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Kann der Wolf auch in Bayern eine neue Heimat finden?
Wölfe sind besonders streng geschützt und dürfen nur in Ausnahmefällen geschossen werden. Foto: Miha Krofel
Zorneding · Der Wolf hat ein gewaltigesImage-Problem in Deutschland. Seinen schlechten Leumund hat er besonders der deutschen Literatur zu verdanken.
Man denke nur an Rotkäppchen und die Geschichten der Gebrüder Grimm. Dabei ist der Wolf ein scheuer Geselle, der den Menschen tunlichst zu meiden versucht. »Der Wolf reagiert auf den Anblick von Menschen vorsichtig, aber er ergreift aus Neugierde nicht immer sofort die Flucht«, teilt das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) mit Sitz in Augsburg mit. Probleme ergeben sich vor allem dann, wenn Wölfe gezielt angefüttert werden: »Die Tiere lernen sonst sehr schnell, menschliche Anwesenheit mit Futter zu verbinden und suchen dann eventuell aktiv die Nähe von Menschen«. Da Wölfe sich den Aktivitäten der Menschen anpassen seien Begegnungen allerdings die seltene Ausnahme. Die Empfehlung des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) bei einer Begegnung lautet daher: Distanz halten und langsam den Rückzug antreten. Und natürlich: Hunde sofort an die Leine nehmen!
In Europa leben derzeit bis zu 15.000 Wölfe mit Schwerpunkt im Balkangebiet, den baltischen Ländern, den Karpaten und Spanien. In den italienischen und den französischen Südalpen haben sich etwa 35 Wolfsrudel mit bis zu 250 Tieren etabliert. In Deutschland ist der Wolf seit 1996 heimisch. In der Lausitz, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen wurden alleine bereits im vergangenen Sommer 33 Wolfsrudel nachgewiesen. »Auch Bayern ist potentielles Wolf-Zuwanderungsland«, sagt Eric Imm, der Naturschutzbeauftragte des BJV.
Und tatsächlich: einzelne Jungtiere die ihr Rudel auf der Suche nach neuen Revieren verlassen tauchten zuletzt vermehrt in Bayern auf. Auch der Wolf der im April drei Schafe in Zorneding gerissen hat stammte aus der Region Sachsen / Polen und war wohl nur auf der »Durchreise«. Dabei legen sie hunderte von Kilometern zurück.
Das dichtbesiedelte Münchner Umland scheint für die raumliebenden Tiere eher weniger geeignet. Selbst der Ebersberger Forst sei für ein Wolfsrudel viel zu klein, heißt es vom Forstbetrieb Wasserburg. Allerdings besitzen Wölfe eine hohe Intelligenz und Anpassungsfähigkeit. Sollten sich Wölfe tatsächlich in bayerischen Landkreisen niederlassen, greift der im Frühjahr 2014 verabschiedete »Wolfsmanagementplan« des Bayerischen Umweltministeriums. Dieser regelt »den Umgang mit einzelnen, standorttreuen Wölfen in Bayern« mit dem Ziel, »auftretende Konflikte durch gezielte Managementmaßnahmen zu minimieren«. Ein aktives Ansiedeln von Wölfen ist dabei ausdrücklich »weder erfolgt noch vorgesehen«. Ebenfalls geregelt werden Ausgleichszahlungen für Landwirte, falls Nutztiere aller Art durch Wölfe gerissen werden. Die Kosten werden zu 80 Prozent durch den bayerischen Naturschutzfonds und zu 20 Prozent von der Trägergemeinschaft »Ausgleichfonds Große Beutegreifer« übernommen. Ziel des Managmentplans und der Ausgleichszahlungen an Landwirte ist es, die Akzeptanz von Wölfen in Bayern zu fördern.
Helfen bei der Akzeptanzfrage könnte auch eine interessante Statistik: Seit der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland hat es seit 1996 keinen tödlichen Angriff auf Menschen gegeben. In Vergleich dazu starben allein zwischen 2007 bis 2009 45 Menschen durch Insektenstiche, 40 Todesfälle sind seit 1989 durch Hunde zu beklagen. Von Stefan Dohl
Artikel vom 29.05.2015Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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