Ottobrunner Jungdirigentin Anna Handler

Ottobrunn · Den Klang formen

Ottobrunn · Die 19-jährige Anna Handler hat am Sonntag, den 7. Juni einiges vor: Bei einem Benefizkonzert dirigiert die Ottobrunnerin das von ihr gegründete New Munich Youth Orchestra und lässt »Mozart erklingen«.

Mein Ottobrunn hat mit der jungen Musikerin über ihren Traumberuf, ihre Motivation und ihre Anfänge gesprochen.

MO: Frau Handler, Sie machen ein Studium zur Konzertpianistin, wollen aber eigentlich dirigieren.

Anna Handler: Ich liebe das Klavier und seine Kompositionen. Mein solistisches Können öffnet mir viele Türen, da man als Musiker anders wahrgenommen wird. Ich denke, dass jeder gute Pianist eigentlich auch ein Dirigent sein sollte. Man sollte auf dem Klavier orchestral denken: Die Finger sind die Musiker – mal spielen sie die Streicher, mal die Bläser.

Um mehr Erfahrung als Dirigentin zu sammeln, haben Sie ein eigenes Orchester gegründet. Wie kam es dazu?

Anna Handler: Im Sommer 2013, nach einem Konzert bei den Berliner Philharmonikern, wollte ich nicht länger zur Musik auf CD dirigieren. So kam es, dass wir uns damals noch an der Schule zu einem Projektorchester zusammen taten – und daraus entstand das New Munich Youth Orchestra.

Was macht für Sie den Reiz des Dirigierens aus?

Anna Handler: Es fasziniert mich, wie man mit einer Handbewegung den Klang verändern kann. Die Aufgabe des Dirigenten ist es, den Klang ständig zu reflektieren und zu formen. Wenn sich die Musiker formen lassen und wiederum ihre Klangvorstellungen behutsam einbringen, entsteht ein besonderer Kraftaustausch, bei dem Dirigent und Musiker zu einer Einheit verschmelzen.

Inzwischen haben Sie und Ihr Orchester einige Konzerte mit Ihrem Konzept »Jugend für Kinder – Musik für und mit Euch« gegeben.

Anna Handler: Wir haben schon an einigen Grundschulen und vor Flüchtlingskindern gespielt. Neben der Musik möchten wir den Kindern etwas über die Instrumente und die Komponisten erzählen. Wir wollen mit ihnen ins Gespräch kommen.

Was ist neu an Ihrem Konzept?

Anna Handler: Dass man klassische Musik für Kinder spielt, ist nichts Neues. Das Besondere bei uns ist aber, dass wir selbst alles junge Studenten, zwischen 16 und 22 sind und wir uns aus eigenem Antrieb organisieren. Wir versuchen das noch jüngere Publikum zu fesseln und zeigen ihnen, wie wertvoll klassische Musik ist. Im Gegenzug belohnen sie uns mit ihrer Aufmerksamkeit – aber nur, wenn es wirklich gut war. Kinder sind ein sehr ehrliches Publikum.

Und wie hat alles begonnen?

Anna Handler: Meine 16-jährige Schwester Laura und ich haben zuerst viel gesungen, beispielsweise im Kinderchor der Staatsoper und als Solisten bei Enrico de Parutas »Heiliger Nacht«. Wir haben beide mit 6 Jahren angefangen, Klavier und Geige zu spielen. Durch die erfolgreiche Teilnahme bei Jugend musiziert als Duo und als Solisten ergaben sich immer mehr Engagements und Konzerte. Sehr prägend waren die Konzerte als Solistinnen der Kinderkonzerte der Münchner Philharmoniker unter der Leitung von Heinrich Klug. Heute ist Laura Jungstudentin im Fach Violine an der renommierten Zakhar-Bron Akademie in der Schweiz.

Ihre Mutter kommt aus Kolumbien. Welchen Einfluss hatte das auf Sie?

Anna Handler: Ich bin sehr dankbar, dass ich mit zwei verschiedenen Kulturen aufwachsen durfte. Ohne die Kraft und den Optimismus meiner kolumbianischen Mutter wäre ich sicher nicht so mit der Musik verwoben, wie ich es heute bin. Bei meinem letzten Aufenthalt in Kolumbien habe ich klar gesehen, dass Bildung der einzige Ausweg aus der materiellen Armut ist. Meine Eltern haben so viel in meine Bildung investiert; ich fühle mich verpflichtet, etwas von dem wenigen, was ich zu können behaupte, weiterzugeben. MO

Artikel vom 10.06.2015
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...