»Lichtblicke« schenken

München/Landkreis · Seniorenhilfe »Lichtblick« e.V. sucht Spender und Paten

Nehmen die Sorgen und Nöte der älteren Generation ernst und helfen wo sie können: Die Mitarbeiter der Seniorenhilfe Lichtblick e.V. .	Foto: VA

Nehmen die Sorgen und Nöte der älteren Generation ernst und helfen wo sie können: Die Mitarbeiter der Seniorenhilfe Lichtblick e.V. . Foto: VA

München/Landkreis · Die Wünsche sind schon fast beschämend klein: Ein Paar neue Winterschuhe, weil bei den alten die Sohle abgeht, neue Bettwäsche, weil die alte verschlissen ist, einmal einen Kaffee trinken gehen können und in einem Café ein Stück Kuchen essen.

Seit 2003 versucht die Seniorenhilfe Lichtblick e.V. mit Sitz in der Balanstraße 45 in München diese und andere bescheidene Wünsche alter Menschen zu erfüllen, die aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten, selber dazu nicht in der Lage sind. »Unsere Vereinsgründerin Lydia Staltner hat in ihrem Bekanntenkreis selber erlebt, wie bitter die Armut gerade im Alter ist. Daraufhin hat sie den Verein gegründet, der schnell und unbürokratisch die schlimmste Not lindern soll«, erklärt Lichtblick-Pressesprecherin Sandra Bisping. Das Problem der Altersarmut ist immer noch ein verstecktes, denn die meisten Senioren, die betroffen sind, schämen sich für ihre finanzielle Situation. »Dabei haben viele unserer Klienten ihr ganzes Leben gearbeitet, bekommen aber eine Rente, die zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel ist«, weiß Sandra Bisping aus Erfahrung zu berichten. Oft kosten auch Medikamente und andere medizinische Notwendigkeiten wie beispielsweise Inkontinenzartikel so viel, dass zum Leben kaum noch etwas übrig bleibe. »Vielen ihrer Klienten bliebe nach Abzug aller Festkosten weniger als 150 Euro zum Leben«, klagt Sandra Bisping.

Zu Herzen gehende Beispiele aus München und dem Landkreis begegnen ihr fast täglich: So Hans-Joachim A., der im Münchner Norden wohnt und als Kellner gearbeitet hat. Sein Leben ist auf die 28 Quadratmeter seiner Wohnung geschrumpft, denn um am öffentlichen Leben teilzunehmen, fehlt es ihm schlichtweg an Geld. »Alles, was Sie hier sehen, habe ich Lichtblick zu verdanken«, erklärt er mit Blick auf seine bescheidenen Habseligkeiten. Der Herd, die Waschmaschine, die Schuhe, der Drehstuhl und ein Fernseher. Seit zwölf Jahren unterstützt der Verein den Mann, der von einer kümmerlichen Rente leben muss, unter anderem mit Anschaffungen, die er sich alleine nicht mehr leisten könnte. »Manchmal weiß ich nicht, was ich am nächsten Tag zu essen habe, aber ich denke mir, es wird schon was geben«, bekennt er. Oder das Schicksal von Helene H. (Name geändert), 68 Jahre, aus Ebersberg. Trotz 860,20 Euro Rente plus aufstockende Grundsicherung von 39,54 Euro reicht es nicht hinten und nicht vorne. 420 Euro Miete kostet allein die Miete, zudem ist Frau H. sehr krank, hat unter anderem Gicht, Asthma, Diabetes, zwei gebrochene Lendenwirbel durch einen Unfall. Sie verbringt die meiste Zeit zu Hause, da sie sich kaum bewegen kann.

