Fußball-Statistik: Trainerwechsel sind wirkungslos

Branchentypische Rochade beim TSV 1860

Fröhling (vorn) und Möhlmann (hinten) bei ihrer letzten Begegnung in der Liga. Foto: A. Wild

Fröhling (vorn) und Möhlmann (hinten) bei ihrer letzten Begegnung in der Liga. Foto: A. Wild

München/Giesing · Vergangene Saison schoss Trainer Torsten Fröhling am drittletzten Spieltag mit einem 1:0-Auswärtssieg beim FSV Frankfurt 1899 den dortigen Übungsleiter Benno Möhlmann aus dem Amt. Dem Altmeister wurde noch vor dem Saisonfinale gekündigt. Nur wenige Monate später übernimmt nun Möhlmann für Fröhling beim TSV 1860 München. Über den Sinn solcher branchentypischen Rochaden lässt sich streiten.

Wissenschaftlich analysiert haben das Phänomen vor einigen Jahren Forscher aus Münster und Kassel, die sich mit der theoretischen Beschreibung komplexer Systeme mittels Computersimulationen beschäftigen. Sollte die populäre Annahme »neue Besen kehren gut« im Fußball tatsächlich zutreffen, müsste sich das auch statistisch beweisen lassen, lautete ihre These. Die Untersuchung von über 150 Trainerentlassungen in der Fußball-Bundesliga im Zeitraum von 1963 bis 2009 ergab jedoch, dass ein Wechsel des Coaches gar keinen Effekt habe. Die betroffene Mannschaft würde davon nicht profitieren und den Rest der Saison genauso gut oder schlecht spielen wie ohne einen Trainerwechsel, bilanzierten die Forscher 2011. Nachzulesen ist ihre Studie im Wissenschaftsjournal »Pols One«.

Torsten Fröhling wurde die zu geringe Punktausbeute – zuletzt vier Remis in Serie – zum Verhängnis. Die früh nervös gewordenen Verantwortlichen im Management des TSV 1860 glaubten handeln zu müssen. Dabei erreichen Fröhling weder Zweifel an seiner fachlichen Eignung noch an seiner Sozialkompetenz. Er werde nach wie vor geschätzt, versichert der Klub in einer Pressemeldung. »Wir bedauern es sehr, dass wir uns nach einer ausführlichen Analyse und reiflicher Überlegung zu diesem Schritt gezwungen sahen«, wird Geschäftsführer Markus Rejek zitiert. Dem Part mit der Analyse würden die Wissenschaftler wohl widersprechen.

(Alfons Seeler)

Link zur Studie

Artikel vom 07.10.2015
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