Partyalarm an Isar und Auer Mühlbach

Giesing/Harlaching · Bürger gehen auf die Barrikaden – Tierpark schlägt Alarm

Beschaulicher als am frühen Montag abend gestaltet sich die Szenerie an der Isar selten. Im Hochsommer klagten Anwohner dort heuer über chaotische Zustände. 	F.: HH

Beschaulicher als am frühen Montag abend gestaltet sich die Szenerie an der Isar selten. Im Hochsommer klagten Anwohner dort heuer über chaotische Zustände. F.: HH

Giesing/Harlaching · Während sich der Spitzensommer 2015 langsam seinem Ausklang zuneigt, dürften Anwohner an Isar und neuerdings auch am Auermühlbach aufgrund abklingender Hitzegrade erst einmal durchatmen.

Denn der Hitzestau führte entlang der Wasseradern auch in diesem Jahr wieder zu wahren Party-Exzessen. Die leidtragenden Anwohner von Lärm-Beschallung und Müll-Flutung schlugen zuletzt auch in ihrem Stadtteilgremium kräftig Alarm. Bei der Sitzung des Bezirksausschusses Untergiesing-Harlaching wurden in der vergangenen Woche viele Nöte und Sorgen der Giesinger und Harlachinger artikuliert. Zudem soll auch ein Katalog an Forderungen die Verhältnisse verbessern helfen.

Ob´s hilft? Angesichts einer rapide wachsenden Stadtbevölkerung werden die Inseln der Entspannung an Isar und Nebengewässern immer mehr zu Kristallationspunkten der Freizeitaktivitäten. Mit Kompromissen tat und tut sich die Poliitik schwer. IM BA jedenfalls will man mit konzertierten Maßnahmen einen neuen Versuch unternehmen, die Belastungen einzudämmen. Zumal in diesen Sommertagen auch die Verantwortlichen des Zoos um Hilfe riefen. Denn die Tiere sind durch vor allem nächtliche Feiereskapaden gleich nebenan völlig verunsichert. Ein Dauerproblem braucht wohl endgültig Behandlung.

Isar-Nöte

So sehr der heiße Sommer die vielen Isar-Besucher begeisterte – Gerade der jährlich ansteigende Rauchpegel infolge ausschweifender Grillfeste rund um den Flaucher fällt schon bei bloßer Ortsbeschau ins Auge. Manche im Umfeld erwischt es schlimmer. Eine junge Dame, die nahe des Flauchers lebt, klagte jetzt im BA über immer stärkere gesundheitliche Beeinträchtigungen aufgrund der Grill-Exzesse. »Eigentlich bin ich froh und an der Isar zu leben«, beschrieb sie. »Doch durch die ständig wabernden Rauchschwaden hat sich meine Asthma-Erkrankung weiter verschlechtert.« So könne es jedenfalls nicht weitergehen. Die Frau erwägt in diesen Tagen deshalb sogar eine Klage gegen die Landeshauptstadt.

Nach ihrer Meinung und der anderer Anwesender wäre eine Verbesserung gar nicht so schwer zu erreichen. »Es müssen Immissionsmessungen durchgeführt werden«, forderten Bürger im BA. Danach ließen sich die Grillexzesse ausrichten und beschränken. Zudem müsse über die Technik nachgedacht werden. Anstelle des Grillens mit Kohle abseits fester Grillstellen müsse man künftig über ein Grillen mit Gas an festen Stationen und mit Münzbetrieb nachdenken. »Das funktioniert an unterschiedlichsten Worten der Welt, von Frankfurt bis Australien«, wandten Bürger ein. »Warum nicht in München?« Mit dem Thema im Vorfeld befasst hatte sich auch der Bezirksausschuss. BA-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) brachte einen eigenen Vorschlag ins Gespräch. »In Zürich werden am See öffentliche Elektrogrillstationen als Pilotversuch der Stadt installiert«.

Gleiches könne er sich auch für München durchaus vorstellen. Baumgärtner warb jedenfalls um »mehr Kompromissbereitschaft«. »Ein komplettes Grillverbot wird in München jedenfalls nicht durchsetzbar sein«, hielt er einem entsprechenden Bürgereinwand entgegen. Am Ende verständigte sich das Gremium einstimmig auf die Forderung, die Stadt solle künftig das Grillen mit Holzkohle am und um den Flaucher verbieten und Elektrogrills zur Verfügung stellen. »Das wird die Stadt wohl noch stemmen«, meinte der BA-Chef. Zudem solle auch die Beschallung eingedämmt werden. »Ghettoblaster und ähnliches sollten künftig einfach eingezogen werden«, lautete das Credo im Bezirksausschuss. Von den Bürgern im Saal gabs Applaus. An der Umsetzung des »Kompromisses« werden sich die Politiker in Stadt und Stadtteil allerdings messen lassen müssen.

