Teuflisches Treiben

Hunderte Krampusse laufen auf dem Marienplatz auf

Die »Sparifankerl Pass« aus München laufen mit traditionellen Astei-Masken aus den Gasteinertal auf dem Marienplatz.	Foto: Sparifankerl Pass

Die »Sparifankerl Pass« aus München laufen mit traditionellen Astei-Masken aus den Gasteinertal auf dem Marienplatz. Foto: Sparifankerl Pass

Altstadt · Angst vor dem Krampus? Am Sonntag, 13. Dezember, von 15 bis 17 Uhr, ist es wieder soweit: Rund um den Marienplatz werden die finsteren Gesellen bei den Passanten ein mulmiges Gefühl hinterlassen, die Glocken schlagen einen höllischen Lärm.

28 Passgruppen, zwischen 500 und 600 Läufer aus Bayern, Österreich und Südtirol, werden teilnehmen und das alte alpenländische Brauchtum von Krampus und Perchte aufleben lassen. Der Laufweg führt vom Eingang zum Christkindlmarkt, über die Fußgängerzone zum Rindermarkt, und von dort über den Marienplatz zum Marienhof. Als »Pass« bezeichnet man eine Gruppe, die aus Nikolaus, Krampussen, Engerl und anderen Begleitern bestehen kann. In Österreich sagt man: »Gemma Kramperl passen?« Hier wird in der vermeintlichen Sicherheit einer Menschenmenge den Krampussen „aufgelauert“, die dann auch nicht zimperlich mit den Besuchern umgehen.

Mit am Start in München ist natürlich auch die erste Münchner Krampusgruppe »Sparifankerl Pass«, die das schaurige Treiben zusammen mit der Stadt München veranstaltet. Dieses Jahr gibt es das Jubiläum zum 15-jährigen Bestehen der »Sparifankerl Pass«, was alle 14 Mitglieder sicher feiern werden. Tom Bierbaumer, Obmann und Mitbegründer der Passgruppe, freut sich auf die Veranstaltung: »Das fast vergessene Brauchtum lebt wieder auf, und auf das Brauchtum legen wir auch großen Wert. Der Lauf in München ist kein ‘Haulauf’, hier wird nicht geschlagen. Wir arbeiten eng mit der Polizei zusammen, wenn einer der Läufer beim Schlagen erwischt wird, muss die ganze Passgruppe sofort nach Hause fahren.«

Und es funktioniert – anders als bei den Krampussläufen in Östereich stehen die Besucher in München nicht hinter Absperrgittern. »Die Gruppen, die hier laufen, werden von uns handverlesen. Wenn wir sie nicht kennen erkundigen wir uns im Vorfeld sehr genau über die Gruppen. Nicht jeder kann in München mitlaufen«, erklärt Tom Bierbaumer.

Auch blutige Horrormasken wird man wohl nicht zu sehen bekommen, es soll eben ein Traditionslauf sein. Die Astei-Masken der »Sparifankerl Pass« stammen vom Bildhauer Rupert Kreuzer und dem Restaurator Gerhard Seer aus dem österreichischen Großarltal, sie sind aus traditionellen Materialien gefertig. Die Gruppe lässt jedes Jahr neue Masken anfertigen. »Ich denke, wir sind die einzige Gruppe außerhalb des Gasteiner Tals mit Gasteiner Masken«, betont Bierbaumer. Die Masken sind nichts für »Leichtgewichter«: Je nach Größe der Hörner kann so eine Maske zwischen 10 bis 20 Kilogramm wiegen. Das warme Fell tut sein Übriges: Krampus sein ist kein leichter Job.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Krampus und Perchte? Ursprünglich gab es eine klare Trennung zwischen den beiden, optisch wie auch im Handeln. Perchten sind die Gesellen der Sagengestalt Frau Perchta, die aus der germanischen und slawischen Mythologie stammt.

Das Brauchtum lebt wieder auf

Gemeinsam gehören sie der »Wilden Jagd« an, dem Geisterzug, der insbesondere zwischen Weihnachten und Dreikönigstag johlend und heulend über den Nachthimmel zieht.

Das Perchtenbrauchtum beinhaltet verschiedene Figuren wie zum Beispiel Mossmandl, Stoamandl und den Tod, die bösen Gestalten der Dunkelheit sollten vertrieben und die guten und fruchtbringenden Geister des Frühlings erweckt werden. Bei Krampusläufen darf im Gegensatz zu Perchtenläufen der Heilige Nikolaus nicht fehlen, der Krampus ist ein Helfer vom Nikolaus und gehorcht ihm – beschenken und bestrafen steht im Mittelpunkt. In vielen Gegenden haben sich Perchten- und Krampusbräuche aber inzwischen vermischt. Der Kinderspott auf den Krampus »Kramperl le le, hast Hos’n voll Fle(ö)h, den Pelz vuller Wanzen, magst eh neama tanzen!« erklärt sich übrigens so: Der Krampus wurde früher mit dem gekleidet, was in der Mottenkiste am Bauernhof zu finden war.

Auch die Kinder sind in München ein Thema und liegen der »Sparifankerl Pass« am Herzen. »Damit sich die Kinder nicht fürchten, erklären wir das Brauchtum«, betont der Obmann. Dazu gibt es am 12. Dezember eine Lehrstunde, Beginn ist um 14 Uhr im Foyer im Alten Rathaus. »Ich bin mir aber fast sicher, dass die Großen mehr Angst haben«, schmunzelt Tom Bierbaumer. Wer es verpasst: Auch am 20. Dezember gibt es von 16 bis 17 Uhr noch einen Lauf über den Christkindlmarkt. Er wird kleiner ausfallen, die »Sparifankerl Pass« werden mit zwei bis drei Gastgruppen im geteilten Pulk laufen. Ein höllisches Vergnügen! peso

Artikel vom 08.12.2015
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