Beraten, helfen, verändern

Verein siaf ist seit 30 Jahren im Einsatz für Haidhauser Frauen und Kinder

Der Verein siaf bietet schon seit 30 Jahren eine Anlaufstelle für Frauen im Viertel – wie hier Andrea Mathews (links) mit ihrem einjährigen Sohn Erik und Jana Schraut mit ihrem Sohn Jakob, der ebenfalls ein Jahr alt ist.	Foto: js

Der Verein siaf bietet schon seit 30 Jahren eine Anlaufstelle für Frauen im Viertel – wie hier Andrea Mathews (links) mit ihrem einjährigen Sohn Erik und Jana Schraut mit ihrem Sohn Jakob, der ebenfalls ein Jahr alt ist. Foto: js

Haidhausen · Der Verein siaf gehört zu den alteingesessenen Haidhauser Organisationen. Frauen treffen sich im Café Glanz (Sedanstraße 37) und erhalten bei Schwierigkeiten, wie etwa finanziellen Problemen, professionelle Beratung.

Doch auch kulturell hat der Verein einiges zu bieten: Erst 2014 war ein Kunstprojekt der Frauen im Gasteig ausgestellt. In diesem Jahr feiert siaf sein 30. Jubiläum.

Was 1985 als Initiative für alleinerziehende Mütter begann, hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten zu einem Zentrum für Frauen entwickelt. Im Café Glanz, dem Dreh- und Angelpunkt von siaf, genießen Frauen aus dem Stadtteil Haidhausen und der näheren Umgebung kulinarische Köstlichkeiten zu kleinen Preisen, während sich ihre Kinder im Spielzimmer austoben können. Frauen in finanziellen Schwierigkeiten können sich qualifiziert beraten lassen, Langzeitarbeitslose erhalten durch Beschäftigungsprogramme Hilfe beim Wiedereinstieg in den Beruf. Doch auch Künstlerinnen zeigen in der Einrichtung ihre Werke – und große Frauenorganisationen wie etwa »Terre des Femmes« oder der Bund Deutscher Ingenieurinnen nutzen die Räumlichkeiten des Vereins als Treffpunkt.

Doch angefangen hat alles ganz klein. »Wir wollten die soziale Infrastruktur für Frauen im Viertel verbessern«, sagt Johanna Kürzinger, Geschäftsführerin und Mitbegründerin von siaf (das Akronym steht für sozial – integrativ – aktiv – für Frauen). Besonders schwierig sei die Lage damals für Alleinerziehende gewesen. »Gerade für kleine Kinder gab es kaum Betreuungsmöglichkeiten«, erzählt Kürzinger. Der Verein habe zunächst Mutter-Kind-Gruppen für Alleinerziehende angeboten und die Gründung von Elterninitiativen unterstützt.

Auch seien geschiedene und getrennte Frauen mit Kindern Mitte der 1980er Jahre noch mehr Vorurteilen ausgesetzt gewesen – was unter anderem zu Schwierigkeiten geführt habe, eine Wohnung zu bekommen. Deshalb habe der Verein die Gründungen von Hausgemeinschaften mit drei bis vier Alleinerziehenden organisiert. »Die Mütter haben sich dort in einer Art nachbarschaftlicher Hilfe gegenseitig unterstützt«, sagt Kürzinger. Solche Wohnformen gab es in der Sedanstraße, der Metzstraße, der Seerieder Straße und der Orleansstraße. Ein paar der Frauen leben dort laut Johanna Kürzinger noch heute. Seit dem rasanten Anstieg der Mietpreise und der Wohnungsnot im Viertel sei es jedoch nicht mehr möglich, solche Projekte zu realisieren. »Benachteiligt werden alleinerziehende Frauen bei der Wohnungssuche aber noch immer«, klagt Kürzinger.

Von Anfang an aktiv war siaf außerdem im kulturellen Bereich. »Wir wollten nicht nur Probleme wälzen, sondern etwas verändern. Und zwar auf eine Weise, die Spaß macht«, erklärt Kürzinger. Bereits 1987 habe der Verein an den Haidhausener Kulturtagen teilgenommen. Im Anton-Fingerle-Zentrum in der Volkshochschule am Giesinger Bahnhof präsentierten die Frauen 1991 unter dem Titel »Frauen machen Druck« Bilder, Texte und Installationen.Und im vergangenen Jahr war im Gasteig die Ausstellung »Madonna« zu sehen, in der Alleinerziehende mit behinderten Kindern Arbeiten aus dem Bereich Malerei zeigten. Mütter von Kindern mit Behinderung sind bei siaf unter dem Namen Alfabeta seit 2007 in einem eigenen Kontaktnetz aktiv.

Vom 12. bis 14. Juni wird der Verein zudem bei der Veranstaltung »Obacht – Kultur im Quartier« mit dabei sein, bei der zahlreiche Haidhausener Ateliers, Theater und Kunstwerkstätten Einblicke in ihr Schaffen geben. Außerdem finden in der Einrichtung regelmäßig Ausstellungen und Vernissagen statt. Noch bis Sonntag, 7. Juni, stellt Sabrina Bauer im Café Glanz ihre Acrylmalereien aus. »Kreativität ist eine gute Form, sich auszudrücken und andere Menschen zu berühren«, sagt Kürzinger. Dabei muss übrigens nicht immer große Kunst entstehen. Anlässlich des 30-jährigen Bestehens veranstaltet siaf zum Beispiel ein Handarbeitsprojekt, bei dem Alltagsgegenstände eingehäkelt oder eingestrickt werden können. Einen selbst gestrickten Anzug haben bereits die Fallrohre der Dachrinne des Hauses bekommen. Die Strick- und Häkeltreffen finden jeweils freitags von 10 bis 12 Uhr am 8. Mai, 12. Juni und 10. Juli im Café Glanz statt. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich. Das gesamte Programm der Einrichtung ist online unter www.siaf.de abrufbar. Julia Stark

Artikel vom 21.04.2015
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