Polizeibeamte setzen ein Zeichen für den Natur-, Tier- und Menschenschutz

Das Polizeipräsidium summt

So funktioniert das Zusammenleben: Die Freizeit-Imker in Uniform geben den Bienen Lebensraum, die Bienen produzieren Honig.   Foto: Polizei München

So funktioniert das Zusammenleben: Die Freizeit-Imker in Uniform geben den Bienen Lebensraum, die Bienen produzieren Honig. Foto: Polizei München

München · Bienenstöcke sind wohl das Letzte, was man im Polizeipräsidium erwarten würde. Aber seit März dieses Jahres summt es im Polizeipräsidium München – genauer genommen auf einer Dachterrasse des altehrwürdigen Polizeigebäudes in der Ettstraße, gleich gegenüber den Türmen des Frauendoms.

Der Initiator des Projektes, Polizeihauptkommissar Jürgen Brandl, hatte im Frühjahr eine Idee: Warum sollte nicht auch eine Bienenhaltung im Polizeipräsidium möglich sein? Schließlich werden derzeit bei vielen öffentlichen Gebäuden deutschlandweit Bienenstöcke aufgestellt.

Das sogenannte »urban-beekeeping«, also die »(inner-)städtische Bienenzucht«, ist bei Städtern voll im Trend. Auch bei Polizeipräsident Hubertus Andrä stieß die Idee auf eine sehr positive Resonanz und so startete der Hobby-Imker Jürgen Brandl im Probebetrieb mit zwei »Polizeibienen-Völkern«, die er einmal wöchentlich nach Dienstschluss betreut.

In einer großen Behörde wie dem Polizeipräsidium München müssen natürlich einige Regeln zur Haltung von Bienen beachtet werden. Arbeitsschutzbeauftragte, Personalrat und das Bauamt mussten konsultiert und möglichst viel Transparenz bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geschaffen werden. Aber Angst vor den Tierchen muss kein Polizist haben – schließlich fliegen die Bienen zur Nahrungssuche in den nahegelegenen Hofgarten, in den Englischen Garten oder zu den Isarauen und eben nicht in die Amtsstuben.

Nachdem das erste halbe Jahr sehr positiv verlief, ist das Polizeipräsidium bestrebt, weitere Bienen-Standorte zu finden. Hierzu hat Jürgen Brandl zusätzliche sieben begeisterte Polizisten gefunden, die sich wie er in ihrer Freizeit für die Thematik engagieren wollen.

Die imkernden Polizisten wollen mit den »Polizeibienen« ihren ökologischen Beitrag leisten und vor allem das Bewusstsein für die massiven Bedrohungen dieser nützlichen Insekten wecken. Pestizide, Krankheiten und Monokulturen setzen den Bienen in mittlerweile dramatischem Umfang zu. Immerhin müssen täglich in Deutschland artenreiche Wiesenflächen in der Größenordnung von sieben Hektar Ackerflächen, Baugebieten und Straßen weichen. Die Polizeiimker wollen diesem Trend entgegenwirken, indem sie die Thematik in die Öffentlichkeit tragen und ihre Mitmenschen und Kollegen hierfür sensibilisieren. »Wir hängen alle von einem intakten Ökosystem ab«, lautet ihre Botschaft.

In der Stadt sind die Bedingungen für die Sechsbeiner mittlerweile aussichtsreicher als auf dem Land. Es gibt eine große Vielfalt an Pflanzen und kaum Einsatz von Pestiziden. Die vielen Stunden Arbeit nach Dienst wurden in diesem Jahr auch belohnt. Jürgen Brandl freut sich, den ersten echten Polizeibienenhonig ernten zu können. Der Honig soll dann frei verkauft. Ein Teil des Erlöses wird für Naturschutz- und Präventionsprojekte gespendet.

Artikel vom 30.08.2015
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