MVV-Abo für Schüler kommt

München · Rabattregelung wird August 2016 eingeführt

Der Ausbildungstarif und das JobTicket unterscheiden sich in München kaum. Jugendlichenvertreter kritisieren das und fordern ein überarbeitetes Konzept.	Foto: Julian Schulz

Der Ausbildungstarif und das JobTicket unterscheiden sich in München kaum. Jugendlichenvertreter kritisieren das und fordern ein überarbeitetes Konzept. Foto: Julian Schulz

München · Der Münchner Verkehrsverbund richtet ein Abo für Schüler und Auszubildende ein. »Endlich«, jubelt die Rathaus-SPD. »Ein Zwischenschritt, kein großer Wurf«, zeigt sich der Kreisjugendring (KJR) München deutlich nüchterner.

Schon vor Jahren habe die Rathaus-SPD eine Vergünstigung für junge MVV-Nutzer gefordert: Schüler und Azubis sollten ein Abo für den Ausbildungstarif I und II abschließen können, beantragte die Fraktion bereits im Jahr 2008. Der MVV hat jetzt eine derartige Regelung beschlossen. Demnach können die Jahrestickets ab nächsten August abonniert werden.

Bislang können die Tickets im Ausbildungstarif nur wochen- oder monatsweise gekauft werden. Für die jungen MVV-Fahrgäste soll das neue Jahres-Abo künftig einen deutlichen finanziellen Vorteil mit sich bringen, konkret einen jährlichen Rabatt in Höhe eines 1,5-fachen Monatskartenpreises. Außerdem werde eine netzweite Freigabe in den Sommerferien gelten. Nachgebessert werden müsse noch beim Bekanntheitsgrad des Ausbildungstarifs: Eine Marktuntersuchung habe gezeigt, dass viele Schüler und Azubis nicht wissen, dass es ein solches Angebot gibt.

Euphorie bei der SPD, Zurückhaltung beim KJR

Auf Antrag der SPD legte die Stadtverwaltung eine Auswertung zum allgemeinen Mobilitätsverhalten von Kindern und Jugendlichen vor. Ergebnis: Sie nutzen den Nahverkehr immer stärker, seien aber – wie auch in anderen Städten – mit dem Tarifniveau unzufrieden. Mit einem Änderungsantrag regte die Rathaus-SPD an, dass sich die Stadt in den Gremien des MVV für eine Verbesserung und Vereinfachung der Tarife für Kinder und junge Erwachsene einsetzen wird.

»Mit der Markteinführung eines Abos für Schüler und Azubis schließt der MVV eine Angebotslücke«, urteilt der SPD-Fraktionschef Alexander Reissl. »Dass ausgerechnet der meist unter chronischem Geldmangel leidende Fahrgast-Nachwuchs bislang nicht von einem Jahresabo samt Rabatt profitieren konnte, haben wir seit langem moniert. Es freut uns, dass die jungen Leute ab nächstem Jahr eine Vergünstigung erhalten.«

SPD-Stadträtin Simone Burger ergänzt: »Sämtliche Studien oder Befragungen zur Jugendmobilität zeigen, dass der Nahverkehr von Kindern und Jugendlichen immer stärker genutzt wird. Deshalb muss es unser Ziel sein, ein möglichst attraktives und leicht verständliches Tarifsystem anzubieten. Mit dem Jahresabo für die Ausbildungstarife haben wir jetzt eine deutliche Verbesserung für Heranwachsende erzielt.«

Erheblich zurückhaltender bewertet der KJR das Ergebnis: »Von der Ideallösung anderer Städte und Bundesländer ist man noch weit entfernt. Der Arbeitskreis Jugend- & Ausbildungsticket fordert daher weitere Verbesserungen.«

Stefanie Lux, Vorsitzende des KJR München-Stadt, begrüßt die Initiative grundsätzlich, allerdings geht diese nach Meinung mehrerer Jugendlichenvertretungen in der Stadt nicht weit genug. »Die Grundproblematik des hohen Preisniveaus in München sowie die Komplexität des Ringesystems bleiben erhalten«, so ihre Kritik. Besonders mit Blick auf den Geldbeutel älterer Schüler und die Vergütung in einigen Ausbildungsberufen sei das Tarifniveau für Pendler und Langstreckenfahrer mit vielen Ringen in München nach Ansicht der Mitglieder des Arbeitskreises »Jugend- und Ausbildungsticket« im KJR unverhältnismäßig hoch, obwohl der Ausbildungstarif staatlich bezuschusst werde.

Selbst innerhalb des Tarifsystems sei der Abstand des neuen Ausbildungstarif-Abonnements im Verhältnis zu rabattierten Angeboten wie dem JobTicket nicht besonders groß. »Der Vergleich zu Angeboten in anderen Städten und Bundesländern beweise, dass auch andere Tarife möglich seien. Der Arbeitskreis hat effektive Monatskosten zum Vergleich ermittelt. So können Schüler und Auszubildende in Hamburg, Berlin, Frankfurt und im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr zum Teil deutlich günstiger fahren als in München, bezogen auf die jeweiligen Stadtbereich oder das Gesamtnetz.

Artikel vom 11.12.2015
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