Die Menschen in den Tod begleiten

Kirchseeon · Über die Palliativmedizin und Sterbekultur im Landkreis

Sterbenskranke Menschen sind im Landkreis Ebersberg gut versorgt, so Werner Benningsfeld und Dr. Hans L. Schneider, Referenten bei der Alzheimer Gesellschaft Landkreis Ebersberg. 	Foto: privat

Sterbenskranke Menschen sind im Landkreis Ebersberg gut versorgt, so Werner Benningsfeld und Dr. Hans L. Schneider, Referenten bei der Alzheimer Gesellschaft Landkreis Ebersberg. Foto: privat

Kirchseeon · Was die Bundesregierung mit dem geplanten »Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung« flächendeckend gewährleisten möchte, ist im Landkreis Ebersberg bereits ein gutes Stück Realität: Die Angebote zur Versorgung sterbenskranker Menschen gibt es sowohl ambulant als auch stationär, medizinisches und pflegerisches Personal verfügen über entsprechendes Fachwissen.

Die gibt Betroffenen und Angehörigen, aber auch eigens dafür geschulten Mitarbeitern bei der Begleitung Sterbender, Sicherheit, so Werner Benningsfeld, Pflegedienstleiter im AWO-Seniorenzentrum »Gertrud-Bayer-Haus« in Kirchseeon. Er referierte jüngst über die dort gepflegte Sterbekultur bei der Alzheimer Gesellschaft Landkreis Ebersberg. Dass auch die Palliativmedizin immer differenzierter arbeitet und im Landkreis Ebersberg auch in die Alten- und Pflegeheime geht, zeigte Dr. Hans L. Schneider, Chefarzt der Palliativmedizin an der Kreisklinik Ebersberg, auf.

»Ihre Arbeit kann man ohne Frage als ein Leuchtturmprojekt im Landkreis Ebersberg bezeichnen«, begrüßte Dr. Hans Gnahn, Vorsitzender der Alzheimer-Gesellschaft Landkreis Ebersberg, auf deren jüngster Mitgliederversammlung Werner Benningsfeld. Der Pflegedienstleiter arbeitet seit zwölf Jahren im Seniorenzentrum »Gertrud-Bayer-Haus« der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Kirchseeon. »Seit fünf Jahren betreiben wir das Projekt Sterbekultur«, erklärte Benningsfeld, »und zwar mit gutem Erfolg.« Schmerztherapie und Palliativversorgung wären im »Gertrud-Bayer-Haus« selbstverständlich. »Die palliative Arbeit in einer Einrichtung steht und fällt mit dem Personal«, betonte Benningsfeld. Auch Pflege- und Betreuungskräfte müssten den Tod der Bewohner verarbeiten, hätten teils auch Angst, beim Umgang mit den Sterbenden etwas falsch zu machen. Dadurch, dass sie in Kursen das nötige Wissen vermittelt bekämen, dass sie in den verschiedenen Sterbephasen bräuchten, entstünde für alle Beteiligten in dieser hochsensiblen Situation sehr viel mehr Sicherheit.

Dem Tod als Teil des Lebens sehen

Gemeinsam mit den Betroffenen und ihren Angehörigen gebe es Fallbesprechungen über das weitere Vorgehen, durch die Zusammenarbeit mit dem Hausarzt werde zudem eine ständige Symptom-Kontrolle der Bewohner sichergestellt. Dadurch erhalte der Bewohner in der Sterbephase nicht nur ein gutes Gefühl der Begleitung, vielfach könne ihm auch eine unnötige Einweisung in das Krankenhaus erspart werden. Dies begrüßte ausdrücklich Dr. Hans L. Schneider. Der Mitinitiator des Hospizvereins Ebersberg und der Palliativstation in der Kreisklinik hat auch die Spezialisierte und Allgemeine Ambulante Palliativversorgung (SAPV) im Landkreis mit vorangetrieben. »Unser SAPV-Team kommt sehr gern zu Ihnen ins Haus«, bescheinigte er Werner Benningsfeld die dortige professionelle palliative Begleitung der Bewohner. Ihnen, besonders den orientierungslosen und dadurch sehr verunsicherten Menschen mit Demenz, einen Wechsel in die Klinik zu ersparen, sei sehr wertvoll. Zudem sollten Medizin und Pflege auch immer wieder hinterfragen, ob Menschen mit Demenz in der Sterbephase wirklich noch Infusionen oder Sonden zur Ernährung bräuchten.

Wichtig, so Dr. Hans Gnahn, wäre auch die Achtsamkeit in Punkto Schmerzen. »Weltweit bekommen Menschen mit Demenz nur halb so viele Schmerzmedikamente wie andere Patienten«, so der Ebersberger Neurologe. »Mit dem Leuchtturmprojekt sind wir im Landkreis Ebersberg auf jeden Fall auf einem guten Weg«, sagte Gnahn. »So können wir zur Verbesserung der Lebensqualität der sehr benachteiligten Menschen mit Demenz beitragen. Ich hoffe daher, dass viele Alten- und Pflegeheime im Landkreis Ebersberg das Projekt der Sterbekultur übernehmen werden.« Ina Berwanger

Artikel vom 28.04.2015
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