Platznot der Exoten

Maxvorstadt · Die Stadt schlägt Areal in Freiham als neuen Standort vor

Die Reptilienauffangstation in der Kaulbachstraße beherbergt unter anderem illegal gehaltene Gefahrentiere und kämpft mit Platzmangel.	Foto: Julia Stark

Die Reptilienauffangstation in der Kaulbachstraße beherbergt unter anderem illegal gehaltene Gefahrentiere und kämpft mit Platzmangel. Foto: Julia Stark

Maxvorstadt · Seit Jahren herrscht in der Reptilienauffangstation in der Kaulbachstraße dramatischer Platzmangel. In den Büros der Mitarbeiter stapeln sich Terrarien bis unter die Decke, Alligatoren und Kaimane müssen im Keller untergebracht werden. Doch nun könnte eine Lösung des Problems in Sicht sein.

Die Stadt hat der Einrichtung kürzlich ein Areal in Freiham als möglichen neuen Standort vorgeschlagen. Erst vor kurzem sind in der Reptilienauffangstation 25 junge afrikanische Spornschildkröten eingetroffen. Ausgewachsen können die Tiere bis zu 80 Zentimeter lang und 100 Kilogramm schwer werden. »Wir sind die einzige Einrichtung in Südbayern, die solche Reptilien aufnehmen kann«, sagt Patrick Boncourt, Sprecher der Reptilienauffangstation. Angefragt worden seien kürzlich auch zwei Plätze für Kaimane. Doch die Institution in der Maxvorstadt, die unter anderem von der Polizei beschlagnahmte, illegal gehaltene Gefahrentiere wie Schlangen und Krokodile beherbergt, ist längst an den Grenzen ihrer Kapazitäten angekommen. Insgesamt leben dort derzeit mehr als 500 Reptilien. »Bald können wir keine weiteren Tiere mehr aufnehmen«, klagt Boncourt. Schon seit langem sucht die Einrichtung deshalb nach einem neuen Standort. Dieser könnte nun gefunden sein. Das Kommunalreferat der Stadt hat der Reptilienauffangstation nämlich ein rund 4.600 Quadratmeter großes Grundstück an der Hans-Steinkohl-Straße in Freiham angeboten. »Für diesen Vorschlag sind wir sehr dankbar«, sagt Markus Baur, Fachtierarzt für Reptilien und Leiter der Auffangstation. Die Fläche entspreche in etwa den in der Kaulbachstraße zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten, erklärt Boncourt. Noch geklärt werden müsse allerdings, ob das Grundstück für einen Neubau, der die rechtlichen Voraussetzungen für die Einrichtung erfülle, überhaupt geeignet sei. »Wir haben einen sehr hohen Bedarf an Strom und Wasser«, so Boncourt. Wünschenswert sei es daher, wenn regenerative Energiequellen wie Erdwärme und Solarstrom genutzt und eine eigene Bio-Kläranlage eingerichtet werden könnten.

Offen ist außerdem die Finanzierung des Projekts. Die Stadt werde für das Grundstück voraussichtlich den regulären Marktpreis verlangen, sagt Boncourt: »Dieser dürfte in etwa bei drei bis fünf Millionen Euro liegen.« Bernd Plank, Sprecher des Kommunalreferats, wollte sich zur Höhe des Marktwerts nicht äußern, bestätigte jedoch, dass ein üblicher Verkaufspreis angesetzt werde. Aufgrund von rechtlichen Vorgaben dürfe die Stadt das Grundstück nicht vergünstigt abgeben, erklärte er. Bei der Preisfindung werde jedoch die Nutzungsart der Fläche berücksichtigt: »Bei Wohnungsbauprojekten, bei denen ein Investor Geld verdient, müssen wir zum Beispiel mehr verlangen als bei gemeinnützigen Vorhaben.« Welcher Preis für die Reptilienauffangstation angesetzt werden müsse, sei noch zu prüfen.

Eine Summe in Millionenhöhe könne die Reptilienauffangstation allerdings nicht stemmen, so Boncourt: »Unsere Einrichtung wird von einem gemeinnützigem Verein betrieben, deshalb dürfen wir keine Rücklagen bilden.« Da die Institution staatliche Aufgaben übernehme, habe sich aber der Freistaat bereit erklärt, einen Teil der Kosten zu tragen. Vom Bayerischen Umweltministerium, das für eine Bezuschussung zuständig wäre, war hierzu jedoch bis zum Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu bekommen. Bis Ende September soll nun untersucht werden, ob ein Neubau in Freiham technisch möglich ist und finanziert werden kann. Bei einem positiven Ergebnis steht einem Umzug nichts mehr im Wege. Dennoch sieht Baur dem Ortswechsel mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. Er sei zwar erleichtert, wenn das Platzproblem behoben und damit der Fortbestand seiner Einrichtung gesichert werde, erklärt er. »Aber die Umgebung hier mit all den Cafes und Studenten werde ich schon ein bisschen vermissen«, betont Baur.

Artikel vom 16.07.2015
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