Achtung! Baustelle!

Langzeitbaustellen in München sorgen für Verdruss – zu Recht?

Blechlawinen drängen sich an der Baustelle vorbei – ein tägliches Bild in München. Foto: cr

Blechlawinen drängen sich an der Baustelle vorbei – ein tägliches Bild in München. Foto: cr

München · Behinderungen durch Baustellen, damit muss man leben. Baustellen dienen, ganz nüchtern betrachtet, dem Erhalt oder der Ertüchtigung der Infrastruktur. Nutzer der Verkehrswege verfluchen Schlaglochpisten mindestens ebenso wie Fahrbahnverengungen oder -sperrungen wegen Bauarbeiten. Dauerbaustellen machen den Münchnern das Leben besonders schwer; und nicht nur ihnen.

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Auch die Pendler, die sich morgens und abends in die Blechkarawanen einreihen, um ihren Fahrtweg in der doppelten und dreifachen Zeit des Üblichen zu bewältigen, verschärfen die Problematik noch. Als Wirtschaftsmotor der Region zieht München die Arbeitnehmer wie ein Magnet an. Dafür gibt es keine kurzfristige Alternative. Da müssen alle durch. Besonders schwer haben es derzeit die Münchner im Südwesten. Die Baustelle am Luise-Kiesselbach-Platz stellt alles andere in den Schatten. Hier wird seit 2009 der dritte und letzte Ringtunnel gebaut. Im Münchner Norden (Petueltunnel) und im Münchner Osten (Richard-Strauss-Tunnel) wissen die Menschen, welche Belastung das für Sendling und die umliegenden Stadtteile bedeutet. Betroffen sind auch die Pendler, die über die A 95 rein- und rausfahren.

Doch Licht am Ende des Tunnels ist in Sicht. Die reinen Bauwerksarbeiten werden im Juli abgeschlossen sein, in den folgenden zwei Jahren wird die Oberflächengestaltung wieder hergestellt. Dann werden über 20 Jahre Tunnelbau am Mittleren Ring endlich Geschichte sein. »Mit der Tunnelbaustelle liegen wir komplett im Plan«, berichtet Dagmar Rümenapf, Pressesprecherin des Münchner Baureferats. Der Tunnel werde am 27. Juli und damit sogar etwas früher als geplant für den Verkehr freigegeben. Unterm Strich ist das für München aber nur eine Baustelle weniger. Schon regt sich im Südosten der Stadt Unmut. In Kürze soll das Tramgleis vom Ostfriedhof bis zum Geiselgasteig saniert werden. Ende Mai geht’s los, ein halbes Jahr ist für die Bauarbeiten einkalkuliert.

In Feldmoching dagegen atmen die Menschen auf. Die Baustelle in der Pflaumstraße unter der Feldmochinger Straße hindurch wird bald Geschichte sein. Im Vortriebsverfahren wurde hier ein Entwässerungskanal erstellt. Eigentlich sollten die Arbeiten bereits im März abgeschlossen sein. Jetzt ziehen sie sich doch bis Ende Juni hin. Besonders der Berufsverkehr aus dem nördlichen Landkreis München und dem Kreis Dachau hat diese Baustelle zu schaffen gemacht. Auch die Anlieger mussten lange, seit April 2014, unter der Verkehrsbelastung leiden. Über die Sommerferien kann sich die Situation wieder normalisieren.

Aber die nächste Behinderung steht schon an: Zwischen dem S-Bahnhof Fasanerie und der Gutmannstraße wird die Fahrbahn der Feldmochinger Straße saniert. Als Zeitraum stehen im Moment die Sommerferien an. Gleiche Maßnahme, gleicher Zeitraum gelten auch für die Elektrastraße und die Daphnestraße im Münchner Nordosten. Zwischen Rosenkavalierplatz und Denninger Straße heißt es dann lieber weiträumig umfahren, als den Sommer in der Stadt im Baustellenstau zu verbringen. In einer Millionenstadt mit einer Verkehrsinfrastruktur wie München gibt es keinen Tag ohne Baustelle. Tagesbaustelle und Langzeitbaustellen existieren nebeneinander und die betroffenen Autofahrer ärgern sich über den Stress. Doch es könnte noch viel schlimmer sein.

Auftraggeber der Baustellen können ganz verschiedene Einrichtungen sein, vom Baureferat über die Stadtentwässerung der Stadtwerke bis hin zu Privatpersonen. Da kann nicht jeder seine Baustelle aufmachen, wenn es gerade in seinen Zeitplan passt. Dafür gibt es im Baureferat einen Baustellenkoordinator. Vor etwa 20 Jahren wurde die Stelle geschaffen, berichtet Dagmar Rümenapf. Der Koordinator sorgt dafür, dass nicht zum Beispiel auf einer Umleitungsstrecke für eine Baustelle zeitgleich eine weitere Baustelle aufgemacht wird. Damit hält sich das Verkehrschaos in Grenzen, auch wenn das so mancher ganz subjektiv anders wahrnehmen mag. Wir wünschen Ihnen einen möglichst staufreien Sommer in München.

Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 15.05.2015
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