Achtung Betrüger!

Was Sie zum Thema »Enkeltrickbetrug« wissen sollten

Die Polizei verstärkt ihre Aufklärungskampange 	und warnt vor Enkeltrickbetrügern. 	Foto: PP Oberbayern Nord

Die Polizei verstärkt ihre Aufklärungskampange und warnt vor Enkeltrickbetrügern. Foto: PP Oberbayern Nord

München/Landkreis · »Rate mal, wer hier spricht«. »Wir haben uns ja schon lange nicht mehr gehört!« »Erinnerst du dich noch an mich?«. Mit solchen oder ähnlichen Formulierungen rufen überregional agierende Täter bei meist älteren und allein lebenden Personen an.

Sie geben sich als gute Bekannte oder Verwandte aus und bitten kurzfristig und dringend um Bargeld. Als Vorwand werden Engpässe, Notlagen oder eine große Investition, wie ein Auto- oder Immobilienkauf vorgetäuscht.

»Das Opfer wird dabei durch häufige Anrufe unter Druck gesetzt, bis er sich zahlungswillig zeigt«, erklärt Jürgen Weigert, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Zur Geldübergabe wird dann ein Bote geschickt. Ist das Bargeld oder Schmuck nicht vorhanden, folgt die Aufforderung, dass Geld bei der Bank abzuheben. Die Polizei spricht im diesem Zusammenhang von dem »Enkeltrickbetrug«. Eine Betrugsform die leider all zu häufig funktioniert.

Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord verzeichnet im laufenden Jahr einen deutlichen Anstieg des »Enkeltricks«. Alleine in den Landkreisen Erding, Freising und Ebersberg wurden seit Jahresbeginn 66 Fälle zur Anzeige gebracht. In zwei vollendeten Fällen konnten die Täter ein Barvermögen von 35.000 Euro erbeuten. Im Vorjahr wurden gerade einmal 27 Fälle gezählt. Im Landkreis Ebersberg haben sich die Fälle zum Vorjahreszeitraum von 12 auf 27 aktuelle Fälle sogar mehr als verdoppelt.

Für den gesamten Dienstbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord ist sogar eine Verdreifachung von »Enkeltrickbetrügereien« zu verzeichnen. »In 98 Prozent der angezeigten Fälle bleibt es lediglich beim Versuch«, erklärt Weigert. Diese Tatsache sieht die Polizei auch als eine Bestätigung für die breite öffentliche Präventionskampagne. Doch die Täter und Hintermänner bleiben meist im Verborgenen. »Die Aufklärungsquote ist äußert gering, da nur wenige Spuren vorhanden sind und die Täter in gut organisierten Bandenstrukturen agieren«, sagt Weigert.

Die Täter sind meist sehr mobil und zumeist Angehörige ethnischer Minderheiten aus Deutschland, Polen und Italien. Nicht selten reisen Sie zielgerichtet aus dem osteuropäischen Ausland nach Deutschland ein. Werden die Hintermänner gefasst droht je nach Fall eine Freiheitsstrafe von einem bis zehn Jahren wegen »bandenmäßigen Betrugs«.

Doch wie genau gehen die Betrüger vor?

»Die Täter suchen im Telefonbuch gezielt nach älteren, meist weiblichen Vornahmen wie Adelgunde, Margarete oder Maria«, erklärt Weigert. Besonders betroffen sind dabei alle allein lebenden, älteren Menschen, die sich nicht mit jemand aus ihrem näheren Lebenskreis beraten können. Hinzu kommen noch weitere Faktoren wie Seh- und Hörschwäche. So halten die Opfer die fremde Stimme am Telefon schnell für die eines Verwandten. Auch Vereinsamung, Zerstreutheit und Demenz machen Senioren zu leichten Opfern für diese Form des Betruges.

Die wirkungsvollste Maßnahme gegen solche Betrugsfälle ist eine gesunde Skepsis und Aufmerksamkeit. Deswegen gibt das Polizeipräsidium Oberbayern Nord allen potentiellen Opfern folgende Verhaltenstipps:

– Seien Sie misstrauisch, wenn sich jemand am Telefon nicht selbst mit Namen vorstellt!

– Legen Sie den Telefonhörer auf, sobald Ihr Gesprächspartner Geld fordert!

– Halten Sie nach einem Anruf mit finanziellen Forderungen mit anderen Familienangehörigen Rücksprache!

– Geben Sie keine Details zu Ihren familiären oder finanziellen Verhältnissen heraus!

– Lassen Sie sich zeitlich nicht unter Druck setzen!

– Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen!

– Informieren Sie sofort die Polizei über die Notrufnummer 110, wenn Ihnen ein Anruf verdächtig vorkommt!

– Informieren Sie auch Ihre Verwandten und Bekannten über diese äußerst hinterlistige Form des Betrugs!

Eine Entwarnung kann leider nicht gegeben werden. Für das kommende Jahr geht das Polizeipräsidium fest von ­einen weiteren Anstieg der Enkeltrickbetrugsfälle aus.
Bleiben Sie wachsam!

Von Stefan Dohl

Artikel vom 20.12.2015
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