Künstler ergänzen Inschrift am Kriegerdenkmal

München · Kastner und Berndl sehen Krieg nicht als »Deutschlands Ruhm und Ehre«

Hans-Peter Berndl und Wolfram Kastner wollen mit ihrer Ergänzung den heute vorherrschenden Friedenswillen der Gesellschaft zum Ausdruck bringen.	Foto: privat

Hans-Peter Berndl und Wolfram Kastner wollen mit ihrer Ergänzung den heute vorherrschenden Friedenswillen der Gesellschaft zum Ausdruck bringen. Foto: privat

München · Die Münchner Künstler Wolfram Kastner und Hans-Peter Berndl lassen nicht locker. Mit ihrer provokanten Aktion am Denkmal an der Dachauer Straße für die Gefallenen der bayerischen Eisenbahntruppe im Frühjahr haben sie auf sich und ihr Anliegen aufmerksam gemacht.

Sie kritisieren die ihrer Ansicht nach kriegsverherrlichende Inschrift. Damals entfernten sie einzelne der aufgesetzten Metalllettern aus der Inschrift. So wurde aus »Sie starben für Deutschlands Ruhm und Ehre« der Satz: »Sie starben für Deutschlands ____ un_ Ehre«. Die Lettern schickten sie per Post an Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen als Hausherrin des Bundeswehrgeländes, auf dem sich das Denkmal befindet. Sie sandte die Buchstaben wieder zurück und ließ sie an dem Denkmal anbringen. Kastner und Berndl sind und bleiben der Meinung, eine solche Inschrift verherrliche den Krieg und sei heute nicht mehr zeitgemäß. Sie fordern eine neue Inschrift, die den ursprünglichen Wortlaut aus dem Jahr 1926 ersetzt. Dafür haben Kastner einen Vorschlag entworfen, und wiederum der Bundesverteidigungsministerin vorgelegt – mit dem Vermerk, den Text bereits am Denkmal angebracht zu haben. Der Vorschlag lautet: »Wir trauern um alle, die im Weltkrieg 1914 – 18 grausam und sinnlos ihr Leben verloren. Die Toten mahnen uns, mit allen Kräften für Frieden zu sorgen und Kriege zu verhindern.« Gleichzeitig werben sie in ihrem Schreiben an Ursula von der Leyen für diesen Entwurf. So schreiben sie: »Wir dürfen sicher davon ausgehen, dass Sie nichts gegen die Bekundung von Trauer und die Sorge für Frieden und gegen Krieg einzuwenden haben und diese Tafel dankbar entgegen nehmen als sinnvolle und notwendige Ergänzung des Kriegerdenkmals.«

Den bisher unveränderten Text bezeichnen die beiden Künstler als militaristisch. Er errege heute »vielfach Ärgernis« und widerspreche dem heutigen allgemeinen Friedenswillen. »Deshalb gehen wir davon aus, dass der Text zu Trauer und Friede auch in Ihrem Sinne ist und dort auf Dauer erhalten bleiben kann. Wir bitten Sie, uns das zu bestätigen«, schreiben Kastner und Berndl an die Ministerin. Der nächste Akt in dieser Debatte steht unmittelbar bevor.

Artikel vom 17.07.2015
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