Wie eine Großfamilie

Schwabing/Altstadt · Initiative will Beziehungen zur Partnerstadt Bordeaux stärken

Die stellevertretende CSU-Fraktionsvorsitzende Evelyne Menges begrüßt IMB-Gründer Axel Schelle im kleinen Sitzungssaal zum Empfang.	Foto: js

Die stellevertretende CSU-Fraktionsvorsitzende Evelyne Menges begrüßt IMB-Gründer Axel Schelle im kleinen Sitzungssaal zum Empfang. Foto: js

Schwabing/Altstadt · Seit mehr als 50 Jahren verbindet München und Bordeaux eine Städtepartnerschaft. Doch von der Bevölkerung wird dies bislang kaum wahrgenommen. Der Schwabinger Axel Schelle will das nun ändern und hat dazu den Verein »Initiative München Bordeaux e.V.« (IMB) gegründet.

Sein Wunsch: Die Bürger beider Städte sollen zu einer großen Familie zusammenwachsen. Unterstützung erhält das Projekt von der Münchner Stadtspitze, die Schelle und seine Mitstreiter in der vergangenen Woche ins Rathaus eingeladen hat. Links bayerischer Obatzda, rechts französische Hors­d’œuvres – das Buffet im kleinen Sitzungssaal des Rathauses war dem Anlass entsprechend. Rund 50 Gäste sind zu dem Empfang gekommen, den Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) für die IMB ausrichten ließ, darunter der stellvertretende französische Generalkonsul Pierre Robion und Pierre Wolff, Vorsitzender der in der Kaulbachstraße ansässigen Montgelas-Gesellschaft zur Förderung der bayerisch-französischen Zusammenarbeit. Reiter als Repräsentant der Landeshauptstadt wurde durch die stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende Evelyne Menges vertreten. »Wir wollen Sie anspornen und Sie wissen lassen, dass wir voll hinter Ihrer Initiative stehen«, betonte Menges. Sie sei dankbar, dass die Städtepartnerschaft zwischen München und Bordeaux nun auf eine bürgerschaftliche Basis gestellt werde. »Damit eine Verbindung entsteht, muss man sich begegnen«, so Menges. Auch Robion räumte ein, München und Bordeaux seien zwar Städte, die beide kulturell sehr viel zu bieten hätten. Um eine Städtepartnerschaft mit Leben zu füllen, sei jedoch der Austausch zwischen den Bürgern nötig. Treffen zwischen den Anwohnern aus München und Bordeaux hat es im Rahmen der Städtepartnerschaft bislang allerdings noch nicht gegeben. Gerade bei großen Metropolen seien Städtepartnerschaften oft abstrakt, erklärte Schelle. Meistens beschränke sich der Kontakt auf vereinzelte Besuche von Delegationen aus den Rathäusern, die Bevölkerung sei davon aber ausgeschlossen.

Um den Bürgern beider Städte ein gegenseitiges Kennenlernen zu ermöglichen, ist nach der Gründung der IMB auch in Bordeaux ein Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft ins Leben gerufen worden. Rund 15 seiner Mitglieder werden vom 25. bis 28. September zum Oktoberfest nach München kommen. Geplant sei für den Besuch außerdem ein gemeinsames Programm, das derzeit ausgearbeitet werde, kündigte Schelle an: »Die Leute sollen sich intensiv miteinander austauschen können.« Dies sei jedoch erst der Anfang. »Bis man sich wirklich kennt und eine Verbindung zwischen den Menschen entsteht, dauert es Jahre«, so Schelle. In kleineren Gemeinden würden Städtepartnerschaften jedoch oft sehr intensiv und mit großem Erfolg gepflegt: »So entsteht ein Netz, und einmal im Jahr trifft man sich, wie eine große, verstreute Familie.« Ziel sei, eine derartige Vernetzung auch für München und Bordeaux aufzubauen. Allerdings sei dies in einer Millionenstadt ungleich schwieriger.

Einige Schnittstellen zwischen München und Bordeaux bestehen aber bereits. Etwa hat die in Bordeaux geborene, stellvertretende Vorsitzende der IMB, Mireille Schmich-Faurie, von 1984 bis 2011 Austauschprojekte zwischen Schülern des musisch orientierten Pestalozzi-Gymnasiums in der Au mit jungen Musikern aus Bordeaux organisiert. Teilgenommen hat daran auch Andreas Stocker, der nun für die Internetseite der IMB zuständig ist. Seine Frau Cosima, die dem Verein ebenfalls beigetreten ist, hat an der Hochschule München einen deutsch-französischen Studiengang aus dem Bereich Ingenieurswissenschaften absolviert. Die Organisatorin des Studiengangs, Nadine Chavelet-Post, ist inzwischen auch Mitglied der IMB. »Ich selbst komme zwar aus Paris und lebe seit 29 Jahren in München, aber meine Großeltern stammen aus Bordeaux«, erklärt sie. Doch nicht alle Vereinsmitglieder haben einen besonderen Bezug zu Bordeaux. »Ich interessiere mich einfach für Frankreich«, sagt Sabine Sänftl, Anwohnerin aus dem Hasenbergl und Schriftführerin der IMB. Daniela Öller aus Berg am Laim hat ihre Vorliebe für die französische Kultur dazu bewogen, sich der Initiative anzuschließen. Liebhabern der französischen Lebensart bietet die IMB übrigens schon jetzt bei regelmäßigen Stammtischen die Möglichkeit, sich zu treffen und auszutauschen. Der nächste findet am Donnerstag, 23. Juli, ab 19.30 Uhr im Hirschgarten statt. Gesucht werden außerdem noch Bürger, die vom 25. bis 28. September Gäste aus Bordeaux bei sich aufnehmen und am Programm der Veranstaltung teilnehmen möchten. Französischkenntnisse sind dazu nicht erforderlich. Interessenten können sich unter bei Axel Schelle unter der E-Mail axel.schelle@imb-ev.de melden.

Artikel vom 21.07.2015
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