Eine Heimat für den Jazz

Erding · Die Reihe »Sonntags im Sonic« kann eine Plattform werden

Die Jazz-Tage Erding sind dann besonders erfolgreich, wenn, wie hier, lokale Musiker auf der Bühne stehen. Dieter Knirsch aus Walpertskirchen hat seine Freunde zu einer einmaligen Session zusammen gebracht. 	Foto: kw

Die Jazz-Tage Erding sind dann besonders erfolgreich, wenn, wie hier, lokale Musiker auf der Bühne stehen. Dieter Knirsch aus Walpertskirchen hat seine Freunde zu einer einmaligen Session zusammen gebracht. Foto: kw

Erding · Erding als Jazz-Heimat? Das ist eine schwierige Frage. Einerseits gibt es die Jazz-Tage Erding, die sich seit Jahren etabliert haben, andererseits können die Veranstalter auch nicht leugnen, dass bei einigen der Veranstaltungen dieser groß aufgezogenen Reihe der Besuch zu wünschen übrig lässt.

Es gibt keine fest verankerte Jazz-Szene in der Herzog-Stadt, meint Pressesprecher Christian Wanninger, und anstatt in Wehklagen auszubrechen, wurde er aktiv. Er organisierte die Veranstaltungsreihe »Sonntags im Sonic«, an jedem dritten Sonntag im Monat, noch im Mai und Juni, mit wirklich hochkarätiger Besetzung.

Das »Sonic« ist das Jugendzentrum der Stadt. Hier ist die Infrastruktur vorhanden wie Bühne samt Beleuchtungs- und Soundanlage. Das drückt die Kosten und damit die Eintrittspreise. Und es kann, längeren Atem vorausgesetzt, dem Jazz eine Heimat in der Stadt geben. Etwas neidisch schauen die Erdinger Jazz-Freunde auf die Nachbarstadt Moosburg wo der Jazz-Club »Hirschen« seit Jahren ein weithin einmalig gutes ­Programm auf die Beine stellt. Ob derlei auch in Erding gelingt, muss man abwarten.

Die Rahmenbedingungen sind jedenfalls nicht schlecht: Vor der Bühne stehen gemütliche Sofas, der Raum ist nicht zu groß, es kann durchaus Club-Atmosphäre aufkommen. »Wir haben die Infrastruktur, und die sollten wir auch nutzen«, ist das Credo Wanningers, der gleich beim ersten Versuch einen Volltreffer landete: Die Erdingerin Janine Hecht, die bereits bei »The Voice of Germany« Fernseherfahrung gesammelt hat und schon beim Sparkassen-Festival eine der ganz großen Nummern war. Im April holte sich Wanninger mit John Marshall einen international renommierten Gast nach Erding: Der Amerikaner spielt und singt bei der Bigband des Westdeutschen Rundfunks. Begleitet wurde er wieder von einem Erdinger: Johannes Ochsenbauer zupfte den Bass. Er unterrichtet an der Kreismusikschule. Und dann war da noch mit Alex Jung ein brillanter Gitarrist am Werk. Allein: Vergleichsweise wenig wollten dieses großartige Trio hören, was deutlich machte, dass Wanninger einen langen Atem braucht.

Am Sonntag, 17. Mai, kommt eine großartige Sängerin aus Oberschleißheim: Tuija Komi, eigentlich aus Finnland, bringt nicht nur die Musik ihrer Heimat mit, sondern versteht sich auch auf all die Klassiker und wird mit ihrer grandiosen Stimme ein weiteres Highlight setzen.

Am 21. Juni wird »fuelramon« auf der Bühne stehen, und hier greift Wanninger wieder auf lokale Größen zurück: Tihomir Krznar und Reimo Oberth kommen aus Erding, Stephan Glaubitz aus Walpertskirchen. Hier rechnet er wieder mit vollem Haus, was eine Erfahrung aus den Jazz-Tagen bestätigen dürfte: Sobald Musiker aus näheren Umgebung Erdings – und deren gibt es viele – auf der Bühne stehen, wird der Saal voll. Das konnte man genau beobachten, als Dieter Knirsch, auch aus Walpertskirchen, bei den Jazz-Tagen seine Freunde zusammentrommelte: Der große Saal der Kreismusikschule war brechend voll.

Das gibt Hoffnung. Erstens zeigt es, dass es großartige Jazzer auch in Erding gibt, und zweitens, dass sie ihr Publikum finden. Der Traum von Christian Wanninger, eine eigene Szene in Erding zu etablieren, könnte in Erfüllung gehen. kw

Artikel vom 08.05.2015
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