Einen Prozess des Umdenkens

Lebenshilfe München muss ein Schrittmacher sein

Der neue Vorstand der Stiftung Lebenshilfe München (v.l.): MdB Florian Hahn, Dr. Gertraud Burkert, Rainer Hölzgen und Stiftungsratsvorsitzende Johanna Rumschöttel.	Foto: gsp

Der neue Vorstand der Stiftung Lebenshilfe München (v.l.): MdB Florian Hahn, Dr. Gertraud Burkert, Rainer Hölzgen und Stiftungsratsvorsitzende Johanna Rumschöttel. Foto: gsp

München · Der neue Vorstand der Stiftung Lebenshilfe München mit MDB Florian Hahn, Dr. Gertraud Burkert und Rainer Hölzgen setzen klar auf die Inklusion von Menschen mit geistiger Behinderung.

Sie verstehen die Lebenshilfe München dabei als einen Schrittmacher in der Gesellschaft, der in diesem Bereich über Jahrzehnte hinweg Erfahrungen hat. Bestes Beispiel sei etwa die Gründung der ersten dezentralen kleinen Wohneinheiten im Stadtgebiet von München vor über 30 Jahren.

Ein Schrittmacher will man auch bei der Integration von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt sein. »Praxis ist, dass die Meisten in den Lebenshilfe-Werkstätten einer geregelten Arbeit nachgehen. Das System muss aber offen sein«, fordern Vereinsvorsitzende Johanna Rumschöttel und Geschäftsführer Peter Puhlmann gleichermaßen. »Menschen mit Behinderung muss der Weg in integrative Betriebe der Wirtschaft, bis hin zum ersten Arbeitsmarkt, offen stehen. Auch in die andere Richtung mit einer Beschäftigung in den Werkstätten, muss möglich sein.«

MdB Florian Hahn kennt die Problematik dabei aus seinem eigenen Familienkreis und erzählt: »Eine meiner Nichten war dem Druck des ersten Arbeitsmarktes nicht gewachsen. Sie wählte den Weg in einen integrativen Betrieb. Wir müssen beide Seiten sehen und darüber hinaus auch die Belange der Wirtschaft verstehen, die unter einem enormen Druck steht.«

Johanna Rumschöttel hingegen sieht bei der Wirtschaft 'noch Luft', um Kapazitäten für Arbeitsplätze zu schaffen, die den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderung gerecht werden. Dabei gäbe es auch von Seiten der Unternehmen durchaus Bemühungen in diese Richtung.

Jüngst konnte sich die Lebenshilfe München selbst beim Kreisjugendring für die Gestaltung eines inklusiven Ferienprogrammes einsetzen. »Es erfordert ein Umdenken«, so Puhlmann. »Nicht der Mensch ist behindert und kann darum nicht teilnehmen, sondern die Programme und Aktionen hindern die Menschen an der Teilnahme. Dieser Ansatz erfordert bei den Organisatoren ein neues Denken. Die Gesellschaft darf insgesamt Menschen mit Behinderung nicht ausgrenzen.«

Johanna Rumschöttel nannte ein Beispiel aus ihrer Jugend. »Mit 17 Jahren war ich in England auf einer Freizeit. Da war es völlig normal, dass auch Menschen mit Behinderung daran teilnahmen. Das ist schon einige Jahrzehnte her und wir fangen in Deutschland erst heute damit an. Die Lebenshilfe München sucht die Zusammenarbeit mit anderen Trägern und Vereinen, die noch wenig Erfahrung auf diesem Gebiet haben, berät und begleitet gerne.«

Eine große Hürde hat die Lebenshilfe München letztlich auch selbst zu bewältigen. Die Häuser und Wohnungen aus den 80er-Jahren müssen komplett saniert, manche sogar erneuert werden. »Das neue Pflege- und Wohnqualitätsgesetz (PwqG) verlangt es, und es ist durchaus in unserem Sinne, bringt es doch mehr Komfort und Lebensqualität für die Bewohner mit sich«, so Peter Puhlmann. »Wir werden dafür aber noch Zeit brauchen, der Anfang ist schon gemacht.«

Artikel vom 29.04.2015
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