Heiliger Florian, hilf!

Schliersee · Mit Herz und Hand und Heiligem gegen die Feuersbrunst

Der heilige Florian ziert auch die Hauswand vom alt­bay-rischen Wirtshaus im Markus Wasmeier Freilicht­­museum in Schliersee. Gemalt wurde der Florian von Günther Wasmeier.	Foto: Daniel Wagner

Der heilige Florian ziert auch die Hauswand vom alt­bay-rischen Wirtshaus im Markus Wasmeier Freilicht­­museum in Schliersee. Gemalt wurde der Florian von Günther Wasmeier. Foto: Daniel Wagner

München/Schliersee · Bei uns im Freilichtmuseum war einiges los in den letzten Tagen, die Heilig-Kreuz Kapelle wurde geweiht, der Maibaum aufgestellt und schon ist der erste Museumsmonat vergangen.

Markus Wasmeier-Kolumne
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Fast schneller als die Feuerwehr. Und bald schreiben wir den 4. Mai, den Namenstag des Heiligen Florian, dem Schutzpatron gegen Feuer. Schneller als die Feuerwehr, das ist eine Redewendung, die man als Skirennfahrer gerne hört und sie ist nicht aus der Luft gegriffen. Die Feuerwehr muss schnell am Einsatzort sein, wenn sie größeren Schaden abwenden will. Für uns ist das heute selbstverständlich, wir können uns auf eine funktionierende Feuerbekämpfung verlassen. Außerdem gibt es heute kaum noch offenes Feuer und zudem Rauchmelder, die Bewohner eines Hauses frühzeitig warnen.

Noch vor etwa 150 Jahren waren offene Feuerstellen, Kerzenlicht und Blitzeinschläge eine große Gefahr für Haus und Hof. Blitzableiter gab es noch nicht und regelmäßig wurden die Höfe ein Raub der Flammen. Auch in der Stadt war das Feuer ein großes Problem. Man versuchte vieles, zum Beispiel legte man Uhrzeiten fest, zu denen alle Feuer in den Häusern gelöscht werden mussten. Der Erfolg war allerdings mäßig. In München etwa wurde 1327 nach einem Brand der Pfisterei des Klosters am Anger fast ein Drittel der Stadt in Schutt und Asche gelegt. Es wurden neue Bauvorschriften erlassen, Häuser sollten nun aus Stein statt Holz errichtet werden. Noch schneller als die Stadträte reagierten die Handwerker. Sie hielten von nun ab freiwillig Brandwache.

Nicht nur in München, in den meisten Städten wurden dazu Türmerstuben in den Kirchtürmen eingerichtet, von denen aus der Türmer mit der Feuerglocke läutete, wenn er einen Brandherd entdeckte. Mit der Entdeckung war es aber noch nicht getan, das Feuer musste nun gelöscht werden. Man erließ schon im 14. Jahrhundert Verordnungen, wer zum Feuerlöschdienst bereitstehen musste.

Das waren am Anfang zum Beispiel Bierbrauer oder auch Maurer, weil sie entsprechende Eimer und Fässer hatten, mit denen man löschen konnte. Schläuche wurden erst ab dem 17. Jahrhundert verwendet. Erst langsam kamen die Verantwortlichen der Städte darauf, dass es Aufgabe der Behörden sein musste, die Brandbekämpfung sicherzustellen. Immer mehr Städte statteten ihre Freiwilligenwehren deshalb mit technischem Gerät aus. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts setzten sich Berufsfeuerwehren in den Städten durch. Auf dem Land war es damit allerdings nicht so weit her. Hier sind bis heute die freiwilligen Feuerwehren das Rückrat der Brandbekämpfung. Die Bauern stellten früher ihre Pferde zur Verfügung um die Feuerspritze zu ziehen und sie waren es auch, die als Feuerwehrleute agierten.

Es gibt eine schöne Geschichte von Oskar Maria Graf: In »Es brennt wo« schildert er mit viel Humor wie die Bauern eines kleinen Dorfes, geweckt vom Feuerschein, mit erschreckender Ruhe beratschlagen, ob das Feuer in ihrem Zuständigkeitsbereich liegt. Da beklagt sich dann einer, dass er seine Rösser am nächsten Tag wieder zum Arbeiten braucht und er sie nur ungern mitten in der Nacht einspannt. Nach schier endlosem Hin und Her entscheidet die Truppe dann doch auszurücken.

Allerdings im Schritttempo, dass sich keines der Pferde in der dunklen Nacht den Fuß vertritt. Als sie dann am mittlerweile völlig zerstörten Brandherd ankommen, stellen sie entsetzt fest, dass sie vor lauter Diskussion die Schläuche vergessen haben. Sicher, es ist nur eine fiktive Geschichte, aber sie zeigt ein wenig, mit welchen Problemen die Freiwilligen zu tun hatten. Die Männer mussten am nächsten Tag wieder hart arbeiten, ebenso die Tiere. Da war es eine große Strapaze, zu einem Einsatz auszurücken. Das ist übrigens bis heute so geblieben, auch an das sollten wir denken, wenn wir nachts ein Martinshorn hören.

Um sich gegen das Feuer zu schützen, wurden bei uns viele Häuser mit dem Bildnis des Heiligen Florian geschmückt. Übrigens ist er nicht nur Feuerschutzpatron, er ist auch Patron der Bierbrauer. Besuchen Sie uns doch im Freilichtmuseum in Schliersee und erleben Sie die beiden Seiten des Heiligen Florian. Wir haben zum einen eine historische Feuerspritze, wie sie in der Geschichte von Oskar Maria Graf vorkommt, und zum anderen das schmackhafte Museumsbier, das wir selbst im Museum brauen und über das der Heilige Florian nicht nur am 4. Mai seine schützende Hand hält. Mit diesem Bier löscht es sich immer gut.

Artikel vom 01.05.2015
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