»Wir sind gut aufgestellt«

Erdinger Schreiner haben wenig Nachwuchssorgen

Andreas Stadler ist ein erfahrener Berufsschullehrer: Er zeigte anhand der Arbeitsproben, worauf es ankommt. 	Foto: kw

Andreas Stadler ist ein erfahrener Berufsschullehrer: Er zeigte anhand der Arbeitsproben, worauf es ankommt. Foto: kw

Erding/Kreis Erding · Vor sechs Jahren waren es noch neun Absolventen der Gesellenprüfung im Schreinerhandwerk im Kreis Erding. Heuer waren es 21, und im kommenden Jahr könnten es sogar 23 werden. Das sind Steigerungen, von denen andere Branchen und Innungen nur träumen können.

Entsprechend gut war die Stimmung bei der Herbstversammlung der Innung, die schon an die nächste Werbeaktion denkt: Am 7. und 8. November ist wieder der »Tag des Schreiners«, an dem allerdings im Kreis Erding bisher nur drei Betriebe mitmachen.

Warum das so ist, das wurde bei der Versammlung auch deutlich: Etlichen ist der Termin schlicht zu spät. Aber die Handwerksmeister, die sich da versammelt hatten, hielten sich nicht lange mit Meckern auf, sondern begannen mit Überlegungen, auf Kreisebene etwas Eigenes in der Art aufzuziehen. Diese Überlegungen konnten zwar noch nicht besonders weit getrieben werden, sind aber jetzt protokolliert und damit angestoßen.

Den Werbeeffekt wollen die Schreiner auch im Kreis Erding auf jeden Fall mitnehmen. Aber sie denken auch noch weiter. Sie wollen bei ihren Bemühungen, im Wettbewerb um qualifizierte Lehrlingsanwärter mitzuhalten, weiter punkten. Die Jahre, als im Kreis Erding Hunderte von Jugendlichen händeringend eine Lehrstelle suchten, sind eindeutig vorbei. Heute suchen die Handwerksbetriebe händeringend geeignete Lehrlinge.

Obermeister Martin Vilgertshofer sieht die Lage dabei für seine Gewerke etwas entspannter: »Wir sind in Erding gut aufgestellt, da schaut’s gut aus.« Den Hauptgrund nannte er auch: Die Berufsschule Erding bezeichnete er als ausgezeichnet ausgestattet und verkehrstechnisch gut angebunden. »Das ist schon ein Thema: Wenn die Schule zu weit weg ist, gehen die jungen Leute in einen anderen Beruf.« Und so konnten sich die Meister näher mit dem zentralen Thema »Lehrlingsausbildung« befassen.

Dazu war nicht nur Lehrlingswart Anton Kolbinger gekommen, sondern auch die Berufsschullehrer Andreas Stadler und Florian Sedlmeier. Kolbinger redete seinen Berufskollegen ins Gewissen: Die Berichtshefte seien Prüfungsvoraussetzung und es gebe halt immer wieder solche Lehrlinge, die hier Extra-Einladungen bräuchten, dass diese anständig geführt werden. »Da müsst ihr dahinter sein.« Und dann die Gesellenstücke! »Sie sollen es wirklich selber machen!«

Die Prüfer haben viel zu viel Erfahrung, um ein Eingreifen des Meisters nicht sofort zu erkennen. Wenn die Arbeitsprobe in der Schule und das Gesellenstück in der Qualität der Ausführung zu weit auseinander liegen, dann fällt das eben auf. Abgesehen von solchen Problemen galt, dass alle Prüflinge in diesem Jahr es geschafft haben. Da war schon wieder Zufriedenheit angesagt, und die anwesenden Handwerker verfolgten den Beitrag von Andreas Stadler, der Arbeitsproben aus der diesjährigen Gesellenprüfung mitgebracht hatte. Ob moderne MDF-Platten oder Massivholz, Beschichtung oder ­Verleimung in einem bestimmten Winkel, Fräsen mit computergesteuerten CNC-Maschinen oder klassische Holzverbindung, alles musste stimmen. Nur in einem Punkt müssen sich die Schreiner im Kreis Erding etwas einfallen lassen: 52 Betriebe sind in der Innung organisiert, was einen leichten Rückgang bedeutet. Dabei gibt es nach den Worten des Obermeisters viele Gründe, der Innung anzugehören. An dem Thema wollen die Schreiner arbeiten. kw

Artikel vom 22.10.2015
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