Neue Flüchtlingsunterkunft

Bürgermeisterin und Landrat informieren über die aktuelle Flüchtlingssituation

Eine Traglufthalle wird in Neubiberg für bis zu 300 Asylbewerber aufgebaut. 	Fotos:  Paranet-Deutschland GmbH

Eine Traglufthalle wird in Neubiberg für bis zu 300 Asylbewerber aufgebaut. Fotos: Paranet-Deutschland GmbH

Haar · Der Gemeinderat hat in seiner letzten Sitzung dem Antrag des privaten Investors »Gebr. Rossius-Eigenheim + Wohnbau GmbH München« zum Bau von zwei neuen Flüchtlingsunterkünften für 48 Asylbewerber auf dem Gemeindegrundstück an der Ecke Vocke- / Brunnerstraße zugestimmt.

Eine notwendige Maßnahme den der Zustrom von Asylsuchenden hat erneut ein Ausmaß angenommen, das den Landkreis und seine Gemeinden an ihre Belastungsgrenzen führt. Etwa 100 Asylbewerber hat bereits die Gemeinde aufgenommen und erfüllt damit aber nicht das derzeit geforderte Kontingent von etwa 227. Ein Grund mehr, dass Bürgermeisterin Gabriele Müller vergangenen Donnerstag den Landrat Christoph Göbel und die Haarer Bürger zu einer Informationsveranstaltung in den Bürgersaal einlud. Lange war es ruhig bezüglich der Flüchtlingssituation in Haar, was sich seit drei Wochen durch die Notbelegung der VHS Turnhalle mit 66 neuen Asylbewerbern und den geforderten weiteren Flüchtlingsaufnahmen verändert hat bzw. verändern wird. »Stetig waren wir auf der Suche nach geeigneten Grundstücken. An der Vocke- / Ecke Brunnerstraße können wir nun mit einem Investor eine Unterkunft realisieren«, so die Bürgermeisterin. Dazu erläutert Müller im Einzelnen: »Errichtet werden nach den gesetzlichen Mindestvorgaben zwei langgezogene, eingeschossige Gebäude in Holzbauweise. Es werden zwölf Wohnräume entstehen, die zum Teil miteinander verbunden werden können, beispielsweise für Familien. In einem Raum ist Platz für zwei Asylbewerber gemäß 7 Quadratmeter pro Person. Jedes Haus bekommt zwei Aufenthaltsräume, die mit Küchenzeilen ausgestattet sind und zwei getrennte WC- und Sanitäranlagen. Für das Objekt wird momentan ein Pachtvertrag mit einer Laufzeit von zehn Jahr entworfen.

Danach soll der Investor die Pacht zahlen und trägt zudem die Baukosten. Im Gegenzug mietet der Freistaat die Flüchtlingsunterkunft und zahlt dem Investor eine ortsübliche Miete.« »Zusätzlich werden in dem leerstehenden Haus in der Unteren Parkstraße 73 Umbaumaßnahmen getroffen, um ein Haus für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu schaffen«, so Müller weiter, »und in der Hans-Pinsel-Straße 2-3 soll eine weitere Flüchtlingsunterkunft für 150 bis 160 Asylbewerber entstehen.« »Auch dort werden Investoren die Unterkunft bauen, das ist sicher«, bestätigt Landrat Christoph Göbel. »Wir haben keinerlei zeitliche Spielräume mehr«, kommentiert Göbel die sich erneut verschärfende Situation. »Wir rechnen im Sommer mit einem weiteren erhöhten Zustrom an Flüchtlingen.« Die Kapazitäten in den Einzel- und Sammelunterkünften sind längst erschöpft. Solange dem Landratsamt keine geeigneten und kurzfristig nutzbaren Unterkünfte bzw. Grundstücke zur Bebauung mit größeren Objekten angeboten werden, die ausreichend Platz für die vielen Menschen schaffen, kann das Landratsamt seine Pflicht nur erfüllen, indem es Notunterkünfte einrichtet.

»Die Notunterkünfte sind aber nur für einige Wochen geeignet, daher soll auch spätestens nach den Ferien die VHS Turnhalle wieder frei sein«, versichert der Landrat. »Wir rechnen im Sommer mit einem weiteren erhöhten Zustrom an Flüchtlingen. Daher versuchen wir im Voraus zu planen.« Eine Lösungsmöglichkeit für Christoph Göbel, um mittelfristig nicht mehr auf Turnhallen zurückgreifen zu müssen, sind sogenannte Traglufthallen. Ohne die Nutzung der Traglufthallen müssten bis zu 20 Turnhallen im Landkreis geschlossen werden. »Das ist weder für den Schul- noch für den Vereinssport eine tragbare Lösung«, sagt Göbel. »Deshalb habe ich mich für ein Konzept entschieden, bei dem die Traglufthallen eine entscheidende Rolle spielen. Sie sind, da beheizbar, auch die wesentlich bessere Alternative zu Zeltunterkünften. Gleichzeitig lösen wir zumindest die Sporthallenproblematik.« Diese schnell zu errichtenden Unterkünfte werden seit Anfang Juli im Landkreis München beispielsweise in Taufkirchen aufgestellt. Die Traglufthallen sollen im Rahmen des Landkreiskonzeptes eine Art Drehscheibenfunktion übernehmen. Das heißt, neu ankommende Asylbewerber werden zunächst in diesen Hallen untergebracht.

Von dort werden sie dann, sobald neue Unterkünfte errichtet sind oder einzelne Plätze in bestehenden Häusern frei werden, weiterverteilt. »Auch die Flüchtlinge, die momentan in der VHS Turnhalle untergebracht sind, sollen in eine Traglufthalle umziehen, wenn die neue Unterkunft in der Vockestraße nicht bis Ende August fertiggestellt sein sollte«, so Göbel weiter. Die Nutzung anderer Objekte oder Grundstücke von Haarer Bürgern wie z.B. leerstehende Gebäude auf dem Krankenhausgelände scheitern meist an den Eigentümern. »Die Container beispielsweise auf dem BND Gelände werden künftig für deren Studenten genutzt und uns daher nicht zur Verfügung gestellt. Wir können die Eigentümer nicht zwingen«, so die Bürgermeisterin. »80 bis 90 Prozent der vorgeschlagenen Grundstücke können leider meist aus baurechtlichen Gründen nicht zur Umsetzung von weiteren Flüchtlingsunterkünften genutzt werden«, verdeutlicht Göbel die schwierige Suche. Sowohl die Gemeinde Haar als auch das Landratsamt suchen unter Hochdruck geeignete Grundstücke und Gebäude, um der Lage ein wenig Herr zu werden. Dennoch haben beide Verständnis, wenn sich Anwohner überrumpelt fühlen. »Ich kann gut verstehen, dass der eine oder andere ein mulmiges Gefühl hat und nicht weiß, was auf ihn zukommt, aber ich glaube die Flüchtlinge, die kommen, haben noch mehr Angst als wir. Sie fliehen vor Krieg, haben Schlimmes erlebt und suchen Zuflucht«, so Göbel. »Deswegen ist die Arbeit der Helferkreise vor Ort so wichtig, um die Schwelle so gering wie möglich zu halten«, so der Landrat, der hofft, dass alle an einem gemeinsamen Strang ziehen, um die Aufgabe so gut es geht zu bewältigen.

Artikel vom 17.07.2015
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...