Ab und zu bekommt sie Besuch von Freunden. Frau H. will nicht klagen, sie ist sehr sparsam, versucht stets mit ihrem geringen Einkommen, trotz jahrelanger Arbeit als Verkäuferin, auszukommen. Sie bekommt von Lichtblick eine monatliche Patenschaft in Höhe von 35 Euro. Wenn es besonders eng wird, weil beispielsweise die Nebenkostenabrechnung hinzu kommt, unterstützt der Verein sie ab und an noch zusätzlich oder mit Einkaufsgutscheinen. Trotz ihrer zahlreichen Erkrankungen ist Frau H. nicht verbittert, schaut immer noch vorne und versucht, das Beste aus ihrer Situation zu machen, erzählt Sandra Bisping voller Bewunderung. Lichtblick e.V. ist für diese Menschen wie eine Rettungsinsel im stürmischen Meer. Frau H. und Herr A. sind aber beileibe keine Einzelfälle. Mehr als 500.000 Rentner leben deutschlandweit in Armut, in Bayern sind es geschätzte 70.000 Menschen, Tendenz steigend. Die Hälfte aller Anträge, die Lichtblick e.V. erreicht kommen aus München und den angrenzenden Landkreisen. Die Hilfe, die Lichtblick e.V. gewähren kann, macht nicht vor einer Postleitzahl halt. Finanziert wird die Arbeit von Lichtblick e.V. durch Spenden. »Wir haben beispielsweise mit der Sparda-Bank einen wichtigen Partner an unserer Seite«, freut sich Sandta Bisping. Aber auch jede private Spende, sei sie auch noch so klein, ist herzlich willkommen.

Zudem gäbe es Patenschaften, die im Monat 35 Euro betragen. Derzeit gibt es rund 800 Paten, die sich auf diese Weise engagieren. Manche überweisen lediglich den Betrag, andere wieder suchen auch den Kontakt zu ihrem »Schützling«. »Da muss man schauen, wer wie zusammen passt«, erklärt die engagierte Münchnerin. Sie berichtet von einem Paten, der jede Woche mit dem Empfänger telefoniert und sich nach seinem Befinden erkundigt. »Das ist für viele ein echtes Highlight, denn Armut macht in vielen Fällen immer auch einsam, grenzt aus«, weiß Sandra Bisping. Viele Firmen würden auch Gutscheine spenden, die an die Bedürftigen verteilt würden. Mit den Spenden gebe man den Menschen ein Stück ihrer Würde zurück, denn wer aus dem Kreislauf des Konsums vollständig ausgeschlossen sei, habe es schwer, sein Selbstwertgefühl aufrecht zu halten. Der Gang zur Tafel schmerzt viele alte Menschen, denn sie haben ihr Leben lang gearbeitet, wollten niemanden etwas schuldig sein. Auch das Ehepaar Elfriede und Hans W. aus dem Landkreis wird seit Jahren von Lichtblick e.V. unterstütz. Beide sind krank, brauchen teure Medikamente, die einen Großteil des Einkommens verschlingen. Ohne Lichtblick e.V. würde oft die Küche nicht nur kalt sondern die Teller auch leer bleiben. »Mein Herz ist voll von Dankbarkeit«, sagt Elfriede W. und weiter: »Ohne die Hilfe des Vereins wüssten wir nicht, wie wir überleben sollten.«

Neben der finanziellen Unterstützung oder der Vergabe von Gutscheinen bietet der Verein monatlich Treffen und Ausflüge an, die vom Verein finanziert werden. Hier haben die Menschen die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und für ein paar schöne Stunden ihren schweren Alltag zu vergessen. Wer Hilfe von Lichtblick e.V. in Anspruch nehmen möchte, muss die entsprechenden Antragsformulare ausfüllen und mit einer Kopie der Kontoauszüge der letzten drei Monate sowie einem Rentenbescheid per Post an Lichtblick Seniorenhilfe e.V. in der Balanstraße 45 in 81669 München schicken oder persönlich dort vorbei bringen. Die Antragsformulare kann man auch ganz bequem im Internet unter www.lichtblick-sen.de runterladen. Wer Hilfe beim Ausfüllen braucht, findet beim Team offene Ohren und freundliche Gesichter. Heike Woschée

Artikel vom 13.10.2015
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