Lebendige Geschichte

Maria Maders Buch in vollständig überarbeiteter Auflage

Maria Mader verbindet Erinnerung mit bildhafter Sprache zu lebendiger Geschichte.	kw

Maria Mader verbindet Erinnerung mit bildhafter Sprache zu lebendiger Geschichte. kw

Erding · Maria Mader ist die große alte Dame der Sudetendeutschen im Kreis Erding. Sie war lange Zeit Kreisobfrau, ist jetzt nach wie vor Ortsobfrau in Erding und vor allem Buchautorin.

Als sie im Januar ihr jüngstes Werk »Zwischen Böhmen und Bayern« vorstellte, war das Interesse so gewaltig, dass der Saal hat vergrößert werden müssen. Aber die Autorin war selbst nicht ganz glücklich mit dem 120 Seiten starken Büchlein. Es enthielt einige Fehler, und obendrein war einiges dem Rotstift zum Opfer gefallen, was ihr wichtig war. Zudem erwies sich der Druck sehr klein und damit für ältere Menschen schwer lesbar. Schnell war klar, dass eine zweite Auflage herauskommen muss – jetzt liegt sie vor. Erhältlich ist das Buch in der Buchhandlung »Lesezeichen« in der Haager Straße in Erding und wer die erste Auflage gesehen hat, wird staunen: Aus den 120 Seiten sind jetzt 320 Seiten geworden. Ganze Kapitel hat Maria Mader neu eingefügt, dazu bestehende zum Teil deutlich ergänzt. Des Weiteren hat sie Fotos und Dokumente aufgenommen, die das Buch zu einem noch interessanteren Werk werden lassen.

Immer wieder war sie ermuntert worden, nicht nachzulassen mit dem Schreiben und Festhalten ihrer Erinnerungen. Die 83-Jährige ist Zeitzeugin eines der tragischsten Kapitel der unmittelbaren Nachkriegszeit: Der Vertreibung der Deutschen aus den besetzten Gebieten im Osten des Deutschen Reichs. Das wurde schon im Januar deutlich, als im Saal beim Mayr-Wirt Maria Mader für ihr Buch regelrecht gefeiert wurde. Einer der Redner war Bürgermeisterstellvertreter Hans Schmidmayer (SPD), der sich ausgezeichnet vorbereitet zeigte und der Autorin einen »ausgeprägten Gerechtigkeitssinn« bescheinigte, sie aber auch eine »aufgeschlossene, aber auch resolute und zupackende Frau« nannte.

Kreiskulturreferent Hartwig Sattlmayr betonte den Wert solcher individuellen Bücher, die der Geschichte ein Gesicht gäben. Er erinnerte an die unmittelbare Nachkriegszeit, die auch Maria Mader beschrieb. »Da musste man, was verboten war, aber geduldet wurde, zum Ostbahnhof raus und zum Hamstern gehen.« Er berichtete auch von den Perserteppichen, die seinerzeit für Lebensmittel hergegeben wurden. So schlecht sei es zum Glück gar nicht bestellt um die niedergeschriebenen Erinnerungen der Menschen. Er selbst habe enorm viele ältere Tagebücher, die noch in deutscher Schreibschrift verfasst worden seien, in die heute übliche lateinische Schrift übersetzen müssen. Oft sei es eine Generation später, die diese Quellen finde, welche sich dann als sehr wertvoll erweisen. Sattlmayr appellierte nachdrücklich, solche alten Hefte und ähnliche Zeitdokumente nicht wegzuwerfen.

Bezirksobmann Johann Slezak hatte den Wert solcher Erinnerungen gerade für die Heimatvertriebenenverbände, wo die Zeitzeugen Jahr für Jahr weniger werden, unmissverständlich herausgearbeitet: »Dass sie die Bücher geschrieben haben, das brauchen wir«, sagte er an die Adresse der Autorin, die jetzt, da die zweite Auflage auf dem Markt ist, die Frage nach weiteren Büchern nicht gleich abschlägig bescheiden wollte. »Ich hätte schon noch Zeug«, sagte sie, meinte aber zugleich, dass sie das allein nicht hinbekommen werde. In der Tat hatte sie schon für dieses Buch die Hilfe von Arwed Vogel aus Wartenberg in Anspruch genommen. Der Buchautor hatte aber auch hier nur unterstützende Funktion, sprach von einer »individualisierten Geschichtsschreibung« – einer Geschichtsschreibung, die so in keinem Lehrbuch zu finden ist, sondern nur in den Erinnerungen der Zeitzeugen existiert. kw

Artikel vom 28.05.2015
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