Kampf um »Franziskaner«

München · Stadträte sprechen sich für Erhalt der Gaststätte aus

»Die Münchner Innenstadt braucht Traditionsgaststätten wie den Franziskaner«, meint Hans Podiuk im Namen der CSU-Stadtratsfraktion.	Foto: cr

»Die Münchner Innenstadt braucht Traditionsgaststätten wie den Franziskaner«, meint Hans Podiuk im Namen der CSU-Stadtratsfraktion. Foto: cr

München · Das war ein echter Paukenschlag: Die Traditionsgaststätte »Zum Franziskaner« in der Residenzstraße und der Perusastraße soll vor ihrem Ende stehen. Angeblich hat sich die Eigentümerfamilie von Finck mit dem Pächter Edi Reinbold arrangiert, um die Gaststätte in absehbarer Zeit zu schließen.

An ihrer Stelle soll eine Einkaufsmeile entstehen – der besseren Rendite wegen, wie gerüchteweise, aber durchaus plausibel, umgeht.

Im Rathaus kann man für den Deal kaum Begeisterung aufbringen. Das liegt zunächst mal an der Art und Weise, denn die politische Stadtspitze will von den Plänen erst aus den Medien erfahren haben. Darauf bezieht sich der Fraktionsvorsitzende der SPD im Stadtrat, Alexander Reissl. Seine Kritik richtet sich dennoch in erster Linie an die Planungen als solche: »Der Charakter und Charme unserer Innenstadt lebt davon, dass es eine gesunde Mischung aus Einzelhandel, Kultur, Wohnen und Gastronomie dort gibt. Deshalb ist das drohende Aus für den Franziskaner für uns nicht akzeptabel.« Seinen Fraktionskollegen im Stadtrat sei bewusst, dass Immobilien-Eigentümer mit Ladengeschäften deutlich mehr Mieteinnahmen erzielen können als mit einem Lokal. »Wenn sich aber alle nur noch von diesem Profitdenken leiten lassen, verkommt die Altstadt zu einem öden, unbelebten und langweiligen Ort. Das rächt sich langfristig, denn wer geht schon gerne an einem solchen Ort shoppen?«, mutmaßt Alexander Reissl.

Auch die CSU-Fraktion spricht sich ganz entschieden gegen »diese Geschäftsgentrifizierung« und für die Stärkung der Innenstadtwirte aus.

»Gebäude an solch einer prominenten Stelle dürfen nicht zum Spielball von Immobiliengesellschaften werden. Die Stadtverwaltung muss daher prüfen, wie man diesem Vorgehen Einhalt gebieten kann«, fordert Hans Podiuk, Vorsitzender der CSU-Fraktion im Stadtrat. »Deshalb haben wir nun eine entsprechende Anfrage formuliert. Wir gehen davon aus, dass auch die Münchner Bürgerinnen und Bürger dieses entschiedene Vorgehen mehrheitlich unterstützen.«

Denkmalschutz: Spaenle sieht ­Hindernisse für möglichen Umbau

Pikiert zeigte sich der CSU-Mann über das Gebaren der Akteure: »Es kann nicht sein, dass solch bedeutende Entscheidungen ohne Rücksprache mit der Politik getroffen werden. Die Münchner Innenstadt braucht Traditionsgaststätten wie den ›Franziskaner‹.«

Podiuks Parteifreund Ludwig Spaenle, seines Zeichens bayerischer Kultusminister, hat direkt Zweifel geäußert, ob aus der Wirtschaft ohne Weiteres ein Einkaufszentrum werden kann: »Das Anwesen Perusastraße 5 mit der Gaststätte ›Zum Franziskaner‹ ist in die Landesdenkmalliste eingetragen. Ein möglicher Umbau des Anwesens Perusastraße 5 aufgrund einer möglichen Umnutzung zu einer Shopping-Mall wird sicher nicht ohne eine ausgiebige denkmalrechtliche Würdigung vonstatten gehen können«, betont der Minister.

Wenn derartige Planungen tatsächlich bestehen, werden die Investoren mutmaßlich auch diesen Punkt in ihre Überlegungen einbezogen haben. Alexander Reissl: »Deshalb appellieren wir an die Familie von Finck, ihre Pläne noch einmal zu überdenken. Wir würden uns freuen, wenn sie sich ein Beispiel an der Schörghuber-Gruppe nehmen würde: Diese hat entschieden, dass der Donisl ein Wirtshaus bleibt – auch wenn sich damit weniger Geld machen lässt.«

Artikel vom 30.09.2015
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