Neuer Roman »Und der Duft nach Weiß« der Ottobrunner Autorin Stefanie Gregg ist erschienen

Ottobrunn · Flucht aus dem kommunistischen Bulgarien

Stefanie Gregg.	Foto: privat

Stefanie Gregg. Foto: privat

Ottobrunn · Vor einigen Wochen erschien Stefanie Greggs neuer Roman »Und der Duft von Weiß« als E-Book im Ullstein-Verlag. Den Inhalt des Romans haben wir im Kasten rechts zusammengefasst. »Mein Ottobrunn« sprach mit der Ottobrunner Autorin über ihr neues Werk.

MO: Frau Gregg, Ihre letzten zwei Bücher waren Krimis; einer davon spielte in Ottobrunn. Was ist anders bei Ihrem neuen Buch?

Gregg: Mein neuer Roman hat zwei parallele Handlungsstränge: Einer davon ist irgendwo auch ein Krimi; ein Spionagethriller. Aber die andere Ebene ist ein Entwicklungsroman, der absolut nichts Kriminalistisches enthält.

MO: Wie sind Sie darauf gekommen, Ihren Roman im kommunistischen Bulgarien spielen zu lassen?

Gregg: Auf Bulgarien und die Geschichten bin ich zufällig gestoßen. Bei einem Fest saß ich neben einem Bekannten aus Ottobrunn, der eher zufällig erwähnte, dass er in Bulgarien aufwuchs. Im Laufe des Abends erzählte er mir seine Lebensgeschichte. Er war zwölf, als er nach Deutschland floh.

Ich habe auch eine bulgarische Studienfreundin; und so kam es zu einem Mädchen als Hauptperson, Anelija. Auf den bulgarischen Schriftsteller Georgi Markow und seine Geschichte bin ich erst später bei meinen umfangreichen Recherchen über und in Bulgarien gestoßen.

MO: Sie haben drei Jahre an diesem Buch gearbeitet. Wie ist Ihre Beziehung zu Anelija? Gibt es autobiographische Züge?

Gregg: Nein, aber sie wurde sozusagen ein Familienmitglied. Ich dachte viel darüber nach, was sie macht, wie sie reagiert. Ich hatte eher einen Blick auf sie wie auf eine Tochter.

MO: Was hat Sie an der Lebensgeschichte Markows so sehr fasziniert, dass Sie über ihn schreiben wollten?

Gregg: Je mehr ich recherchierte, desto mehr interessierten mich sein Leben, seine Werke und vor allem die Umstände seines gewaltsamen Todes. Markow war in Bulgarien zunächst ein hochgelobter Schriftsteller, der dann beim kommunistischen Regime in Ungnade fiel, so dass er emigrieren musste. In London engagierte er sich bei »Radio Free Europe« gegen den Kommunismus; damit geriet er buchstäblich in die Schusslinie des bulgarischen und russischen Geheimdienstes; leider mit Erfolg.

MO: Ist der Fall Markow mittlerweile abgeschlossen?

Gregg: Als ich mit meinen Recherchen anfing, dachte ich, ich greife eine historische Geschichte auf. Mir war nicht klar, dass das noch schwelt. Es gibt viele Indizien, dass der Mörder ein bulgarischer Agent ist, der immer wieder abtaucht. Ein investigativer, deutscher Journalist ist an ihm dran und hat ihn nach Jahren des Verschollenseins in Österreich aufgespürt und sogar ein Interview mit ihm geführt. Auf den letzten Seiten meines Buches gebe ich dieses Interview wieder. Jetzt ist er wieder verschwunden. Man vermutet, dass hier schützende Hände im Spiel sind.

MO: Haben Sie eine Botschaft, die Ihnen am Herzen liegt und die Sie dem Leser ans Herz legen wollen?

Gregg: Ja. Mein Buch beschreibt das Leid, das kommunistische Regimes und antidemokratische Regierungen allgemein anrichten. Ich möchte, dass wir uns bewusst sind, wie wertvoll es ist, in einem freien, demokratischen Land zu leben. MO

Stefanie Gregg: »Und der Duft nach Weiß«

In ihrem neuen Roman erzählt Stefanie Gregg zwei Geschichten parallel: eine individuelle und eine historische. Im individuellen Erzählstrang geht es um ein Mädchen, das im kommunistischen Bulgarien aufwächst. Ihre Mutter verlässt das Kind, als es fünf ist. Anelija wächst bei ihren liebevollen beiden Omas auf. Doch ihre Sehnsucht nach Freiheit wird so stark, dass sie sich entschließt, nach Deutschland zu fliehen, um dort – weg vom Grau in Grau Bulgariens mit seinen Zwängen und Verboten – den Duft von Weiß, die Freiheit, zu erleben, den das weiße Papier der Briefe von der Mutter aus Deutschland verhießen. Die historische Geschichte handelt vom bulgarischen Schriftsteller Georgi Markow, der emigrieren musste und dessen Tod als das »Regenschirm-Attentat« in die Geschichte einging. Greggs Roman beginnt mit Anelijas Flucht im Pflaumenlaster nach Deutschland. In Rückblenden erfährt der Leser von ihrer von Zwängen geprägten Kindheit in Bulgarien. Neben diesen beiden Ebenen der Entwicklungsgeschichte Anelijas hat Gregg die wahre Lebensgeschichte des Autors und Dissidenten Georgi Markows geschickt eingewebt. Da diese drei Ebenen schnell wechseln und jede neugierig auf die Fortsetzung macht, ist die Lektüre fesselnd, spannend und kurzweilig – bis zur letzten Seite. MO

Artikel vom 24.09.2015
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