Krimi mit Multimedia

Oberschleißheim · Harry Kämmerers »Harte Hunde« in der Wurschkuchl

Kämmerer und Fischer zogen das Publikum in ihren Bann, mit Worten, Bildern, Geräuschen.	Foto: VA

Kämmerer und Fischer zogen das Publikum in ihren Bann, mit Worten, Bildern, Geräuschen. Foto: VA

Oberschleißheim · Harry Kämmerer las in der Oberschleißheimer Buchhandlung »Bücher am Schloss« aus seinem neuen Roman »Harte Hunde«. Unterstützt wurde er von Andreas Fischer, sowie von Reinhard Soll an der Gitarre.

Der Verkaufsraum, ursprünglich die Wurstküche einer Metzgerei, füllte sich rasch und die Besucher verkürzten sich die Wartezeit mit dem eigens für die Lesung gebrauten »Hellen Lesungsmärzen« vom Oberschleißheimer Booksbrew. Gebraut und abgefüllt in Oberschleißheim war dieser exklusive Genuss zu kleinen Snacks das erste Highlight des Abends. Nach einer kurzen Vorstellung des Trios löschte Ronald Hanke das Licht und die drei zogen das Publikum in der ausverkauften Buchhandlung in ihren Bann. Eine »Multimedialesung« sollte es werden und sie hatten nicht zu viel versprochen. Mit verteilten Rollen, Videoprojektion im Hintergrund, sowie musikalischer Begleitung stiegen Kämmerer, Fischer und Soll in den Krimi »aus dem Woid« ein.

Kämmerer, gebütig aus Passau, beginnt mit einem großen Knall. Eine Biogasanlage im Bayerischen Wald nahe der tschechischen Grenze explodiert. Schnell wird klar, dass nicht Nutzviehs Flatulenzen im näheren Umkreis schuld waren, sondern ein vorsätzlich platzierter Sprengsatz. Kurz darauf findet Kommissar Brandl, Dorfgendarm und geplagt von einer beginnenden Midlifecrisis, den Eigentümer der Anlage mit einem Kopfschuss in einem nahe gelegenen Hochsitz. Es dauert keine fünf Minuten und man ist mittendrin im »Woid« und somit im seelischen Innenleben der Protagonisten des Regionalkrimis. Kämmerer und Fischer spielen sich die Bälle in den Dialogszenen zu und besonders Fischer schafft es, mit einem authentischen Niederbayerisch zu überzeugen. Immer im Hintergrund unterstützt von Reinhard „Reini“ Soll, der dezent Blueslicks einstreut und Stimmung schafft. Neben seiner Fender Stratocaster-Gitarre bringt Andreas Fischer Maultrommel und Akkordeon zum Einsatz.

Die stimmungsvollen Bilder der Präsentation hinter den Dreien tun ihr Übriges. Gespannt verfolgt das Autitorium das Geschehen. Alles ist da, die Dorfdiscos, das reaktionäre Stammtischgeschwätz, bis zum Anschlag aufgedrehte Autostereoanlagen, Motorradfahren und vieles anderes an vermeintlich charakteristischen Merkmalen des grenznahen Landstrichs. Nie abwertend und von oben herab, sondern in jedem Detail scharfsinnig beobachtet. Neonazis, die grenznahe Prostitution an der tschechischen Grenze und nicht immer ganz legale Immobiliendeals werden thematisiert. Gerade als der Höhepunkt und die Auflösung dieses Spektakels zum Greifen nah scheinen, ist es vorbei und das Publikum wird in die Nacht entlassen. Nicht ohne den Rat, jetzt selbst weiterzulesen.

Die nächste Veranstaltung der Reihe »Literatur in der Wurschkuchl« ist in Planung.

Artikel vom 28.04.2015
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