende Anzahl an Gutscheinen hat eine Umtauschquote von nur noch etwa fünf Prozent zur Folge. Gleichzeitig nutzen die Beschenkten ihre Gutscheine ganz aus und legen in der Regel noch ein paar Euro drauf. Die Tage nach Weihnachten sind mittlerweile eine Art »Ehrenrunde des Christkinds«.

Nur eines macht dem stationären Einzelhandel wirklich zu schaffen: das wachsende Online-Geschäft. »Zwölf Prozent des Weihnachtsumsatzes werden im Internet gemacht. Für viele Einzelhändler ist das ein schmerzlicher Verlust«, weiß Ohlmann. Aber anstatt darüber zu trauern, sollten die Münchner Händler lieber ihre Chancen nutzen, die das Internet bietet, meint der HBE-Geschäftsführer. Denn der Schaden, der durch »Beratungsdiebstahl« (Beratung im Fachhandel, Kauf im Internet) verursacht werde, sei geringer als der Nutzen, wenn man im Internet gefunden werde. »80 Prozent der Münchner Geschäfte haben eine eigene Homepage, ein Drittel davon verkauft auch darüber.« Der Einzelhandel profitiere auch von gut informierten Kunden, die dann vor Ort einkaufen. »Ein Großteil der sogenannten Kaufanbahnung findet im Internet statt«, erklärt Ohlmann, »also muss man als Händler im Internet gefunden werden. Da müssen wir die Kunden abholen.«

Die Bedeutung der Online-Präsenz bestätigt auch Peter Schubert, der als Vorsitzender des Truderinger Gewerbevereins GEVT ganz nah am Handel vor Ort ist. »Die Einzelhändler müssen sich bewegen«, meint er. In Richtung Internet, um das Geschäft nicht allein den virtuellen Marktplätzen zu überlassen. Manche tun sich schwer mit dem noch jungen Markt, aber die Truderinger Händler wollen diesen Weg verstärkt gehen.

In Moosach sieht sich die Aktionsgemeinschaft gut aufgestellt. »Fast alle unserer 72 Mitgliedsgeschäfte sind im internet präsent«, berichtet die Vorsitzende, Sylvia Wechselberger. Über den Verlauf des bisherigen Weihnachtsgeschäfts kann sie nicht klagen. Auch die Moosacher machen die Erfahrung, wonach Gutscheine immer beliebter werden. In der Hoffnung auf bessere Preise würden manche Käufer bewusst bis nach Weihnachten abwarten. Das ist nicht ganz neu, nimmt aber zu. Der Handel verändert sich. Die Münchner kaufen vor Ort und im Internet ein. Das Verhältnis zwischen diesen beiden Kanälen werde sich einpendeln, erwartet Ohlmann. Der Hauptgrund, warum Kunden im Internet kaufen, sei im Übrigen nicht der Preis, sondern die Bequemlichkeit. Rund um die Uhr, vom Sofa aus, ganz spontan, das kann der stationäre Handel nicht leisten. Dagegen steht auch das bayerische Ladenschlussgesetz. Um 20 Uhr wird der Laden abgesperrt. Das Internet hat immer auf.

Umso wichtiger, dass die Einzelhändler kreativ mehr Service anbieten. Dabei hilft ihnen: das Internet. Kostenloses WLAN ist da nur ein Punkt. Aber gerade das mobile Internet via Smartphone sagt den potenziellen Kunden während des Einkaufsbummels den kürzesten Weg zum nächsten Fachgeschäft. Hier sieht der HBE Chancen: »Das mobile Internet hilft dem Einzelhandel.« Weil man eben kurzfristig schnell gefunden werden könne. Für das laufende Weihnachtsgeschäft bringt das aber nichts mehr, wenn der Händler nicht so weit ist. Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 18.12.2015
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