Ärger auch am Auer Mühlbach

Zwischen Schönstraße im Westen, Mörikestraße und Isarhang östlich hat sich unweit der Isar nahe der örtlichen Kleingärten eine neue Freizeit-Sommerspüaß-Kolonie etabliert. Rund um die Fußgängerbrücke über den Auer Mühlbach ist zwar Platz ein relatives Gut. Doch an den heißen Sommertagen wird hier bei lauter Musik gechillt und gegrillt – und sogar Surfbretter werden ins schmale Gewässer gelassen.

Slackliner balancieren unter lautstarker Stimmungs-Begleitung über den Bach. Im BA klagten die Anwohner über den seit Jahren überbordenden Lärm und die immense Müllbelastung in den Sommermonaten vor Ort. »Dass es sich hier um ein sensibles Fauna-Flora-Habitat-Areal inmitten eines landschaftlichen Schutzgebietes handelt, interessiert diese Leute nicht«, beklagten Anwohner und Nutzer des nahen Kleingartenbereichs. »Hier werden nicht nur trotz strenger Ruhezeiten die Anwohner massiv gestört – auch die Tierwelt mit Libellen, Eisvögeln und seltenen weiteren Arten wird hier beeinträchtigt«, schimpfte ein Bürger. Abgesehen von den Eingriffen in die Natur: Vor Ort gilt weiterhin auch die sogenannte »Bade- und Bootverordnung« aus dem Jahr 1976. Anders als an anderen Stadtflussabschnitten darf aufgrund der Gefährlichkeit der Strömung hier eigentlich nicht gebadet werden. Auch das Surfen ist anders als etwa am Eisbach vor Ort untersagt.

Die Forderung der BA-Besucher, auf die Gebote vor Ort durch Beschilderung und damit einen Schilderwald im Landschaftsschutzgebiet hinzuweisen, sah das Gremium aber durchaus kritisch. »Eine wachsende Stadtgesellschaft verlangt auch vom Einzelnen stärkere Nerven«, argumentierte wiederum BA-Chef Baumgärtner. »Zu 90 Prozent im Jahr« sei ja abseits des Hochsommers Ruhe. »Zu 10 Prozent der Zeit gibt es Ärger«. Das müsse man auch ohne Schilderwald regeln. Dennoch sprach sich der BA mit knapper Mehrheit dafür aus, den entsprechenden Antrag der Bürger an die städtischen Referate weiterzuleiten. Fortsetzung folgt: Spätestens wohl im kommenden (Hoch-)Sommer.

Offensichtlich nach dem Motto »Wer nicht hören will, muss fühlen« brachten und bringen örtliche SPD-Lokalpolitiker die Note einer verstärkten Polizeipräsenz gegen die Party-Exzesse im Isarbereich ein. Im Bezirksausschuss hatte der stellvertretende BA-Vorsitzende Wilhelm Hanseder für »verstärkte Polizeipräsenz nicht nur im Stadionbereich« geworben, sondern künftig auch an und um die Isar. Wenn der bestehende Bußgeldkatalog entschieden angewendet werde, finanziere sich auch der zusätzliche Personaleinsatz. Ein Bürger im BA hatte gar den »Einsatz der Bereitschaftspolizei in den Isarauen« ins Gespräch gebracht. Hauptkommissar Dieter Heumann, örtlicher Kontaktbeamter der Polizeiinspektion Giesing, unternahm im BA den Versuch einer Relativierung. »Wir hatten heuer weniger Einsätze im Isarbereich als im Vergleichszeitraum 2014«, widersprach der Sicherheitsmann Ängsten eines weiteren Belastungsanstiegs.

Zudem seien »andere Einsatzlagen als die Isar vordringlich für die Arbeit der Polizei«, verwies Heumann auf ohnehin vielschichtige Aufgaben seiner Behörde. Zudem sei auch der private Sicherheitsdienst „Securitas“ an der Isar im Einsatz. Bei der SPD freilich setzt man ganz offensichtlich vermehrt auf die Karte verstärkter Polizeipräsenz. Schon vor Wochenfrist hatte deren örtlicher Fraktionssprecher eine Online-Petition gegen die Dauerparties mit Lärm, Müll und Luftverschmutzung ins Netz gestellt. Im Rahmen seiner Petition forderte Sporrer auch ein verbessertes Einsatzkonzept der Grünanlagen-Aufsicht und mehr Polizeipräsenz. Zusätzlich sollte vermehrte Beschilderung die Lärmbeschränkungen nach 22 Uhr hinweisen. Die Behörden solle derartige Ordnungswidrigkeiten verstärkt ahnden. Bereits nach kurzer Zeit hatten über 100 User die Online-Petition Sporrers unterstützt (www.openpetition.de). Gesprächsbedarf scheint auch in dieser Frage umfänglich zu bestehen. HH

Artikel vom 31.08.2015
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...